Junge Businessleute laufen über auf den Boden gezeichnete grüne Weltkarte

Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung setzt in­ter­na­tio­na­len Han­del vor­aus

Han­del und In­ves­ti­tio­nen sind für die Ar­muts­be­kämp­fung und die Er­rei­chung der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lungs­zie­le von zen­tra­ler Be­deu­tung. Nicht ohne Grund konn­ten seit 1990 welt­weit mehr als 1 Mil­li­ar­de Men­schen der ex­tre­men Armut ent­flie­hen. Auch die UNO an­er­kennt den po­si­ti­ven Ein­fluss des in­ter­na­tio­na­len Han­dels auf die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung und be­stä­tigt: Nach­hal­tig­keit ist mehr­di­men­sio­nal. Mit einem Ja zum Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en am 7. März hat das Schwei­zer Stimm­volk die Chan­ce, die öko­no­mi­sche, so­zia­le und öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit im Part­ner­land zu stär­ken.

Kofi Annan, der ehe­ma­li­ge Ge­ne­ral­se­kre­tär der Ver­ein­ten Na­tio­nen (UNO), sagte ein­mal: «Of­fe­ne Märk­te bie­ten die ein­zi­ge rea­lis­ti­sche Hoff­nung, Mil­li­ar­den von Men­schen in Ent­wick­lungs­län­dern aus der bit­te­ren Armut zu be­frei­en und gleich­zei­tig den Wohl­stand in den In­dus­trie­län­dern zu er­hal­ten.» Er war der fes­ten Über­zeu­gung, die Ur­sa­che von Armut und Un­ter­ent­wick­lung sei nicht zu viel, son­dern zu wenig Han­del, und sprach sich daher stets für den Abbau von Han­dels­bar­rie­ren aus.

Co­ro­na-Pan­de­mie zeigt er­neut: Kofi Annan hatte Recht 

An­n­ans Worte aus dem Jahr 2000 mögen selt­sam klin­gen in einer Zeit, die von stei­gen­dem Pro­tek­tio­nis­mus, dem Han­dels­streit zwi­schen Gross­mäch­ten und einer schwä­cheln­den Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on (WTO) ge­prägt ist. So wei­chen heute viele Staa­ten auf­grund von aus­blei­ben­den mul­ti­la­te­ra­len Li­be­ra­li­sie­rungs­run­den auf bi­la­te­ra­le Frei­han­dels­ab­kom­men aus oder grün­den gar neue Frei­han­dels­zo­nen wie zu­letzt in Asien oder in Afri­ka. Gleich­zei­tig ent­puppt sich die Co­ro­na-Pan­de­mie als gröss­te Han­dels- und Ent­wick­lungs­bar­rie­re über­haupt. Aus­sen­han­del und In­ves­ti­tio­nen sind 2020 dra­ma­tisch ein­ge­bro­chen. Und siehe da: Auf glo­ba­ler Ebene hat die ex­tre­me Armut erst­mals seit 1998 wie­der leicht zu­ge­nom­men, auch wenn ihr al­lein seit Be­ginn der 1990er-Jahre über eine Mil­li­ar­de Men­schen ent­flie­hen konn­ten. Kri­ti­ker des Welt­han­dels lässt dies zwar nicht ver­stum­men. Vie­len an­de­ren wird je­doch klar, wes­halb neben der UNO auch die Welt­bank, die WTO und der Pri­vat­sek­tor seit Jah­ren be­teu­ern, es brau­che nicht mehr, son­dern we­ni­ger Han­dels­bar­rie­ren. 

Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung um­fasst 17 Ziele und drei Di­men­sio­nen

Auch ein Gross­teil der Wis­sen­schaft ist sich einig: Of­fe­ne Märk­te und grenz­über­schrei­ten­der Han­del wir­ken sich mehr­heit­lich po­si­tiv auf die wirt­schaft­li­che und so­zia­le Ent­wick­lung aus. Die UNO hat daher in ihrer Agen­da 2030 für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung klar fest­ge­hal­ten, dass der Pri­vat­sek­tor für die Er­rei­chung der 17 nach­hal­ti­gen Ent­wick­lungs­zie­le (SDGs) eine zen­tra­le Rolle spielt. Um eine glo­ba­le nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung zu ge­währ­leis­ten, muss je­doch nicht nur die öko­lo­gi­sche, son­dern auch die öko­no­mi­sche und so­zia­le Di­men­si­on der Nach­hal­tig­keit be­rück­sich­tigt wer­den. Ar­muts­be­kämp­fung ohne Stär­kung von Ge­sund­heit und Bil­dung dürf­te also schwie­rig wer­den. Oder aber: Die Be­kämp­fung des Kli­ma­wan­dels in Län­dern, in denen viele Men­schen an Hun­ger lei­den, hat vor Ort wohl wenig Prio­ri­tät, auch wenn die Her­aus­for­de­run­gen mit­ein­an­der ver­knüpft sind. Es ist daher not­wen­dig, die Agen­da 2030 ganz­heit­lich zu be­trach­ten und be­wusst dort ein­zu­grei­fen, wo die stärks­te Wir­kung er­zielt wer­den kann.

Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en: ein Mei­len­stein für die Nach­hal­tig­keit

Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en, über das wir am 7. März ab­stim­men, ist ein wich­ti­ger Schritt hin zu mehr Nach­hal­tig­keit. Ob mit der ge­mein­sa­men Pro­duk­ti­on von Bahn­wa­gen, dem Ex­port von In­su­lin-Pens oder Stahl­draht­net­zen, der di­gi­ta­len Rück­ver­fol­gung von Lie­fer­ket­ten, dem Ver­kauf mo­der­ner Ma­schi­nen und neuer Me­di­ka­men­te – Schwei­zer Fir­men kön­nen sehr wohl einen Bei­trag zur nach­hal­ti­gen wirt­schaft­li­chen, so­zia­len und öko­lo­gi­schen Ent­wick­lung in In­do­ne­si­en leis­ten. Sie schaf­fen nicht nur Ar­beits­plät­ze und damit ver­bun­den einen bes­se­ren Zu­gang zu Bil­dung und Ge­sund­heit. Mit ihren ver­gleichs­wei­se hohen Nach­hal­tig­keits­stan­dards und hoch­wer­ti­gen Ex­port­pro­duk­ten ver­hel­fen sie zudem zu einer res­sour­cen­scho­nen­de­ren Pro­duk­ti­on vor Ort und einer Ver­bes­se­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen. Dar­über hin­aus sin­ken dank dem Zoll­ab­bau auch die Prei­se für die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten in In­do­ne­si­en.

Zudem wer­den mit dem Ab­kom­men Zoll­ra­bat­te für Palm­öl erst­mals an spe­zi­fi­sche Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en ge­knüpft, was ein Novum bei einem Frei­han­dels­ver­trag dar­stellt und hof­fent­lich Si­gnal­cha­rak­ter haben wird. Ohne Ab­kom­men hin­ge­gen pas­siert nichts und der Sta­tus quo bei der Nach­hal­tig­keit bleibt be­ste­hen. Damit ist nie­man­dem ge­dient – weder der Wirt­schaft, noch der Um­welt oder den Men­schen. Und es wäre si­cher­lich auch nicht im Sinne von Kofi Annan oder der neuen WTO-Ge­ne­ral­di­rek­to­rin Ngozi Okon­jo-Iwea­la, die sich im Rah­men der Ar­muts­be­kämp­fung eben­falls stark für den Abbau von Han­dels­bar­rie­ren ein­setzt.

Mehr dazu im dos­sier­po­li­tik zum Thema Han­del und Nach­hal­tig­keit