Neue Studie zeigt: KMU profitieren am stärksten von Freihandelsabkommen
Eine zweite Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft zeigt auf, wie Schweizer Unternehmen Freihandelsabkommen nutzen und damit auch Zölle einsparen. Insgesamt belaufen sich diese Einsparungen auf mehrere Milliarden Schweizer Franken. Und: Entgegen den Behauptungen der Gegner des Abkommens mit Indonesien profitieren nicht nur internationale Grosskonzerne, sondern hauptsächlich hier ansässige KMU. Ein Ja am 7. März bedeutet mehr Wettbewerbsfähigkeit für das Exportland Schweiz.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat im Sommer 2020 eine grossangelegte Studie veröffentlicht, die sich mit der Nutzung von Freihandelsabkommen befasst. Die Datenanalysen belegen, wie intensiv Schweizer Unternehmen die bestehenden Abkommen effektiv anwenden, auch um Zölle zu sparen. Nun wurde in Ergänzung eine zweite Studie publiziert, die einen Fokus auf KMU setzt.
Überdurchschnittlicher Gewinn für KMU
Die stetig weiterbearbeitete Studie des SECO zeigt auf, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) am stärksten von Freihandelsabkommen profitierten. Dank ihnen haben diese Firmen im Jahr 2019 importseitig insgesamt 1134 Millionen Franken eingespart. Die Einsparungen bei grossen Unternehmen, das heisst Organisationen mit mehr als 250 Angestellten, liegen im selben Jahr bei etwa 728 Millionen Franken, wie die neu ausgewerteten Daten zeigen. Generell machten 2019 über 140'000 Firmen von tieferen Importzöllen im Rahmen eines Freihandelsabkommens Gebrauch. Rund 55'000 Firmen nutzten gar bei jeder Transaktion ein solches Abkommen.
Gute Nutzung bei Import und Export
Schweizer Importeure und Konsumenten haben 2018 insgesamt 2,5 Milliarden Franken an Zöllen eingespart durch die Anwendung von Freihandelsabkommen. Die durchschnittliche Nutzungsrate bei Importen in die Schweiz lag für dieses Jahr bei 73 Prozent. Das grösste Sparpotenzial findet sich hier bei Kunststoffen, Käse oder Papierprodukten. Nach Herkunftsland aufgeschlüsselt, wird bei Einfuhren aus Deutschland, Italien, Frankreich, China und Österreich am meisten gespart. Bei der Untersuchung von Exporten konnten zwar nur bestimmte Freihandelsabkommensländer untersucht werden. Bei Ländern wie EU, China, Japan, Kanada und Mexiko wurde für 2018 eine Nutzungsrate von 80 Prozent errechnet. In Schweizer Franken ausgedrückt entspricht das Zolleinsparungen in der Höhe von jährlich 1,8 Milliarden Franken. Die grössten exportseitigen Einsparungen sind bei Uhren, Maschinen und Edelmetallen möglich. Wie diese Daten klar zeigen, nutzen Schweizer Firmen die Vorteile der Freihandelsabkommen bereits sehr häufig. Weitere, noch nicht genutzte Einsparungsmöglichkeiten bieten sich vor allem bei Einfuhren aus China und Deutschland.
2019 konnte die Einsparquote bei Importen bereits auf 84 Prozent erhöht werden. Ausserdem wurde festgestellt, dass Freihandelsabkommen insbesondere dann genutzt werden, wenn die möglichen Zolleinsparungen hoch sind. Je grösser die Präferenzmarge (Differenz zwischen regulärem und präferenziellem Zollsatz), desto grösser die Nutzungsrate. Ausserdem stellt sich heraus, dass Firmen, die einmal Freihandelsabkommen genutzt haben, auch vermehrt bei zukünftigen Geschäften darauf zurückgreifen.
Damit ist der Beweis erbracht: Freihandelsabkommen von grosser Bedeutung für Schweizer Exportwirtschaft
Anstoss für die Studie gab die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats. Die Kommission verlangte eine Auswertung der Auswirkungen von Freihandelsabkommen. Die von der Universität St. Gallen ausgeführte Studie bringt nun den Beweis vor, wie wichtig diese für die Schweizer Exportwirtschaft sind. Die Abkommen eröffnen nicht nur neue Absatzmärkte, sondern sie verbilligen auch den Warenverkehr in und aus der Schweiz.
Aus diesem Grund tragen Freihandelsabkommen zu verbesserten Rahmenbedingungen für die hiesige Exportwirtschaft bei und steigern deren internationale Wettbewerbsfähigkeit. Für die global vernetzte und stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft sind solche Aspekte zentral. Die Weiterentwicklung des Freihandelsnetzes, welches aktuell 30 Abkommen mit 40 Partnern weltweit umfasst, bleibt auch in Zukunft wichtig. Die rasche Ratifizierung der neuen Freihandelsabkommen mit Indonesien am 7. März und Mercosur ist folglich der nächste Schritt in diesem Prozess.
Grundlage für zukünftige Verbesserungen der Freihandelsabkommen
Das für diese erste Nutzungsanalyse erstellte Tool der Universität St. Gallen, der FHA- Monitor, ermöglicht dem SECO zukünftig, die Nutzung von Freihandelsabkommen regelmässig auszuwerten. Ausserdem sollen, basierend auf den Ergebnissen dieser Analysen, die Gründe für die unvollständige Nutzung weiter ergründet werden. Diese verbesserte Datenlage hilft neue Massnahmen zu identifizieren, um die Nutzung vor allem bei Produkten mit hohem Zollersparnispotenzial zu erhöhen. In diesem Kontext stellt der Industriezollabbau in der Schweiz eine wichtige Ergänzung dar. Denn beim Import könnten die Schweizer Unternehmen administrativ entlastet werden.