Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en: Drei Dinge, die Sie viel­leicht noch nicht wuss­ten

Am 7. März stimmt das Schwei­zer Stimm­volk über das In­kraft­tre­ten des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en ab. Mit einem sol­chen Ab­stim­mungs­the­ma muss­ten wir uns bis­her kaum aus­ein­an­der­set­zen. Umso her­aus­for­dern­der ist es, sich als Stimm­bür­ge­rin oder Stimm­bür­ger einen um­fas­sen­den Über­blick zu ver­schaf­fen. Warum ist das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en über­haupt wich­tig? Und was ist ei­gent­lich der kon­kre­te In­halt? Aus Sicht des Schwei­zer Aus­sen­han­dels lie­gen mir ins­be­son­de­re drei Punk­te am Her­zen, die ich hier näher be­leuch­ten möch­te.

Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ist für die Schweiz re­le­vant. Wir alle wis­sen, dass wir als Ex­port­na­ti­on auf einen guten Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten an­ge­wie­sen sind – und In­do­ne­si­en ist mit sei­nen 267 Mil­lio­nen Ein­woh­nern ein wich­ti­ger Wachs­tums­markt. Was vie­len hin­ge­gen we­ni­ger ge­läu­fig ist, sind die In­hal­te von Frei­han­dels­ab­kom­men. Dazu habe ich drei An­mer­kun­gen an­zu­brin­gen.

Ein Frei­han­dels­ab­kom­men ist nicht gleich­zu­set­zen mit un­kon­trol­lier­tem Han­del. Es geht um den Abbau von Han­dels­hür­den und teu­rer Bü­ro­kra­tie. Das kommt allen be­tei­lig­ten Ver­trags­part­nern zu­gu­te.

Ers­tens geht es dabei nicht um den frei­en Han­del im Sinne von un­re­gu­lier­ten und mas­sen­haf­ten Gü­ter­strö­men. Auf bis zu 1300 Sei­ten wird in einem Frei­han­dels­ab­kom­men der Wirt­schafts­ver­kehr zwi­schen den Part­ner­län­dern im De­tail ge­re­gelt. Ziel ist pri­mär der Abbau von Han­dels­bar­rie­ren wie Zölle oder Kon­tin­gen­te. Zudem wer­den Ver­ein­fa­chun­gen bei der Prü­fung der Ein­hal­tung von Pro­duk­te­vor­schrif­ten ver­ein­bart. Na­tio­na­le Re­ge­lun­gen wer­den dabei je­doch nicht auf­ge­ho­ben. Bei­spiels­wei­se müs­sen im­por­tier­te Le­bens­mit­tel oder Spiel­sa­chen wei­ter­hin die na­tio­na­len Pro­duk­te­vor­schrif­ten ein­hal­ten. Das wird auch kon­trol­liert. In der Schweiz ma­chen das un­se­re Be­hör­den. Dass dies tat­säch­lich ge­schieht, zei­gen die un­zäh­li­gen Rück­ruf­ak­tio­nen von feh­ler­haf­ten Pro­duk­ten. Daran wird auch das vor­lie­gen­de Ab­kom­men nichts än­dern.

Das Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en er­leich­tert nicht nur den Wa­ren­han­del, son­dern ver­bes­sert auch den Schutz geis­ti­gen Ei­gen­tums.

Zwei­tens wird durch den Ab­schluss eines Frei­han­dels­ab­kom­mens nicht nur der Gü­ter­ver­kehr ver­ein­facht, son­dern auch der Schutz von Pa­ten­ten und Mar­ken ver­bes­sert. Das ist für un­se­ren Wirt­schafts­stand­ort zen­tral. Wir sind ein in­no­va­ti­ons­ba­sier­tes Land. Unser Wohl­stand hängt von Er­fin­dun­gen ab. Hier leis­tet das Frei­han­dels­ab­kom­men einen wich­ti­gen Bei­trag, da das geis­ti­ge Ei­gen­tum von Schwei­zer Fir­men in In­do­ne­si­en künf­tig bes­ser ge­schützt wird.

Ein Frei­han­dels­ab­kom­men schafft Ver­trau­en und ver­bes­sert den ge­gen­sei­ti­gen Be­hör­den­zu­gang. Ge­ra­de in Kri­sen­zei­ten hilft das sehr.

Drit­tens sind Frei­han­dels­ab­kom­men auch der Be­ginn einer en­ge­ren Zu­sam­men­ar­beit in Wirt­schafts­fra­gen zwi­schen den Re­gie­run­gen. Bei Pro­ble­men im Wirt­schafts­ver­kehr oder in Kri­sen­zei­ten fin­det man leich­ter und vor allem ra­scher Lö­sun­gen. Die Be­hör­den ken­nen sich, das Ver­trau­en nimmt zu und man hat einen bes­se­ren Zu­gang zu­ein­an­der. Und ja, ge­ra­de im Fall von In­do­ne­si­en ist das viel­ver­spre­chend: Das Land wird ge­mäss Ex­per­ten von Pri­ce­wa­ter­hous­e­Co­o­pers in den kom­men­den 30 Jah­ren zur viert­gröss­ten Volks­wirt­schaft der Welt auf­stei­gen. 

Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en dient nicht der Pro­fit­gier von Schwei­zer Fir­men, wie von den Geg­nern gerne be­haup­tet wird. Es ist eine Win-win-Si­tua­ti­on für beide Län­der.

Sie sehen: Frei­han­dels­ab­kom­men wie jenes mit In­do­ne­si­en füh­ren zu in­ten­si­vier­ten Wirt­schafts­be­zie­hun­gen und hö­he­rem Ver­trau­en zwi­schen den Part­ner­län­dern. Es wird nicht nur güns­ti­ger, son­dern auch si­che­rer und ein­fa­cher, mit­ein­an­der Han­del zu be­trei­ben oder im je­weils an­de­ren Land zu in­ves­tie­ren. Das schafft Vor­tei­le für beide Sei­ten. 

Und bitte be­den­ken Sie: In wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten mit stei­gen­dem Pro­tek­tio­nis­mus und einer blo­ckier­ten Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on sind Frei­han­dels­ab­kom­men für die Schweiz ein sehr wert­vol­les In­stru­ment, um den pri­vi­le­gier­ten Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten wie In­do­ne­si­en si­cher­zu­stel­len. Neh­men wir also am 7. März die Chan­ce wahr und stär­ken un­se­re Ex­port­un­ter­neh­men mit einem JA zum Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en.