Symbolbild: Jakarta

Aufbruchstimmung in Jakarta

Zum ersten Mal seit Abschluss des Freihandelsabkommens hat sich Botschafter Erwin Bollinger mit indonesischen Regierungsvertretern zur Sitzung der Gemischten Wirtschaftskommission getroffen. Mit dabei in Jakarta waren ungewöhnlich viele Wirtschaftsvertreter beider Länder, die sich alle einig sind: Indonesien und die Schweiz stehen vor beachtlichen Handelsgewinnen – wenn jetzt die Weichen richtig gestellt werden.

Der Mann im rot-braunen Batikhemd schmunzelt ein wenig, als er nach links auf die Leinwand blickt und das Titelbild des «Tages-Anzeigers» sieht. Er steht an einem kleinen Rednerpult, vor ihm ein Saal voller Zuhörer – die einen aus Indonesien, die anderen aus der Schweiz. Einige aus Politik, viele aus der Wirtschaft. Sie sind ans Indonesia-EFTA Business Forum in Jakarta gekommen, um etwas über die Chancen des neuen Freihandelsabkommens zu erfahren. «Auch Import ist wichtig», lautet die Schlagzeile des Artikels, die der Beamer an die Leinwand leuchtet. Darin geht es um die STI Company, erklärt Anton Santoso, der Mann im Batikhemd. Also seine Firma, in der Ingenieure Maschinenteile aus Metall herstellen. Und zwar in Jakarta. Über der Schlagzeile ragt ein Bild eines Dschungels aus Mangrovenbäumen. «Ich wünschte, wir hätten das hier», meint Santoso. Die Leute im Saal lachen. Dann schiebt er nach, dass genau hier das Problem liege: Bei Indonesien denken viele sofort an Traumstrände, nicht aber an Unternehmertum und entwickelte Industrie. Wenn er erkläre, dass er mit seiner indonesischen Firma Schweizer Unternehmen beliefere, kaufe ihm das niemand ab.

Die Panelisten am EFTA-Indonesien Business Forum diskutieren die Chancen des Freihandelsabkommens.
Die Panelisten am EFTA-Indonesien Business Forum diskutieren die Chancen des Freihandelsabkommens.

Botschafter reist nach Jakarta

23 Prozent der Exporte der STI Company gehen in die Schweiz. Santoso fertigt Komponenten für Schweizer Laserhersteller oder Hersteller von Lagerlogistik an. Nun soll er ein Vorbild werden für viele indonesische Unternehmer, die nun ihrerseits das Freihandelsabkommen als Sprungfeder in die globalen Wertschöpfungsketten der Schweizer Unternehmen nutzen wollen.

Um die Marktchancen Schweizer Unternehmen in Indonesien geht es wiederum ein paar Stunden zuvor im Raum nebenan, in dem sich Botschafter Erwin Bollinger, der für die bilateralen Handelsbeziehungen der Schweiz zuständig ist, mit seinem indonesischen Pendant Botschafter Teuku Faizasyah für eine Gemischte Wirtschaftskommission trifft. Neben indonesischen Wirtschaftsvertretern sind auch viele Manager von Schweizer Firmen aus nahezu allen Branchen dabei.

Einige Mitglieder aus den zwei Delegationen der gemischten Wirtschaftskommission Schweiz-Indonesien.
Einige Mitglieder aus den zwei Delegationen der Gemischten Wirtschaftskommission Schweiz-Indonesien.

260 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten

Die Schweiz ist mit Direktinvestitionen in Höhe von fast sieben Milliarden Franken, 21'000 Angestellten und einem Handelsvolumen von 1,4 Milliarden Franken ein wichtiger Handelspartner Indonesiens, und der stark wachsende Markt eine lukrative Destination für Schweizer Waren und Dienstleistungen. Dass immer mehr der 260 Millionen Menschen in Indonesien in die Mittelschicht vorstossen, hochwertige Produkte konsumieren oder qualifizierte Investitionsgüter nachfragen, zeigt: Es sind noch viel höhere Handelsgewinne möglich. Das betonen die Schweizer Wirtschaftsvertreter an der Kommission. Sie legen dar, welche Hürden sie daran hindern, diese zu verwirklichen. Das Freihandelsabkommen wird einige dieser abbauen, es braucht aber noch weitere Reformen – insbesondere, damit die Erfindungen der hochinnovativen Schweizer Firmen umfassend geschützt sind. Die Kommission leistet einen wichtigen Beitrag, bei den Reformen zu unterstützen und weitere anzustossen. Die Bereitschaft hierzu ist auf beiden Seiten vorhanden, denn Anton Santoso hat gezeigt: Indonesische und Schweizer Firmen spannen gut zusammen, wenn die beiden Länder für einen offenen Marktzugang sorgen – und schaffen damit auf beiden Seiten Wohlstand und Arbeitsplätze.