# 9 / 2017
28.11.2017

Strukturwandel in der Schweiz: Fakten und Wahrnehmung

Fazit

Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung kam es in der Schweiz nicht zu einer Verknappung von Arbeitsplätzen. Vielmehr stieg die Anzahl verfügbarer Arbeitsstellen jedes Jahr stark an. Wie lässt sich das vor dem Hintergrund der raschen technologischen Entwicklung erklären?

Neue Technologien mögen einzelne Branchen oder Berufe verdrängen, gesamtwirtschaftlich gesehen bringen sie aber grosse Produktivitätssteigerungen mit sich. Auch wenn der Anteil einzelner Akteure am Wirtschaftskuchen kleiner wird, wächst dieser Kuchen gesamthaft. So brachte die Erfindung des Personal Computers (PC) in den 1980er-Jahren die Schreibmaschine immer mehr in Bedrängnis, doch sie führte in anderen Branchen zu erheblichen Produktivitätsgewinnen. Sie ermöglichte dem Bankangestellten, einen Kreditantrag viel schneller zu bearbeiten, die Sekretärin brauchte viel weniger Zeit zur Erstellung und Entsendung eines Briefs oder der Ingenieur konnte seine Berechnungen dank entsprechender Software viel schneller und präziser durchführen. Diese Produktivitätssteigerungen schlugen sich wiederum in höheren Löhnen, geringeren Arbeitszeiten und/oder tieferen Preisen nieder. Durch das zusätzliche Einkommen stieg die Nachfrage nach weiteren Waren und insbesondere Dienstleistungen. Um diese Nachfrage zu decken, musste wiederum zusätzliche Arbeit geleistet werden, was neue Arbeitsplätze schuf.

Der technologische Wandel führt nicht nur zu Stellenverlusten, sondern auch zur Schaffung neuer Jobs. Mit der sich verändernden Wirtschaftsstruktur gibt es auch Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeit geht uns aber nicht aus, sondern sie verändert sich lediglich. Dass in der Öffentlichkeit trotzdem die Wahrnehmung von Stellenverlusten dominiert, liegt in der Natur der Sache: Bei einem Konkurs oder der Umstrukturierung einer Firma sind die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden oder auch auf eine Region ziemlich konkret und unmittelbar. Demgegenüber findet der Stellenaufbau eher schleichend statt und wird von den Unternehmen nur selten kommuniziert.