Erfolgsmodell Zahnmedizin braucht kein Obligatorium
- Introduction Executive summary | Positions of economiesuisse
- Chapter 1 Zahnmedizin in der Schweiz: eine Erfolgsgeschichte
- Chapter 2 Ein gefährdetes Erfolgsmodell
- Chapter 3 Hohes Niveau der Zahngesundheit in der Schweiz
- Chapter 4 Die zahnmedizinische Versorgung der Schweiz
- Chapter 5 Ungleichheit im Gesundheitsbereich
- Chapter 6 Fazit: «If it ain’t broke, don’t fix it»
Hohes Niveau der Zahngesundheit in der Schweiz
Enorme Verbesserungen in den letzten Jahrzehnten
Steiner et al. (2010) untersuchten den Kariesverlauf über 45 Jahre in Zürcher Schulen. Erfreulicherweise konnten sie eine deutliche Verbesserung der Zahngesundheit beobachten: Entsprechende Krankheiten sind um vier Fünftel (80 Prozent) zurückgegangen! In erster Linie ist das Zähneputzen mit Fluorid-Zahnpasta für diese positive Entwicklung verantwortlich, in zweiter Linie das fluoridierte Salz.
Darüber hinaus scheinen auch die Verbreitung zuckerfreier Süssigkeiten und die Fortschritte in der Zahnmedizin einen positiven Einfluss auf die Zahngesundheit zu haben. Hingegen wird der Effekt der Schulprophylaxe von Menghini (2009) als eher gering eingeschätzt. In anderen europäischen Ländern beobachte man ähnliche Verbesserungen in der Zahngesundheit mit deutlich weniger oder gar keiner Schulprophylaxe.
Auch innerschweizerisch könne man keine Unterschiede in der Zahngesundheit erkennen, obwohl in der Romandie die Schulzahnprophylaxe weit weniger verbreitet sei als in der Deutschschweiz. Allerdings basiert diese Untersuchung auf einer Rekrutenbefragung und schliesst die zugewanderte Bevölkerung aus. Trotzdem darf man annehmen, dass die Schulprophylaxe vor 40 Jahren eine grössere Bedeutung hatte als heute. Kurz: Das Zähneputzen ist für die Zahngesundheit entscheidend. Allerdings scheint ein gewisses Niveau an Zähneputzen zu genügen. So hatten Rekruten, die immer nach dem Essen die Zähne putzten, keine bessere Zahngesundheit, als jene, die sich (nur) zweimal pro Tag um ihre Zahnhygiene kümmerten.
Die Autoren dieser Studie vermuten, dass die verbesserte Zahngesundheit der 1980er-Jahrgänge auf die Fluoridisierung des Salzes zurückzuführen sei, von der jene Altersgruppe seit Geburt profitieren konnte. Nach Einführung des fluoridierten Salzes in den 1950er-Jahren nahm die Abdeckung nämlich kontinuierlich zu. Doch erst seit 1983 wird flächendeckend eine im Vergleich zu den Anfangszeiten erhöhte Dosierung von 250 Milligramm Fluoride pro Kilogramm Salz verwendet. Die Abdeckung ist kontinuierlich gestiegen und beträgt heute über 80 Prozent. (Bühler, Urs: Seit 50 Jahren fluoridiertes Speisesalz: Pioniertat im Kampf gegen Karies. In: «NZZ» vom 17. Oktober 2005.)
Grafik 1
Prozentanteil der 13-Jährigen, die ihre Zähne mehr als einmal pro Tag reinigen
World Health Organization
Ein internationaler Spitzenwert in der Zahnreinigung führt zu einer guten Zahngesundheit – dies bestätigen Statistiken der OECD für die Schweiz. Als Indikator wird der sogenannte «DMFT-Index» bei 12-jährigen Kindern verwendet: Auf Basis von standardisierten Untersuchungen wird gemessen, wie viele Zähne entweder kariös sind («decayed»), aufgrund von Karies fehlen («missing») oder bereits eine Füllung haben («filled»). Dabei gilt ein Wert von unter 1.2 als sehr gut und dem entsprechenden Land wird ein hohes Niveau der Zahngesundheit attestiert. In diese Kategorie fällt unter anderem die Schweiz: Mit einem durchschnittlichen DMFT-Wert von 0.8 (im Jahr 2009) fällt der Index in etwa gleich hoch aus wie in Deutschland oder Grossbritannien (je 0.7) bzw. Schweden und Belgien (beide 0.9). Den tiefsten in der Untersuchungsperiode aufgezeichneten Wert erreichte Dänemark mit 0.6 Indexpunkten.
Grafik 2
DMFT-Index von 12-jährigen Kindern
OECD
Schweiz schneidet international gut ab
Das Angebot an international einheitlichen Erhebungen im Bereich der Zahngesundheit ist relativ klein. Die verfügbaren Statistiken beziehen sich nahezu ausschliesslich auf die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen. Diese Daten weisen darauf hin, dass sich die Schweiz betreffend Zahngesundheit im internationalen Vergleich auf sehr hohem Niveau bewegt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) misst beispielsweise die Häufigkeit der individuellen Zahnpflege, was als wichtigstes Inputmass der Zahngesundheit gilt. 87 Prozent aller 13-jährigen Kinder in der Schweiz reinigen ihre Zähne mindestens zweimal täglich– in keinem anderen Land wurde ein so hoher Anteil gemessen. Zwischen den Geschlechtern gibt es in allen untersuchten Ländern substanzielle Unterschiede. Mädchen reinigen die Zähne signifikant öfter als gleichaltrige Knaben.
Erstes Zwischenfazit: Schweizer haben gute Zähne
Die verbesserte Zahngesundheit ist ein internationaler Trend, von dem auch die Schweiz profitiert. Sie zählt heute zu den Ländern mit der besten Zahnpflege und Zahngesundheit weltweit.