Für mehr Ei­gen­ver­ant­wor­tung und we­ni­ger staat­li­che Re­gu­lie­rung in der Nah­rungs- und Ge­nuss­mit­tel­bran­che

Leb­ku­chen, Weih­nachts­ge­bäck und sons­ti­ge Süs­sig­kei­ten zie­hen in der Weih­nachts­zeit un­se­re Auf­merk­sam­keit als Ge­schenk oder zum per­sön­li­chen Ge­nuss be­son­ders auf sich. Hört man sich je­doch in der Kon­su­men­ten­schutz-Land­schaft um, so könn­te man mei­nen, der Staat müsse uns mit allen Mit­teln vor zu­cker­hal­ti­gen Le­bens­mit­teln schüt­zen. Doch wo hört die Frei­heit auf, nach einem Zimt­stern zu grei­fen und wo be­ginnt die Pflicht des Staa­tes, uns vor zu viel Zu­cker, Fett und Salz zu schüt­zen?

Diese an­geb­li­che Ob­huts­pflicht des Staa­tes drückt bis zur Be­wer­bung und Re­gle­men­tie­rung von Ge­nuss­mit­teln durch. Braucht es über den Ju­gend­schutz hin­aus­ge­hen­de Ein­schrän­kun­gen der Wer­bung für Ta­bak­pro­duk­te oder be­lässt man es der Ei­gen­ver­ant­wor­tung eines Er­wach­se­nen, ob und wel­che Wer­bung er kon­su­mie­ren will.

Es ist nicht nach­voll­zieh­bar, wieso staat­li­che Be­vor­mun­dung und das pa­ter­na­lis­ti­sche Ver­ständ­nis von Kon­su­men­ten­schüt­zern die ge­eig­ne­ten Mit­tel sein sol­len, um uns vor einem «An­schlag» der Le­bens­mit­tel- und Ta­bak­kon­zer­ne auf die Volks­ge­sund­heit und ex­or­bi­tan­ten Ge­sund­heits- und Zahn­arzt­kos­ten zu be­wah­ren. Viel­mehr soll­te es darum gehen, den Bür­gern ihre Ei­gen­ver­ant­wor­tung zu be­las­sen und ihnen den ge­sun­den Men­schen­ver­stand nicht ab­zu­spre­chen.

Frau kauft in Supermarkt ein

Die Al­li­anz der Kon­su­men­ten­schutz-Or­ga­ni­sa­tio­nen gab im Nah­rungs­mit­tel­be­reich un­längst be­kannt, was 2018 auf ihrer To-do-Liste steht: eine spe­zi­el­le Kenn­zeich­nung auf Le­bens­mit­teln. Mit­tels eines Am­pel­sys­tems sol­len «schäd­li­che In­hal­te» zu­künf­tig zwin­gend auf Pa­ckun­gen aus­ge­wie­sen wer­den. Nähr­wer­te wie Zu­cker, Fett oder Salz sol­len nach Mass ihrer Be­droh­lich­keit mit den Far­ben Rot, Gelb und Grün ge­kenn­zeich­net wer­den. Kürz­lich hatte die Waadt­län­der Kan­tons­re­gie­rung eine Zu­cker­steu­er von 30 Rap­pen pro Liter Süss­ge­tränk vor­ge­schla­gen, um Zahn­be­hand­lun­gen bei Kin­dern zu fi­nan­zie­ren – der Zu­sam­men­hang liege ja auf der Hand. Glück­li­cher­wei­se be­sann sich die Kan­tons­re­gie­rung in die­sem Fall eines Bes­se­ren und die Vor­la­ge ist vor­erst vom Tisch. Un­gleich ver­hält es sich mit der Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Neu­en­burg, die ak­tu­ell von den Par­la­men­ta­ri­ern in Bun­des­bern be­han­delt wird. Ge­for­dert wird die Ein­füh­rung einer na­tio­na­len Ge­setz­ge­bung über zu­cker­hal­ti­ge Le­bens­mit­tel – die Zu­cker­steu­er in­be­grif­fen. Der Bund solle Vor­schrif­ten zur Ab­ga­be von Le­bens­mit­teln mit hohem Ka­lo­ri­en­ge­halt und deren Be­wer­bung er­las­sen. Ähn­li­che Be­stre­bun­gen lau­fen auch in den Kan­to­nen Genf, Frei­burg, Jura und Wal­lis.

Die über­schies­sen­den Ein­grif­fe sind be­vor­mun­dend und brin­gen keine Re­sul­ta­te.

Die­ses pa­ter­na­lis­ti­sche Ver­ständ­nis spie­gelt sich ak­tu­ell auch im po­li­ti­schen Pro­zess zum Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz. Der erste Vor­ent­wurf wurde vor­erst mit dem Auf­trag ans Par­la­ment zu­rück­ge­wie­sen, den Han­del mit Al­ter­na­tiv­pro­duk­ten wie E-Zi­ga­ret­ten oder Snus zu le­ga­li­sie­ren und diese Pro­duk­te ent­spre­chend zu re­geln. Der «Fach­ver­band Sucht» etwa be­zeich­ne­te jüngst E-Zi­ga­ret­ten als Mit­tel für den Aus­stieg vom Rau­chen. An­statt nun po­ten­zi­ell we­ni­ger schäd­li­che, ver­bren­nungs­freie Al­ter­na­ti­ven zu för­dern, sol­len diese auch im zwei­ten Vor­ent­wurf re­gu­la­to­risch immer noch stark ein­ge­dämmt wer­den. Dies hemmt die In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit und die ent­spre­chen­den In­ves­ti­tio­nen der Bran­che im Be­reich der we­ni­ger schäd­li­chen Al­ter­na­ti­ven. Fer­ner wurde bei der Rück­wei­sung vom Bun­des­rat ver­langt, auf zu­sätz­li­che Wer­be­ein­schrän­kun­gen und ex­zes­si­ve Ad­mi­nis­tra­tiv­mass­nah­men zu ver­zich­ten. Nun fin­den sich statt­des­sen im zwei­ten Vor­ent­wurf neu­ar­ti­ge Be­schrän­kun­gen der Wirt­schafts­frei­heit wie Ein­schrän­kun­gen der Wer­bung und der le­gi­ti­men Pro­duk­te­an­ga­ben oder etwa er­wei­ter­te Kom­pe­ten­zen, die den Bun­des­rat zu will­kür­li­chen Ein­grif­fen in Pro­duk­te­re­zep­tu­ren er­mäch­ti­gen wür­den.

Diese über­schies­sen­den Ein­grif­fe sind be­vor­mun­dend und brin­gen keine Re­sul­ta­te. Auch im Be­reich der Nah­rungs- und Ge­nuss­mit­tel muss man den Bür­gern die Frei­heit las­sen, ei­gen­ver­ant­wort­lich ent­schei­den und han­deln zu dür­fen.