Weihnachtsbrief an Jean-Claude Juncker: Textvorschläge gesucht

In der Diplomatie werden wichtige Mitteilungen und Botschaften schriftlich ausgetauscht. Was also würden Sie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schreiben?

Die Anrede wäre immer gleich, zum Beispiel «Cher Monsieur le Président».

Hier ein paar Ideen, fangen wir an mit unserer Bundespräsidentin Doris Leuthard:

«Wir nehmen Ihre Entscheidung der Äquivalenzanerkennung der Schweizer Börsenregulierung mit Wohlwollen zur Kenntnis. Neu für uns ist, dass diese Anerkennung auf ein Jahr befristet sein soll, denn die diesbezügliche Schweizer Regelung hat eine unbefristete Geltung. Ihre Begründung dieser Befristung mit der Notwendigkeit von Fortschritten beim institutionellen Rahmenabkommen ist für uns nicht nachvollziehbar. Im Falle von Australien, Hongkong oder den USA haben Sie ja unbefristete Anerkennungen beschlossen. Und diese Länder verhandeln ja nicht einmal über ein Rahmenabkommen.»

SVP-Präsident Albert Rösti:

«Mon ami, merçi beaucoup. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Dank Ihrer Entscheidung haben wir es nun leichter mit dem Sammeln der Unterschriften zur Volksinitiative zur Kündigung der Personenfreizügigkeit.»

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel:

«Nach kurzer Rücksprache mit meinen Kollegen in Frankreich, Italien und Österreich möchte ich Ihnen mitteilen, dass die Schweiz für uns einer der wichtigsten Absatzmärkte mit einem grossen Handelsbilanzüberschuss zu unseren Gunsten ist. Wir hätten auch gerne ein institutionelles Abkommen mit der Schweiz, aber dieses wiegt unsere bereits bestehenden wirtschaftlichen Interessen nicht auf. Wer soll denn noch unsere Dieselfahrzeuge kaufen?»

Rumäniens Präsident Klaus Johannis:

«Wir bedauern ausserordentlich, wenn wegen einer juristischen Übung in Brüssel die Schweiz nun innenpolitische Probleme bei der raschen Ausarbeitung des zweiten Erweiterungsbeitrags haben wird. Nach Rücksprache mit meinen Kollegen in Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn teilen wir mit, dass wir von Ihnen eine zügige Deblockierung erwarten. Ansonsten stellen wir Ihnen die entgangenen Projektgelder von rund 110 Millionen Euros pro Jahr gerne in Rechnung.»

Ich selbst würde Herrn Juncker wie folgt schreiben:

«Der Erweiterungsbeitrag der Schweiz ist nicht der ‹Preis› für den Zugang zum Binnenmarkt. Denn die EU hat ihrerseits den gleichen Zugang zum Schweizer Markt. Dabei erwirtschaftet sie einen Überschuss von 40 Milliarden Franken je nach Jahr und wir verlangen ja auch keinen ‹Preis› dafür. Der Erweiterungsbeitrag ist ein solidarisches Investment der Eidgenossenschaft in die Zukunft von Mittel- und Osteuropa sowie ein Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingswelle in Südeuropa. Über das Rahmenabkommen kann man gerne verhandeln – aber Druckversuche wecken eher Misstrauen.»

Weihnachtsmann, Lappland:

«Unter Freunden teilt man Wünsche und Geschenke (z.B. Luxemburgerli?), nicht Forderungen und Drohungen. Wie die Kleineren nicht mit Sand um sich werfen sollten, haben sich die Grösseren nicht mit Büroklammern gegenseitig zu bewerfen.»

Und soeben eingetroffen

Donald, Penn-Ave 1600 NW, Washington D.C.:

John, Hi. Put your fingers off my sister republic. If someone f…. Switzerland it’s me, because AMERICA first. Swiss is simple: If you have money go Geneva/if you want money go Zürich. +++Danger: Stopp kissing around in Berne because #MeToo laws in Switz parliament, soo boring+++ DT

Was würden Sie Herrn Juncker schreiben? Danke für Ihre Vorschläge.