Hand hält Geld

Zei­chen gegen ge­bun­de­ne Aus­ga­ben set­zen

Die durch das Nein zur Al­ters­vor­sor­ge­re­form nicht be­nö­tig­ten Mit­tel sol­len frei­ge­hal­ten wer­den und re­gel­kon­form in den Schul­den­ab­bau flies­sen. Das würde den fi­nanz­po­li­ti­schen Spiel­raum, wie vom Bun­des­par­la­ment in der Herbst­ses­si­on ge­for­dert, er­hö­hen.

Der Bund er­hebt seit 1999 das so­ge­nann­te De­mo­gra­fie­pro­zent. Es fe­dert die fi­nan­zi­el­len Kon­se­quen­zen der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung für die AHV ab. Die Ein­nah­men des De­mo­gra­fie­pro­zents kom­men aus­schliess­lich der AHV zu­gu­te. 83 Pro­zent der Ein­nah­men gehen di­rekt in die AHV. 17 Pro­zent gehen an den Bund. Der Bund ver­wen­det die Mit­tel, um sei­nen jähr­li­chen Bei­trag von 8,3 Mil­li­ar­den Fran­ken an die AHV zu fi­nan­zie­ren.

Die Re­form der Al­ters­vor­sor­ge 2020 hätte eine we­sent­li­che Än­de­rung die­ser Fi­nan­zie­rungs­ord­nung ge­bracht. Das volle Pro­zent wäre künf­tig di­rekt in die AHV ge­flos­sen. Die weg­ge­fal­le­nen Mit­tel hätte der Bund durch Mit­tel aus dem all­ge­mei­nen Bun­des­haus­halt er­set­zen müs­sen, wel­che an­de­ren Auf­ga­ben nicht mehr zu Ver­fü­gung ge­stan­den wären. Über die Zeit wären so Mit­tel von bis zu 700 Mil­lio­nen Fran­ken für die AHV ge­bun­den wor­den. Mit der Ab­leh­nung der Al­ters­vor­sor­ge­re­form wird diese Neu­re­ge­lung nicht um­ge­setzt: Der Bund ver­fügt also wei­ter­hin über sei­nen 17-Pro­zent-An­teil am De­mo­gra­fie­pro­zent. Die rund 450 Mil­lio­nen Fran­ken ver­blei­ben somit im Bun­des­haus­halt.

Weil der Bun­des­rat für das Bun­des­bud­get 2018 be­reits mit der Neu­re­ge­lung ge­rech­net hatte, fragt sich, was mit den über­schüs­si­gen 450 Mil­lio­nen Fran­ken nun ge­schieht. Die na­he­lie­gen­de Lö­sung wäre, das Bud­get wie vom Bun­des­rat auf­ge­setzt zu ver­ab­schie­den und die frei ge­wor­de­nen Mit­tel in den Abbau der immer noch 100 Mil­li­ar­den Fran­ken hohen Bun­des­schuld zu lei­ten. Die­ses Vor­ge­hen er­mög­licht auch, ein Zei­chen gegen das ge­wich­tigs­te fi­nanz­po­li­ti­sche Pro­blem des Bun­des zu set­zen: das ste­ti­ge Wachs­tum der ge­bun­de­nen Aus­ga­ben.

Denn die ge­bun­de­nen Aus­ga­ben be­tra­gen heute schon über 60 Pro­zent der Ge­samt­aus­ga­ben und schrän­ken die fi­nanz­po­li­ti­sche Hand­lungs­fä­hig­keit des Par­la­ments mas­siv ein. Des­halb hat das Par­la­ment dem Bun­des­rat kürz­lich den ver­bind­li­chen Auf­trag er­teilt, die ge­bun­de­nen Aus­ga­ben um fünf bis zehn Pro­zent zu sen­ken. Mit der Ab­leh­nung der Al­ters­vor­sor­ge 2020 bie­tet sich die Ge­le­gen­heit dazu.

Indem die nun nicht be­nö­tig­ten Mit­tel frei­ge­hal­ten wer­den, hat es das Par­la­ment in der Hand, den Auf­trag an den Bun­des­rat gleich selbst ein Stück weit um­zu­set­zen. Der Bund braucht Hand­lungs­spiel­räu­me, weil ge­wich­ti­ge Vor­la­gen an­ste­hen: neben der Steu­er­re­form 2017 zum Bei­spiel die Be­schaf­fung neuer Kampf­flug­zeu­ge oder die Re­form der Ehe­paar­be­steue­rung. Jetzt fi­nanz­po­li­ti­schen Spiel­raum frei­zu­hal­ten und wo immer mög­lich neuen zu schaf­fen, wird die Durch­füh­rung die­ser Pro­jek­te mass­geb­lich er­leich­tern.