Agrar­po­li­tik: Nach Tre­ten am Ort sind nun Öff­nungs­schrit­te ein­zu­lei­ten

Es ist sehr zu be­grüs­sen, dass der Bun­des­rat eine heis­se Kar­tof­fel an­fas­sen will: die Öff­nung der Schwei­zer Agrar­märk­te. Denn seit der Öff­nung des Schwei­zer Kä­se­mark­tes ist nicht mehr viel ge­sche­hen und wei­te­re not­wen­di­ge Öff­nungs­schrit­te wur­den ver­tagt.

Ein Tre­ten an Ort ist je­doch für die Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie ge­fähr­lich, für die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten schäd­lich und schliess­lich auch nicht im lang­fris­ti­gen In­ter­es­se der Schwei­zer Land­wirt­schaft.

Die Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie ist auf Ge­deih und Ver­derb auf den Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten an­ge­wie­sen. Nach­dem die Doha-Runde der WTO ste­cken ge­blie­ben ist, kann der Markt­zu­gang nur noch durch bi­la­te­ra­le Frei­han­dels­ab­kom­men ge­si­chert wer­den. Doch an­de­re Län­der ver­lan­gen zu Recht als Ge­gen­leis­tung für die Öff­nung ihrer Märk­te einen bes­se­ren Zu­gang zum hie­si­gen Agrar­markt. Öff­nungs­schrit­te in der Land­wirt­schaft wer­den so not­wen­dig, um die wert­schöp­fungs­in­ten­si­ven Ar­beits­plät­ze der Ex­port­in­dus­trie in der Schweiz hal­ten zu kön­nen.

Der Ein­kaufts­tou­ris­mus wird ge­ra­de durch die teu­ren Schwei­zer Nah­rungs­mit­tel­prei­se be­feu­ert. Eine Öff­nung der Schwei­zer Agrar­märk­te re­du­ziert den An­reiz zu Ein­käu­fen aus­ser­halb der Schweiz und ent­las­tet die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten dank der tie­fe­ren Prei­se. Zu­sätz­lich würde die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie zu in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hi­ge­ren Be­din­gun­gen pro­du­zie­ren kön­nen.

Schliess­lich er­weist sich die Ab­schot­tung lang­fris­tig auch für die Land­wirt­schaft als Boo­me­rang. Ers­tens zeigt die Er­fah­rung der Ge­schich­te, dass die An­pas­sung bei einer auf­ge­scho­be­nen Struk­tur­er­hal­tung doch noch kommt, ein­fach spä­ter, dafür meist ra­di­ka­ler. Zwei­tens ver­passt man es, sich in­ter­na­tio­nal aus­zu­rich­ten und er­folg­reich Ni­schen mit einer hö­he­ren Wert­schöp­fung zu be­set­zen.

Kurz­um: Es ist also drin­gend Zeit, das heis­se Eisen der Agrar­markt­öff­nung ent­schie­den an­zu­pa­cken.