Cyber Holidays
Wo Fahrtwind und virtuelle 3-D-Welt verschmelzen: Die Digitalisierung ist im Europapark angekommen. Eine Hommage an den Europapark 4.0 und die Ferien der Zukunft.
Wissen Sie, was ein Coastiality ist? Das Wort setzt sich zusammen aus Virtual Reality und Coaster, eine virtuelle Achterbahnfahrt durch die Realität also. Der Europapark bietet diese «Digitale Weltneuheit» gegenwärtig auf dem «Pegasus»- und dem «Alpenexpress» an. Man setzt sich in die Achterbahn, zieht die Virtual Reality-Brille auf und schon spielen sich vor den Augen phantastische Welten ab.
Gleichzeitig spürt man echten Fahrtwind, Fliehkräfte und Kurven. Die animierte, virtuelle 3D-Welt ist auf die Bahn abgestimmt. Reale Fiktion und virtuelle Realität verschmelzen perfekt. So gaukelte mir die Brille mitten in luftiger Höhe vor, die Achterbahn sei nun zu Ende. Zum Glück befand ich mich wenig später in Tat und Wahrheit wieder auf sicherem Boden, wenn auch mit mulmigem Gefühl. Wem das nicht gefällt, der kann auch ins 4-D-Kino gehen. Da schneit und stürmt es und gelegentlich wird man beinahe aus dem Stuhl geschleudert. Der Film reisst einen sprichwörtlich mit.
Regulierungen und Lenkungsabgaben setzen das physische Reisen zudem unter Druck.
Coastiality wie 4-D-Kino sind wahrscheinlich aber nur der Anfang – erste Spielereien, die andeuten, was die Zukunft bringen wird. Eine Zukunft, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität zunehmend verschmelzen. Wo es irrelevant ist, ob man wirklich vor Ort ist oder nur den Eindruck hat, dort zu sein. Das Strandfeeling, das Dschungelabenteuer oder den Himalaya-Treck bequem von zu Hause aus oder in einem Cyber Travel Shop ohne die Strapazen des realen Reisens geniessen – mit alten Freunden und mit neuen, die im selben Programm unterwegs sind. Das alles dürfte schon sehr bald möglich sein.
Das virtuelle Reisen erhält zusätzlichen Aufwind, weil das physische Reisen gleichzeitig unter Druck gerät: Durch die Lenkungsabgaben, die stetig steigen, und den Trend zu immer mehr Regulierungen. Insbesondere mit der Volksinitiative «Grüne Wirtschaft», über die wir am 25. September abstimmen, droht ein neuer Grossangriff auf die Reisebranche. Deshalb: Verreisen Sie in die Ferien, solange Sie noch können. Und vor allem, solange Sie noch wollen. Denn bald dürfte das virtuelle Ferienerlebnis entspannter und befriedigender sein als die realen Strapazen an überfüllten Flughäfen, Stränden und Promenaden. Freuen Sie sich auf die Zukunft und geniessen Sie den Sommer!
Dieser Beitrag ist Teil unserer Artikelserie zur Digitalisierung. Lesen Sie nächstes Mal über globale Wertschöpfungsketten und neue Berufsfelder. Bereits erschienen:
- Bald Reviews und Blockchain statt staatlicher Aufgaben? – Erich Herzog darüber, wie Nutzerintelligenz oft mehr Vertrauen und Effizienz schafft als staatliche Kontrolle.
- Google Tax und andere gefährliche Steuern – Christian Frey über Bestrebungen, die «digitale Wirtschaft» zu besteuern.
- Der Zoll 4.0 darf nicht weiter verzögert werden – Sandra Ruckstuhl über elektronische Verzollungsprozesse bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV).
- Die Gesellschaft ist Treiberin des Wandels – die Digitalisierung beschleunigt ihn – Stefan Vannoni über den Strukturwandel und wie man als Gewinnerin aus der Digitalisierung hervorgeht.
- ICT-Infrastrukturen: Rückgrat einer digitalen Gesellschaft – Marcus Hassler über das Geheimnis schneller und sicherer Internetverbindungen.
- Daten als Treiber der digitalen Wirtschaft – Marlis Henze darüber, wie der rechtliche Rahmen für den Rohstoff «Daten» aussehen soll.
- Was ein Autokauf mit der Standortattraktivität zu tun hat – Erich Herzog fordert im Blog mehr Raum für internationale Selbstregulierung.