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Fa­ta­les Giess­kan­nen-Prin­zip mit «AHVp­lus»

Warum schwächt die AHV-In­itia­ti­ve des Schwei­ze­ri­schen Ge­werk­schafts­bun­des die AHV an­statt sie zu stär­ken? Unser Fak­ten­blatt gibt Ant­wor­ten.

Die In­itia­ti­ve «AHVp­lus» des Schwei­ze­ri­schen Ge­werk­schafts­bun­des for­dert 10 Pro­zent mehr AHV für alle. Denn die AHV-Ren­ten seien seit 40 Jah­ren nicht mehr grund­sätz­lich er­höht wor­den. Die heu­ti­gen Ren­ten­ein­kom­men wür­den in vie­len Fäl­len nicht mehr für ein an­stän­di­ges Leben im Alter rei­chen. Die 1. Säule, die AHV, müsse des­halb ge­stärkt wer­den. Wenn der Exis­tenz­be­darf der Rent­ne­rin­nen und Rent­ner an­ge­mes­sen ge­deckt sei, sol­len laut In­iti­an­ten auch we­ni­ger Per­so­nen auf Er­gän­zungs­leis­tun­gen an­ge­wie­sen sein. Die In­itia­ti­ve muss laut Bun­des­rat und Par­la­ment aus drei Grün­den ab­ge­lehnt wer­den:

AHV si­chern statt ge­fähr­den

2014 hat die AHV mehr aus­ge­ge­ben als ein­ge­nom­men. Ver­ant­wort­lich dafür ist der de­mo­gra­fi­sche Wan­del. Ei­ner­seits sind die Ge­bur­ten­ra­ten seit Jahr­zehn­ten tief und an­de­rer­seits wer­den die heu­ti­gen Rent­ne­rin­nen und Rent­ner älter als je zuvor. Das ist er­freu­lich, führt aber dazu, dass eine AHV-Rente län­ger aus­be­zahlt wird. Zudem kom­men die Ba­by­boo­mer, die ge­bur­ten­star­ken Jahr­gän­ge zwi­schen Mitte 1950er- und 1960er-Jahre, ins Pen­si­ons­al­ter und we­ni­ger Junge stei­gen neu in den Ar­beits­markt ein. Das heisst: Immer mehr Pen­sio­nier­te be­kom­men eine AHV-Rente, wäh­rend immer we­ni­ger Be­rufs­tä­ti­ge Bei­trä­ge dafür be­zah­len. Wenn wir keine Ge­gen­mass­nah­men er­grei­fen, feh­len bis 2030 jähr­lich rund 7,5 Mil­li­ar­den Fran­ken im AHV-Topf.

Damit Be­rufs­tä­ti­ge und Rent­ne­rin­nen und Rent­ner noch lange etwas von der AHV haben, braucht es eine Ge­samt­re­form der Al­ters­vor­sor­ge und nicht eine pau­scha­le Ren­ten­er­hö­hung für alle.

Pau­scha­le Ren­ten­er­hö­hun­gen kos­ten Mil­li­ar­den

Laut In­itia­ti­ve sol­len alle Rent­ne­rin­nen und Rent­ner 10 Pro­zent mehr AHV er­hal­ten – egal ob sie fi­nan­zi­ell dar­auf an­ge­wie­sen sind oder nicht. Diese Ver­tei­lung nach dem Giess­kan­nen­prin­zip ist falsch und teuer. Bei einem Ja zur In­itia­ti­ve müss­ten wir 2030 jähr­lich bis zu 5,5 Mil­li­ar­den Fran­ken mehr für die AHV be­zah­len als heute. Hinzu kom­men die 7,5 Mil­li­ar­den Fran­ken, die auch ohne In­itia­ti­ve schon feh­len. Damit müss­ten wir alle Jahr für Jahr ein Loch von 13 Mil­li­ar­den Fran­ken stop­fen. Laut In­iti­an­ten sol­len das die Be­rufs­tä­ti­gen und Ar­beit­ge­ber über hö­he­re Bei­trä­ge be­zah­len. Es darf aber nicht sein, dass diese Mil­li­ar­den ein­fach auf die Kre­dit­kar­te der Jun­gen ge­bucht wer­den! Das ist kurz­sich­tig und un­fair. Denn heute sind mehr junge Fa­mi­li­en von Armut be­trof­fen als Rent­ner. 

Von der In­itia­ti­ve pro­fi­tie­ren die Fal­schen

Die AHV ist das gröss­te so­li­da­ri­sche So­zi­al­werk der Schweiz. Jene die viel ver­die­nen, zah­len über die fes­ten Lohn­bei­trä­ge deut­lich mehr in die AHV ein, als sie im Alter je zu­rück­er­hal­ten. Sie tra­gen somit we­sent­lich zu den Ren­ten jener Per­so­nen bei, die fi­nan­zi­ell nicht so weich ge­bet­tet sind. Das ist rich­tig so! Ganz im Ge­gen­teil zur In­itia­ti­ve der Ge­werk­schaf­ten, die ab­sur­de Fol­gen für Leute mit tie­fen Ein­kom­men haben kann. Wer heute Er­gän­zungs­leis­tun­gen er­hält, weil er von den Ren­ten­ein­kom­men aus AHV und be­ruf­li­cher Vor­sor­ge sowie sei­nem Ver­mö­gen nicht leben kann, ver­liert mit der In­itia­ti­ve. Denn steigt die AHV, wer­den die Er­gän­zungs­leis­tun­gen ge­kürzt. Die Rent­ner hät­ten zum Schluss nicht mehr im Porte­mon­naie als zuvor. Per­so­nen, die dank der zu­sätz­li­chen AHV-Rente nicht mehr auf Er­gän­zungs­leis­tun­gen An­spruch hät­ten, wären fi­nan­zi­ell sogar schlech­ter­ge­stellt. Denn AHV-Ren­ten sind im Ge­gen­satz zu Er­gän­zungs­leis­tun­gen steu­er­pflich­tig. Zudem fal­len auch Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen bei der Kran­ken­kas­se und an­de­re Ver­güns­ti­gun­gen weg, wenn man nicht mehr An­spruch auf Er­gän­zungs­leis­tun­gen hat. 

Will man den Per­so­nen mit tie­fen Ren­ten hel­fen, ist diese In­itia­ti­ve de­fi­ni­tiv der fal­sche Weg. Sie be­güns­tigt viel­mehr jene Rent­ne­rin­nen und Rent­ner, die nicht auf eine AHV-Er­hö­hung an­ge­wie­sen sind und be­las­tet im Ge­gen­zug die Ar­beit­s­tä­ti­gen – ins­be­son­de­re jün­ge­re Fa­mi­li­en und Al­lein­er­zie­hen­de – über­mäs­sig. 

 

Mehr Ar­gu­men­te und In­for­ma­tio­nen gegen die AHV-In­itia­ti­ve fin­den Sie unter www.​ahv-​initiative-​nein.​ch.