Ordner, Brille und Stift

Ren­ten si­chern, aber nicht aus­bau­en

Die Wirt­schaft for­dert ge­schlos­sen eine ra­sche und fi­nan­zi­ell ver­kraft­ba­re Re­form der Al­ters­vor­sor­ge. Ein Leis­tungs­aus­bau kommt nicht in­fra­ge, struk­tu­rel­le Mass­nah­men sind dafür zen­tral: Ren­ten­al­ter 65 für beide Ge­schlech­ter und – bei Be­darf – eine schritt­wei­se An­he­bung des Ren­ten­al­ters im Rah­men einer Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel für die AHV. Nur so lässt sich an­ge­sichts der de­mo­gra­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau si­chern.

Zum Auf­takt der Be­ra­tun­gen der na­tio­nal­rät­li­chen Kom­mis­si­on er­neu­ert die Wirt­schaft ihre For­de­rung nach einer ra­schen Re­form der Al­ters­vor­sor­ge. Das Ziel der drei Dach­ver­bän­de: die Si­che­rung des heu­ti­gen Ren­ten­ni­veaus. Wo immer we­ni­ger Er­werbs­tä­ti­gen immer mehr Rent­ner ge­gen­über­ste­hen – die Zahl der Rent­ner er­höht sich von ak­tu­ell 1,5 Mil­lio­nen auf rund 3 Mil­lio­nen im Jahr 2045 –, ist eine für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft fi­nan­zi­ell trag­ba­re Re­form des Ren­ten­sys­tems un­er­läss­lich. Ohne Ge­gen­mass­nah­men wird 2030 in der AHV-Kasse ein Loch von 7,5 Mil­li­ar­den Fran­ken klaf­fen. Auf den vom Stän­de­rat be­schlos­se­nen AHV-Leis­tungs­aus­bau mit un­kon­trol­lier­ba­ren Kos­ten­fol­gen muss daher ver­zich­tet wer­den, eben­so muss die Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung auf 0,6 Pro­zent­punk­te be­schränkt wer­den. An­ge­sichts der de­mo­gra­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen ist al­lein die Si­che­rung des heu­ti­gen Ren­ten­ni­veaus am­bi­ti­ös.

 



Kon­kret pos­tu­lie­ren Ar­beit­ge­ber­ver­band, Ge­wer­be­ver­band und eco­no­mie­su­is­se für die AHV fol­gen­de Re­form­mass­nah­men:

• Fest­set­zung des Re­fe­renz-Ren­ten­al­ters bei 65 Jah­ren für beide Ge­schlech­ter (An­pas­sung in vier Jah­res­schrit­ten ab 2018)

• Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung um 0,6 Pro­zent­punk­te in zwei Schrit­ten, recht­lich ge­kop­pelt an das Re­fe­renz-Ren­ten­al­ter 65/65

• Fle­xi­bi­li­sie­rung des Ren­ten­be­zugs zwi­schen 62 und 70 Jah­ren

 



In der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge for­dert die Wirt­schaft nach­fol­gen­de Re­form­mass­nah­men:

• Sen­kung des Min­destum­wand­lungs­sat­zes auf 6,0 Pro­zent mit Kom­pen­sa­ti­on

• Zu­sätz­li­che Kom­pen­sa­ti­ons­mass­nah­men für die Über­gangs­ge­ne­ra­ti­on (ab 55 Jah­ren)

 



Un­ver­zicht­ba­rer Be­stand­teil der Re­form der Dach­ver­bän­de ist zudem eine grif­fi­ge Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel für die AHV:

• Fällt der AHV-Fonds unter 100 Pro­zent, so wer­den Bun­des­rat und Par­la­ment be­auf­tragt, in­ner­halb einer an­ge­mes­se­nen Frist Kor­rek­tur­mass­nah­men zu er­grei­fen.

• Ver­streicht diese Frist un­ge­nutzt oder fällt der AHV-Fonds unter 80 Pro­zent, setzt fol­gen­der Au­to­ma­tis­mus ein: Das Re­fe­renz-Ren­ten­al­ter wird in Mo­nats­schrit­ten um ma­xi­mal 24 Mo­na­te an­ge­ho­ben, zudem wird die Mehr­wert­steu­er um 0,4 Pro­zent­punk­te er­höht.

 



Das Mo­dell der Wirt­schaft si­chert das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau bis weit nach 2030 – und zwar mit einer wirt­schaft­lich und ge­sell­schaft­lich ver­kraft­ba­ren Zu­satz­fi­nan­zie­rung. Die Lö­sung liegt in einer struk­tu­rel­len Ant­wort auf die de­mo­gra­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen. Die Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel sorgt zudem dafür, dass keine Ren­ten­al­ter- und Steu­er­er­hö­hun­gen auf Vor­rat vor­ge­nom­men wer­den. Aus­ge­hend von den Pro­jek­tio­nen des Bun­des­amts für So­zi­al­ver­si­che­run­gen würde die erste Phase der Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel nicht vor 2028/2029 aus­ge­löst. Frü­hes­tens 2031/2032 würde das Re­fe­renz-Ren­ten­al­ter um die ers­ten vier Mo­na­te an­ge­ho­ben. 2035 läge es bei rund 66 Jah­ren.

Nicht zu­letzt muss die Re­form rasch – per 2018 – um­ge­setzt wer­den. Ers­tens muss die Mehr­wert­steu­er so nur ein­mal an­ge­passt wer­den (Ende 2017 läuft be­reits die be­fris­te­te Zu­satz­fi­nan­zie­rung der In­va­li­den­ver­si­che­rung via Mehr­wert­steu­er aus), was Wirt­schaft und Kon­su­men­ten meh­re­re Hun­dert Mil­lio­nen Fran­ken Um­stel­lungs­kos­ten er­spart. Und zwei­tens braucht unser Land drin­gend eine Lö­sung zur Si­che­rung der heu­ti­gen Ren­ten so­wohl in der ers­ten als auch in der zwei­ten Säule.