Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie nur wenn das Er­geb­nis passt?

Die «Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie» wird hoch­ge­lobt und als Wun­der­mit­tel gegen Fehl­ent­wick­lun­gen ge­prie­sen. Darum will der Bun­des­rat diese mit der ver­fehl­ten Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts wei­ter mas­siv aus­bau­en. Die­ser An­pas­sungs­ei­fer, er­gänzt durch die un­ge­len­ke Ein­füh­rung einer «Stimm­pf­licht», per­ver­tiert je­doch das Ziel. Die Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie wird gleich­zei­tig ver­klärt und ver­zerrt.

Bei der Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie soll der Ak­tio­när – zu­meist ro­man­tisch als In­di­vi­du­um vor­ge­stellt – die Ei­gen­tums­rech­te an sei­nem Un­ter­neh­men wahr­neh­men und mit sei­nen Mit­ak­tio­nä­ren die Ge­schi­cke und Ent­wick­lun­gen des Un­ter­neh­mens be­stim­men. Auch die Min­der-In­itia­ti­ve hat diese Idee auf­ge­nom­men und mit dem Vor­schlag beim Volk ge­punk­tet, durch einen welt­weit ein­zig­ar­ti­gen Aus­bau der Ak­tio­närs­rech­te eine «faire» Ent­löh­nung der Ma­na­ger zu be­wir­ken. Nun lie­gen im Nach­gang zur Ge­ne­ral­ver­samm­lungs­sai­son 2015 schon zum zwei­ten Mal Re­sul­ta­te vor. Und siehe da: Auf ein­mal zählt die viel be­schwo­re­ne Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie bei ge­wis­sen Pro­mo­to­ren der Min­der-In­itia­ti­ve nichts mehr. Hef­tig wird kri­ti­siert, dass die Ak­tio­nä­re «falsch» ab­stim­men und im Schnitt mit über 90 Pro­zent der Stim­men die Löhne und Boni der Ma­na­ger gut­heis­sen. Kor­rek­tu­ren seien nötig. Der Staat soll den Ak­tio­nä­ren vor­schrei­ben, was sie mit ihrem Stimm­recht ma­chen dür­fen.

In ihrem Re­gu­lie­rungs­ei­fer ver­stri­cken sich die Kri­ti­ker damit in Wi­der­sprü­chen: Die Pro­mo­to­ren der Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie for­dern auf der einen Seite Ak­tio­närs­rech­te, wol­len diese aber gleich­zei­tig wie­der ein­schrän­ken. Damit wird klar, dass es ihnen nicht um die De­mo­kra­tie, son­dern um mo­ra­li­sche Vor­stel­lun­gen geht. Die De­mo­kra­tie ist für sie nur so lange gut, wie das Er­geb­nis der Ab­stim­mun­gen mit ihrer Ideo­lo­gie über­ein­stimmt.

Die Un­ter­neh­men und Ak­tio­nä­re brau­chen kein ideo­lo­gisch ge­präg­tes Zaum­zeug, son­dern müs­sen sich selbst or­ga­ni­sie­ren dür­fen. Die Un­ter­neh­men stän­dig wei­ter zu gän­geln, über einen star­ren Leis­ten zu schla­gen und Min­der­hei­ten vor Mehr­hei­ten zu stel­len, bis schliess­lich das Er­geb­nis passt, ist nicht De­mo­kra­tie, son­dern deren Ge­gen­teil.