Ren­ten­re­form 2020: ein­sei­tig über­la­den

Nun ist es of­fi­zi­ell: Der Bun­des­rat an­er­kennt den drin­gen­den Hand­lungs­be­darf bei den So­zi­al­ver­si­che­run­gen. Am ver­gan­ge­nen Mitt­woch hat er die Re­form zur Al­ters­vor­sor­ge in die Ver­nehm­las­sung ge­schickt. Statt eines aus­ge­wo­ge­nen Menüs mit klei­nen Por­tio­nen ser­viert die Lan­des­re­gie­rung aber eine kaum ver­dau­li­che Ka­lo­ri­en­bom­be. Die Er­folgs­aus­sich­ten des un­aus­ge­gli­che­nen und über­la­de­nen Re­form­pa­kets sind ge­ring. Es muss un­be­dingt por­tio­niert und ab­ge­speckt wer­den.

Die Re­form der Al­ters­vor­sor­ge ist auf­grund des de­mo­gra­fi­schen Wan­dels eine der gröss­ten Her­aus­for­de­run­gen der Schweiz in den kom­men­den Jah­ren. Wird sie nicht rasch an­ge­packt und um­ge­setzt, dro­hen der AHV bis 2030 De­fi­zi­te von 8,6 Mil­li­ar­den Fran­ken – pro Jahr. Zum Ver­gleich: Die heu­ti­gen Aus­ga­ben der AHV be­lau­fen sich auf knapp 39 Mil­li­ar­den Fran­ken pro Jahr. Lei­der ist der Re­form­vor­schlag des Bun­des­rats zur Al­ters­vor­sor­ge der­art über­la­den, dass er wie die letz­te IV-Re­vi­si­on be­reits im Par­la­ment schei­tern dürf­te. Kommt hinzu, dass die Re­form gröss­ten­teils mit Steu­er­er­hö­hun­gen an­statt mit einem Mix aus Ein­spa­run­gen und Mehr­ein­nah­men fi­nan­ziert wer­den soll. Einen sol­chen Re­form­vor­schlag wird die Wirt­schaft kaum mit­tra­gen.

Um die Ren­ten lang­fris­tig zu si­chern, müs­sen jetzt die not­wen­di­gen Mass­nah­men auf­ge­gleist wer­den. Eine Ge­samt­sicht ist daher zu be­grüs­sen, je­doch dür­fen die ein­zel­nen Mass­nah­men nicht in ein ein­zi­ges Mam­mut­pro­jekt ver­packt wer­den. Viel­mehr müs­sen die Bau­stei­ne nach Wich­tig­keit und Dring­lich­keit prio­ri­siert und als se­pa­ra­te Vor­la­gen be­han­delt wer­den. So muss das Ren­ten­al­ter der Frau­en rasch an jenes der Män­ner an­ge­gli­chen und der Al­ters­rück­tritt ins­ge­samt fle­xi­bi­li­siert wer­den. Wei­ter braucht die AHV drin­gend eine Schul­den­brem­se. Schei­tern näm­lich die an­de­ren Ele­men­te der Re­form, kann so we­nigs­tens ein fi­nan­zi­el­les De­sas­ter ver­hin­dert wer­den. Klei­ne Por­tio­nen sind eben leich­ter zu ver­dau­en – bei einem Über­mass streikt der Magen.