Swiss­ness-Vor­la­ge: Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats po­li­ti­siert an den Be­dürf­nis­sen der Un­ter­neh­men vor­bei

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass die Mehr­heit der Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats – ge­mäss ihrer Me­di­en­mit­tei­lung vom Don­ners­tag – den Be­dürf­nis­sen der Un­ter­neh­men in der Swiss­ness-Vor­la­ge nicht ge­nü­gend Rech­nung tra­gen will. Es ist zu hof­fen, dass das Ple­num in der Win­ter­ses­si­on jene Min­der­heits­an­trä­ge un­ter­stützt, die für die Un­ter­neh­men in un­se­rem Land prak­ti­ka­ble und ein­fach um­setz­ba­re Lö­sun­gen vor­se­hen. So ge­winnt die ganze Schweiz.
Für den Stand­ort Schweiz und die hie­si­gen Un­ter­neh­men ist ein wirk­sa­mer, in der Pra­xis gut um­setz­ba­rer und auf die ver­schie­de­nen Bran­chen ab­ge­stimm­ter Schutz der Marke «Schweiz» wich­tig. An Letz­te­rem man­gelt der nun – in ihrer Me­di­en­mit­tei­lung vom 15. No­vem­ber 2012 –prä­sen­tier­te Vor­schlag der Kom­mis­si­ons­mehr­heit ent­schie­den. Dies gilt mit Bezug auf die Le­bens­mit­tel als auch auf die In­dus­trie­pro­duk­te. Das ist umso un­ver­ständ­li­cher, als dass ver­schie­de­ne Un­ter­neh­men mit prak­ti­schen Bei­spie­len auf die Be­deu­tung einer sol­chen Dif­fe­ren­zie­rung hin­ge­wie­sen hat­ten.

Für die Nah­rungs­mit­tel­bran­che sieht die Kom­mis­si­ons­mehr­heit eine nicht prak­ti­ka­ble Lö­sung vor. Im­mer­hin hat sie im Ge­gen­satz zum Ent­wurf des Bun­des­rats eine Ver­bes­se­rung vor­ge­nom­men, indem der Gel­tungs­be­reich des Art. 48b auf Le­bens­mit­tel be­schränkt ist und nicht alle Na­tur­pro­duk­te er­fasst. Bei den Be­stim­mun­gen über die An­re­chen­bar­keit des Roh­stoff­ge­wichts hat die Kom­mis­si­on sich für eine bü­ro­kra­ti­sche und klein­li­che Lö­sung ent­schie­den. Es ist zu hof­fen, dass der Stän­de­rat hier dem Min­der­heits­an­trag folgt. Die­ser schlägt vor, Roh­stof­fe mit einem Selbst­ver­sor­gungs­grad von we­ni­ger als 50 Pro­zent nicht an­zu­rech­nen.

Wirt­schaft für dif­fe­ren­zier­te Lö­sung: 60 Pro­zent für Uhren, 50 Pro­zent für In­dus­trie­gü­ter ge­ne­rell
Un­ver­ständ­lich und an den Be­dürf­nis­sen der Wirt­schaft vor­bei po­li­ti­siert ist ein Be­har­ren auf dem Vor­schlag, dass bei allen In­dus­trie­pro­duk­ten als Her­kunfts­ort jener Ort gel­ten soll, an dem min­des­tens 60 Pro­zent der Her­stel­lungs­kos­ten an­fal­len. Diese Schwel­le be­deu­tet zwar für die Uh­ren­in­dus­trie eine mi­ni­ma­le Un­ter­gren­ze. Für Un­ter­neh­men an­de­rer Bran­chen ist sie hin­ge­gen zu hoch an­ge­setzt. Sie kön­nen diese Er­for­der­nis­se nicht er­fül­len und müs­sen ihre bis­her als schwei­ze­risch gel­ten­den Pro­duk­te so­zu­sa­gen «aus­bür­gern». Damit der Stand­ort Schweiz ins­ge­samt ge­winnt, braucht es eine Dif­fe­ren­zie­rung. Ein ent­spre­chen­der Vor­schlag liegt auf dem Tisch. Er wird von einer Min­der­heit der Rechts­kom­mis­si­on un­ter­stützt. Kon­kret schlägt er vor, im Ge­setz einen Schwel­len­wert von 60 Pro­zent für Uhren und von 50 Pro­zent für die üb­ri­gen Pro­duk­te zu ver­an­kern. Aus­ser­dem muss aus dem Ge­setz klar her­vor­ge­hen, dass in Bran­chen­ver­ord­nun­gen ab­wei­chen­de Schwel­len­wer­te und Kri­te­ri­en fest­ge­setzt wer­den kön­nen. Die­ser Vor­schlag be­rück­sich­tigt nicht nur die Be­dürf­nis­se der ver­schie­de­nen Bran­chen – er ist auch ein­fa­cher um­setz­bar.

Am Wap­pen­schutz­ge­setz fest­hal­ten
Ob die bis­her zwi­schen den Räten un­be­strit­te­nen Punk­te von der Rechts­kom­mis­si­on noch­mals be­han­delt wur­den, ist nicht be­kannt. Ei­nig­keit herrsch­te bis anhin dar­über, dass die Marke «Schweiz» bes­ser ge­schützt und mit­hil­fe der neuen «geo­gra­fi­schen Marke», dem vor­ge­se­he­nen Re­gis­ter und den Kla­ge­rech­ten des Bun­des auch die Durch­set­zung der Her­kunfts­an­ga­ben im Aus­land ge­stärkt wer­den soll. Mit dem neuen Wap­pen­schutz­ge­setz soll zudem die Hand­ha­bung in der Pra­xis ver­bes­sert wer­den. Es gilt nun, daran fest­zu­hal­ten.