«Recht ohne Gren­zen» be­nach­tei­ligt un­se­re Un­ter­neh­men

Die Aus­sen­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (APK-N) hat sich am Diens­tag mit gutem Grund gegen die Pe­ti­ti­on «Recht ohne Gren­zen» aus­ge­spro­chen. Die Kom­mis­si­on ver­langt aber zu die­sem Thema einen rechts­ver­glei­chen­den Be­richt des Bun­des­rats. Aus Sicht der Wirt­schaft ist der Fokus auf zwin­gen­de Rechts­vor­schrif­ten ver­fehlt. Die Er­fah­run­gen zei­gen klar: Frei­wil­li­ge Stan­dards sind ziel­füh­rend, neue ver­bind­li­che Rechts­vor­schrif­ten füh­ren hin­ge­gen nur zu ex­tra­ter­ri­to­ria­len Kon­flik­ten.
Mit ihrer Pe­ti­ti­on for­dert eine Grup­pe von Schwei­zer Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen Bun­des­rat und Par­la­ment zu einer zwin­gen­den Durch­set­zung einer um­fas­sen­den Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung auf und setzt sich damit über die lo­ka­len Ge­setz­ge­bun­gen hin­weg. Schwei­zer Ge­rich­te sol­len über sol­che Kla­gen von aus­län­di­schen Per­so­nen ur­tei­len.

Die APK-N hat mit 13:8 Stim­men be­schlos­sen, der Pe­ti­ti­on keine Folge zu geben. Für eine Kom­mis­si­ons­mehr­heit ist die so­zia­le Ver­ant­wor­tung mul­ti­na­tio­na­ler Un­ter­neh­men nicht nur ein schwei­ze­ri­sches An­lie­gen. Viel eher müss­ten die Schwei­zer Werte im mul­ti­la­te­ra­len Dia­log ver­foch­ten wer­den. Zudem könn­ten Ge­set­ze mit ex­tra­ter­ri­to­ria­ler Wir­kung die Ein­hal­tung von Men­schen­rech­ten nicht am bes­ten ge­währ­leis­ten. Sie wür­den die schwei­ze­ri­schen mul­ti­na­tio­na­len Un­ter­neh­men ge­gen­über ihren aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten aber be­nach­tei­li­gen. Mit 12:10 Stim­men un­ter­stützt die Kom­mis­si­on ein Pos­tu­lat, das vom Bun­des­rat einen rechts­ver­glei­chen­den Be­richt ver­langt.

Pe­ti­ti­on ist un­nö­tig und führt in die Irre
Aus Sicht der Wirt­schaft schiesst die Pe­ti­ti­on am Ziel vor­bei. Im Vor­der­grund ste­hen die gel­ten­den in­ter­na­tio­na­len In­stru­men­te. Die ent­spre­chen­den um­fas­sen­den OECD-Emp­feh­lun­gen wur­den ge­ra­de im ver­gan­ge­nen Jahr ein wei­te­res Mal re­vi­diert und aus­ge­baut. Schwei­zer Kon­zer­ne agie­ren kei­nes­wegs in einem rechts­frei­en Raum. Mit ihren zahl­rei­chen Ar­beits­plät­zen mit oft bes­se­ren Be­din­gun­gen tra­gen sie ge­ra­de in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern zu einer kon­kre­ten Ver­bes­se­rung der Le­bens­um­stän­de für sehr viele Men­schen bei.

Auch das APK-Pos­tu­lat birgt Pro­ble­me: Mit einer ob­li­ga­to­ri­schen Sorg­falts­prü­fung wer­den gleich­sam durch die Hin­ter­tü­re zwin­gen­de Vor­schrif­ten ein­ge­führt. Fer­ner dürf­te sich ein Rechts­ver­gleich nicht auf aus­ge­wähl­te, eu­ro­päi­sche Län­der be­schrän­ken, son­dern müss­te auch die Si­tua­ti­on in Hei­mat­staa­ten von Kon­kur­ren­ten mit­ein­be­zie­hen. Zu die­sen zäh­len ge­ra­de auch Kon­zer­ne aus Schwel­len­län­dern wie Russ­land, In­di­en, Bra­si­li­en oder China.

Mit frei­wil­li­gen Stan­dards wie dem UN Glo­bal Com­pact oder in­ter­na­tio­na­lem «Soft Law» wie den OECD-Emp­feh­lun­gen für mul­ti­na­tio­na­le Un­ter­neh­men wer­den sol­che Rechts­kon­flik­te ver­mie­den, da sie fle­xi­bler auf die ver­schie­de­nen Rechts­sys­te­me ein­ge­hen. Sie schaf­fen auch eine Kul­tur des Ge­sprächs und Ver­trau­ens. Der Fokus auf ju­ris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen führt hin­ge­gen zu einer Ver­här­tung der Fron­ten und scha­det damit gar dem An­lie­gen.