Gleich lange Spies­se für Schwei­zer Un­ter­neh­mer bei der Mehr­wert­steu­er

Der Bun­des­rat plant eine An­pas­sung der Mehr­wert­steu­er für aus­län­di­sche Un­ter­neh­men. Es geht um ein Pro­blem, das Grenz­re­gio­nen, allen voran den Kan­ton Tes­sin be­trifft. Die Mehr­wert­steu­er soll künf­tig na­he­zu immer ab­ge­rech­net wer­den müs­sen.
Fährt ein aus­län­di­scher Hand­wer­ker ohne Ma­te­ri­al über die Gren­ze und er­bringt in der Schweiz Leis­tun­gen, z.B. Ma­ler­ar­bei­ten, stellt er in der Regel eine Rech­nung ohne Mehr­wert­steu­er (aus­ser er wäre als Steu­er­pflich­ti­ger in der Schweiz re­gis­triert, was einen in­län­di­schen Jah­res­um­satz von 100'000 Fran­ken vor­aus­set­zen würde). Ei­gent­lich würde diese Leis­tung be­reits heute der so­ge­nann­ten Be­zug­steu­er un­ter­lie­gen, d.h. der Leis­tungs­emp­fän­ger muss die Mehr­wert­steu­er auf der be­zo­ge­nen Leis­tung ab­rech­nen und den Be­trag der Eid­ge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung über­wei­sen. Al­ler­dings müs­sen die Zoll­stel­len den Grenz­über­tritt des aus­län­di­schen Hand­wer­kers fest­stel­len und die Pri­vat­per­son auf ihre Steu­er­pflicht auf­merk­sam ma­chen. So will es das gel­ten­de Ge­setz. Die Re­ge­lung setzt al­ler­dings erst ein, wenn eine Per­son Leis­tun­gen von mehr 10'000 Fran­ken pro Jahr be­zieht. Dar­un­ter be­steht keine Steu­er­pflicht, und es fällt somit auch keine Be­zug­steu­er an.

Un­prak­ti­ka­bles Ge­setz
Die Re­ge­lung wurde mit der Re­vi­si­on des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes 2010 ein­ge­führt. Sie hat sich als weit­ge­hend un­prak­ti­ka­bel er­wie­sen. Der Grenz­über­tritt aus­län­di­scher Hand­wer­ker ohne Ma­te­ri­al kann kaum re­gis­triert wer­den, ent­spre­chend un­ter­bleibt die In­for­ma­ti­on der pri­va­ten Leis­tungs­be­zü­ger. Die Folge ist, dass Leis­tun­gen steu­er­frei blei­ben. Schwei­zer Un­ter­neh­mer müs­sen da­ge­gen die Mehr­wert­steu­er er­he­ben. Der Preis­nach­teil be­trägt min­des­tens die Höhe des Nor­mal­steu­er­sat­zes, also acht Pro­zent. Vor allem im Kan­ton Tes­sin ist der Unmut über die be­ste­hen­de Wett­be­werbs­ver­zer­rung gross. Aber auch in an­de­ren Grenz­re­gio­nen ist das Pro­blem be­kannt.

Wirt­schaft un­ter­stützt An­pas­sung
Wie die Me­di­en jüngst be­rich­tet haben, wird der Bun­des­rat die Pro­ble­ma­tik auf­grei­fen und im Rah­men einer ge­plan­ten Re­vi­si­on des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes mit einem grif­fi­ge­ren Me­cha­nis­mus zu lösen ver­su­chen. Die neue Lö­sung soll darin be­ste­hen, dass aus­län­di­sche Hand­wer­ker die Mehr­wert­steu­er na­he­zu immer ab­rech­nen müs­sen, weil als Um­satz­gren­ze nicht mehr der in­län­di­sche, son­dern der welt­wei­te Um­satz her­an­ge­zo­gen wird. Die Lö­sung wurde vom Mehr­wert­steu­er-Kon­sul­ta­tiv­gre­mi­um emp­foh­len, einer aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­si­on zur pra­xis­ge­rech­ten Wei­ter­ent­wick­lung der Mehr­wert­steu­er, in der auch eco­no­mie­su­is­se aktiv und en­ga­giert ver­tre­ten ist. Die neue Lö­sung wird von eco­no­mie­su­is­se denn auch un­ter­stützt. Sie ver­spricht gleich­zei­tig wett­be­werbs­neu­tral und leich­ter um­setz­bar zu sein.

Die Ver­nehm­las­sung der ge­plan­ten Ge­set­zes­re­vi­si­on soll im Juni be­gin­nen.