Schweizer Wirtschaftsdelegation in China

Wirt­schafts­mis­si­on von Schnei­der-Am­mann im Zei­chen über­be­wer­te­ter Wäh­run­gen

Bun­des­rat Jo­hann Schnei­der-Am­mann hat Bra­si­li­en und Chile im Rah­men einer Wirt­schafts­mis­si­on be­sucht. Bei den Ge­sprä­chen auf Mi­nis­ter­ebe­ne und mit Wirt­schafts­ver­tre­tern stan­den die ma­kro­öko­no­mi­schen Un­gleich­ge­wich­te und die In­ten­si­vie­rung der bi­la­te­ra­len Wirt­schafts­be­zie­hun­gen im Vor­der­grund.

Die bra­si­lia­ni­sche Ex­port­wirt­schaft ist pri­mär auf Roh­stof­fe und Agrar­pro­duk­te aus­ge­rich­tet. In­nert we­ni­ger Jahre ist China zu Bra­si­li­ens wich­tigs­tem Ab­neh­mer auf­ge­stie­gen. Ex­por­te von In­dus­trie­gü­tern sind ver­gleichs­wei­se ge­ring. Aus­nah­me ist der Flug­zeug­her­stel­ler Em­bra­er. 

Hö­hen­flug des Real bremst Bra­si­li­ens Ex­port­wirt­schaft
An­stren­gun­gen zur ver­mehr­ten Aus­fuhr von In­dus­trie­pro­duk­ten mit einer hö­he­ren Wert­schöp­fung wur­den durch die Er­star­kung des Real stark er­schwert. Die­ses Thema wurde so­wohl sei­tens der bra­si­lia­ni­schen Mi­nis­ter in Bra­si­lia als auch an einem hoch­ran­gig be­setz­ten Panel von Wirt­schafts­ver­tre­tern in Sao Paulo in­ten­siv dis­ku­tiert. Da auch die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft mit der Über­be­wer­tung der ei­ge­nen Wäh­rung zu kämp­fen hat, er­ge­ben sich ge­mein­sa­me In­ter­es­sen zur bes­se­ren Ko­or­di­na­ti­on der Geld- und Fi­nanz­po­li­tik auf mul­ti­la­te­ra­ler Ebene.

Sei­tens Bra­si­li­ens ist ge­gen­wär­tig kaum mit Mass­nah­men zur Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung zu rech­nen. Be­reits vor dem Hö­hen­flug des Real wies Bra­si­li­en eine Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik der Im­port­sub­sti­tu­ti­on auf: Der Im­port von In­dus­trie- und Kon­sum­gü­tern wird durch Zölle und nicht­ta­ri­fä­re Bar­rie­ren er­schwert, um die Ent­ste­hung der in­län­di­schen Pro­duk­ti­on zu för­dern. Gleich­zei­tig sind aber Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen aus­län­di­scher In­ves­to­ren mög­lich. Vor­stös­se der Schweiz für ein Frei­han­dels­ab­kom­men stos­sen daher auf ein un­güns­ti­ges Um­feld.

Mo­der­ni­sie­rung des be­ste­hen­den Frei­han­dels­ab­kom­mens mit Chile
Chile ist das Land mit der höchs­ten ma­kro­öko­no­mi­schen Sta­bi­li­tät La­tein­ame­ri­kas. Das ro­bus­te Wachs­tum wird durch den Ex­port von Kup­fer und wei­te­ren Roh­stof­fen an­ge­trie­ben. Chile ver­folgt seit Jah­ren eine Po­li­tik der Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung und hat mit über 50 Staa­ten Frei­han­dels­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen. Das­je­ni­ge mit der Schweiz dürf­te nächs­tens mo­der­ni­siert wer­den, um auch den Zu­gang für Dienst­leis­tun­gen zu ge­währ­leis­ten. Eben­so sol­len künf­tig alle In­dus­trie­gü­ter von Han­dels­li­be­ra­li­sie­run­gen er­fasst wer­den.

Dank der li­be­ra­len Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik eig­net sich Chile als Hub für die Pro­duk­ti­on. Hier­bei wer­den sich künf­tig stra­te­gi­sche Vor­tei­le er­ge­ben, so­bald Chile Gross­pro­jek­te in der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur um­ge­setzt hat. Der schnell wach­sen­de asia­ti­sche Wirt­schafts­raum wird zu einer wei­ter­hin an­stei­gen­den Nach­fra­ge nach la­tein­ame­ri­ka­ni­schen Ex­por­ten füh­ren. So­bald daher die Anden mit neuen Stras­sen- und Ei­sen­bahn­ver­bin­dun­gen über­quert wer­den kön­nen, wird Chile ein wich­ti­ger Um­schlag­platz wer­den. Da­durch er­ge­ben sich auch in­ter­es­san­te Ge­schäfts­mög­lich­kei­ten für Schwei­zer Un­ter­neh­men.