«Too big to fail»: Grü­nes Licht für neue Ban­ken­re­gu­lie­rung

Die eid­ge­nös­si­schen Räte haben die letz­ten Dif­fe­ren­zen der «Too big to fail»-Vor­la­ge be­rei­nigt. Das Par­la­ment folgt weit­ge­hend den Emp­feh­lun­gen der Ex­per­ten­kom­mis­si­on und nimmt von un­zweck­mäs­si­gen Vor­schrif­ten Ab­stand. Die neue Ban­ken­re­gu­lie­rung ist aus Sicht der Wirt­schaft an­spruchs­voll, aber sinn­voll. Eine Klau­sel im Ge­setz stellt si­cher, dass re­gel­mäs­sig über­prüft wird, ob die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men im Ver­gleich mit den Re­ge­lun­gen auf an­de­ren Fi­nanz­plät­zen ver­hält­nis­mäs­sig sind.
In einer Ei­ni­gungs­kon­fe­renz haben Na­tio­nal- und Stän­de­rat die letz­ten Dif­fe­ren­zen in der«Too big to fail»-De­bat­te aus dem Weg ge­räumt. In einem ers­ten noch strit­ti­gen Punkt konn­te sich der Na­tio­nal­rat durch­set­zen: Die nun ge­trof­fe­ne Re­ge­lung sieht vor, dass der Bun­des­rat die Ver­ord­nung zu den Ei­gen­mit­tel­stan­dards für Gross­ban­ken bei der erst­ma­li­gen Ver­ab­schie­dung dem Par­la­ment vor­zu­le­gen hat. Da es sich um eine schlan­ke Rah­men­ge­setz­ge­bung han­delt, ist diese For­de­rung auch aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se zweck­mäs­sig. Es ist zwin­gend, dass für die be­tei­lig­ten Ban­ken Rechts­si­cher­heit be­steht.

In einem zwei­ten Punkt konn­te sich der Stän­de­rat durch­set­zen: Auf die Zin­sen von Pflicht­wan­del­an­lei­hen (CoCo-Bonds) wird vom ers­ten Jahr an die Ver­rech­nungs­steu­er er­ho­ben. Damit CoCos den­noch zu ver­tret­ba­ren Kon­di­tio­nen her­aus­ge­ge­ben wer­den kön­nen, steht das Par­la­ment in der Pflicht, die vom Bun­des­rat in einer se­pa­ra­ten Vor­la­ge vor­ge­schla­ge­ne Re­form der Ver­rech­nungs­steu­er rasch und mög­lichst pra­xis­ge­recht um­zu­set­zen. Be­reits zuvor hat­ten sich die Räte lei­der dar­auf ge­ei­nigt, den Gross­ban­ken nicht den vol­len Ei­gen­ka­pi­tal­ra­batt zu ge­wäh­ren, auch wenn die Wei­ter­füh­rung der sys­tem­re­le­van­ten Funk­tio­nen in der Schweiz si­cher­ge­stellt ist. Damit wei­chen sie von den ur­sprüng­li­chen Emp­feh­lun­gen der Ex­per­ten­kom­mis­si­on ab.

Re­gel­mäs­si­ge Über­prü­fung ist un­ab­ding­bar
eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die nun ver­ab­schie­de­te Re­gu­lie­rung. Es gilt je­doch zu be­ach­ten, dass die Ei­gen­mit­tel der Schwei­zer Gross­ban­ken künf­tig bis zu 19 Pro­zent der ri­si­ko­ge­wich­te­ten Ak­ti­ven be­tra­gen müs­sen – und damit deut­lich mehr, als im in­ter­na­tio­na­len Stan­dard vor­ge­se­hen ist. Umso wich­ti­ger ist es, die in­ter­na­tio­na­le Ent­wick­lung im Auge zu be­hal­ten. Wenn im Aus­land nicht ein­mal die Basel-III-Re­geln durch­ge­setzt wer­den und an­de­re Gross­ban­ken keine zu­sätz­li­chen An­for­de­run­gen er­fül­len müs­sen, würde der «Swiss fi­nish» im Ver­gleich zum Vor­schlag der Ex­per­ten­kom­mis­si­on viel schär­fer aus­fal­len. Dies könn­te die in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer In­sti­tu­te ge­fähr­den.

Aus die­sem Grund ist es es­sen­zi­ell, dass die neue Ban­ken­re­gu­lie­rung eine «Re­view Clau­se» ent­hält: Sie ver­pflich­tet den Bun­des­rat dazu, die Aus­wir­kun­gen des Ge­set­zes erst­mals drei Jahre nach In­kraft­tre­ten und da­nach alle zwei Jahre zu über­prü­fen und dem Par­la­ment über den all­fäl­li­gen An­pas­sungs­be­darf auf Ge­set­zes- und Ver­ord­nungs­stu­fe Be­richt zu er­stat­ten.

Keine wei­te­ren Ge­set­zes­an­pas­sun­gen
Die Schweiz geht in­ter­na­tio­nal voran und be­geg­net dem «Too big to fail»-Pro­blem mit einer ge­zielt auf die Schwei­zer Ver­hält­nis­se zu­ge­schnit­te­nen Lö­sung. Es ist be­mer­kens­wert, dass sich alle Be­tei­lig­ten in einem ge­mein­sa­men Kraft­akt auf eine Lö­sung ge­ei­nigt haben, die die rich­ti­gen An­rei­ze setzt und auf ver­meint­li­che Wun­der­mit­tel ver­zich­tet. In der Zu­kunft gilt es, eben­so klar un­zweck­mäs­si­ge For­de­run­gen nach einem Trenn­ban­ken­sys­tem, einer Hol­ding-Struk­tur nach Län­dern oder Ent­schä­di­gungs­vor­schrif­ten ab­zu­leh­nen.