eco­no­mie­su­is­se lehnt Schaf­fung eines Staats­fonds ab

Die De­vi­sen­re­ser­ven der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB) sind auf­grund der jüngs­ten In­ter­ven­tio­nen zur Sta­bi­li­sie­rung des Wech­sel­kur­ses wei­ter ge­stie­gen. Nun wer­den er­neut Stim­men laut, die die Grün­dung eines In­vest­ment­fonds aus die­sen De­vi­sen­re­ser­ven for­dern. Die pri­mä­re Auf­ga­be der Na­tio­nal­bank ist es je­doch, Preis­sta­bi­li­tät zu ge­währ­leis­ten. Muss sie als «Hedge Fonds» tätig wer­den, setzt sie ihre geld­po­li­ti­sche Neu­tra­li­tät und damit ihre Re­pu­ta­ti­on aufs Spiel.
​Spä­tes­tens seit der Ein­füh­rung der Wech­sel­kurs­un­ter­gren­ze durch die SNB kommt in re­gel­mäs­si­gen Ab­stän­den die Idee der Schaf­fung eines Staats­fonds für «stra­te­gi­sche In­ves­ti­tio­nen» aufs po­li­ti­sche Par­kett. Dies gilt auch für die lau­fen­de Som­mer­ses­si­on der eid­ge­nös­si­schen Räte. Zwei Ideen do­mi­nie­ren: Ent­we­der soll die Na­tio­nal­bank ihre De­vi­sen­re­ser­ven in einen se­pa­ra­ten Fonds aus­la­gern und damit im Aus­land in­ves­tie­ren, oder der Bund soll die Mög­lich­keit der güns­ti­gen Neu­ver­schul­dung nut­zen und mit neu auf­ge­nom­me­nem Geld einen Staats­fonds für stra­te­gi­sche In­vest­ments grün­den. Bei­den Ideen ist aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se eine Ab­sa­ge zu er­tei­len.

SNB muss geld­po­li­tisch hand­lungs­fä­hig blei­ben
Zur Er­fül­lung ihres geld­po­li­ti­schen Auf­trags ist es für die SNB un­ab­ding­bar, ihre Re­ser­ven rasch li­qui­die­ren oder um­schich­ten zu kön­nen, so­bald dies die Um­stän­de er­for­dern. Diese Be­din­gung der ra­schen Li­qui­dier­bar­keit steht der Idee einer Ver­wen­dung der Re­ser­ven für stra­te­gi­sche (und damit lang­fris­ti­ge) In­ves­ti­tio­nen je­doch dia­me­tral ent­ge­gen. De­vi­sen­re­ser­ven sind lei­der nicht ver­gleich­bar mit rea­len Ein­künf­ten, wie sie zum Bei­spiel der nor­we­gi­sche Staat aus sei­nen Erd­öl­re­ser­ven ge­ne­riert.

Der Ein­satz der Na­tio­nal­bank als «Hedge Fonds» würde dar­über hin­aus ihre geld­po­li­ti­sche Neu­tra­li­tät un­ter­gra­ben und damit ihre Re­pu­ta­ti­on ge­fähr­den. Geld­po­li­tik soll das all­ge­mei­ne Preis­ni­veau in der Schweiz, nicht aber den Preis in ein­zel­nen Märk­ten be­ein­flus­sen. Stra­te­gi­sche In­vest­ments wür­den hin­ge­gen den Preis der be­trof­fe­nen An­la­gen be­ein­flus­sen und damit die Neu­tra­li­tät und die Re­pu­ta­ti­on der SNB be­schä­di­gen.

Staats­fonds weckt po­li­ti­sche Be­gehr­lich­kei­ten
Die Schaf­fung eines Staats­fonds durch Mit­tel des Bun­des ist ord­nungs­po­li­tisch ein ge­fähr­li­ches Kon­strukt. Die Über­nah­me von In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung und -ri­si­ko von pri­va­ten An­le­gern durch den Bund er­höht die Ge­fahr volks­wirt­schaft­li­cher Fehl­in­ves­ti­tio­nen mas­siv. Es wäre in jedem Fall auch mit einer po­li­ti­schen Ein­fluss­nah­me auf die In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen eines sol­chen Staats­fonds zu rech­nen. Dies würde nicht nur das Ri­si­ko von Fehl­in­ves­ti­tio­nen zu­sätz­lich er­hö­hen, son­dern käme einer wachs­tums­hem­men­den In­dus­trie­po­li­tik gleich.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen:

dos­sier­po­li­tik «Mass­nah­men gegen die Fran­ken­stär­ke auf dem Prüf­stand»