Die Life-Science-Industrie braucht bessere Rahmenbedingungen

​Die neusten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung zeichnen ein klares Bild: Pharmazeutika sind mit Abstand unsere wichtigsten Exportgüter. Die Life-Science-Industrie exportierte im ersten Quartal für rund 16,5 Milliarden Franken Medikamente, Diagnostika und pharmazeutische Zwischenprodukte. Dies ist fast ein Drittel der gesamten Exporte. Damit die wichtigste Exportbranche der Schweiz weiterhin ihren grossen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz liefern kann, muss den Rahmenbedingungen mehr Sorge getragen werden.
​Trotz der guten Exportzahlen befindet sich die wichtigste Exportbranche der Schweiz in einem schwierigen Umfeld: Während die Kosten für Forschung und Entwicklung weiter steigen, üben viele Staaten als Folge der Verschuldungskrise Druck auf die Medikamentenpreise aus. In der Schweiz verschärft der starke Franken diese Herausforderung, da er die Standortkosten im internationalen Vergleich in die Höhe treibt. Hinzu kommt, dass das schweizerische System, Preise anhand eines Auslandvergleichs festzusetzen, zur Folge hat, dass die Medikamentenpreise in der Schweiz sinken: Je tiefer der Euro, desto einschneidender fallen die Preissenkungen aus. Durch den tiefen Eurokurs wird die Life-Science-Industrie doppelt geschwächt. Erstens sinken die Erträge in der Schweiz bei gleichen Kosten (die zu einem grossen Teil in Schweizer Franken anfallen). Zweitens werden die tieferen Schweizer Medikamentenpreise wiederum als Referenzpreise von ausländischen Zulassungsstellen herangezogen, sodass Schweizer Medikamente im Ausland unter Preisdruck geraten können. Diese Doppelbelastung kann auch an dieser starken Industrie nicht spurlos vorüberziehen.

Revitalisierung des Forschungs- und Pharmastandorts
Damit die Life-Science-Industrie in der Schweiz weiterhin ein Erfolgsmodell bleibt, braucht es verbesserte Rahmenbedingungen. Dazu gehören neben einem generell Forschungs- und innovationsfreundlichen Klima auch erhebliche Investitionen in Bildung und Forschung, vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Zudem ist die Akzeptanz für neue Verfahren und Technologien in der Schweiz heute nur durchschnittlich. Für unsere Volkswirtschaft, die auf der Innovation basiert, ist dies eindeutig zu wenig. Es braucht deshalb verstärkte Massnahmen zur Förderung des öffentlichen Dialogs über Chancen und Risiken neuer Technologien.

Die Life-Science-Industrie ist wie keine andere Branche auf ein effizientes Bewilligungsverfahren angewiesen. Aus diesem Grund braucht es Anstrengungen auf allen drei Stufen: Die Ethikkommission soll durch eine zügige Beurteilung der Anträge den Rückgang der Anzahl klinischer Studien stoppen und die Durchführung solcher Studien fördern. Auch Swissmedic muss mit einem beschleunigten Zulassungsverfahren ihren Beitrag zur Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandorts Schweiz leisten. Schliesslich erwartet die Wirtschaft vom Bundesamt für Gesundheit den nötigen Weitblick bei der Preisbestimmung von Medikamenten: Das generelle Preisniveau in der Schweiz und die grosse volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Industrie für die Schweiz müssen vom Amt in seinen Entscheidungen vermehrt berücksichtigt werden.

Mehr Informationen zur Schweizer Life-Science-Industrie: Hier