Ver­ein­fa­chung der Ur­sprungs­re­geln

Am 15. Juni 2011 wurde in Brüs­sel die Kon­ven­ti­on über die Pan-Euro-Me­di­ter­ra­nen Ur­sprungs­re­geln un­ter­zeich­net. Die Mo­der­ni­sie­rung der Ur­sprungs­re­geln in Eu­ro­pa und im Mit­tel­meer­raum wird da­durch ver­ein­facht. Mit der Kon­ven­ti­on wird die Basis dafür ge­legt, dass in Zu­kunft In­dus­trie­pro­duk­te in den Län­dern des west­li­chen Bal­kans ver­ar­bei­tet und zoll­frei in die EU ex­por­tiert wer­den kön­nen. Dies ist ins­be­son­de­re für die Schwei­zer Tex­til­in­dus­trie von gros­sem In­ter­es­se.
Ur­sprungs­re­geln sind das ei­gent­li­che Herz­stück von Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA). Sie de­fi­nie­ren, wel­che Pro­duk­te vom Zoll­ab­bau pro­fi­tie­ren und soll­ten des­halb mög­lichst li­be­ral und ein­heit­lich aus­ge­stal­tet sein. Ge­ra­de in den Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz mit der EU und den Mit­tel­meer­staa­ten wie Ägyp­ten, Is­ra­el, Jor­da­ni­en, Ma­rok­ko oder der Tür­kei ist dies nicht immer ge­währ­leis­tet. Die Re­geln sind teil­wei­se so kom­pli­ziert oder über­holt, dass bei den Un­ter­neh­men hö­he­re Kos­ten an­fal­len, um diese Re­geln zu be­fol­gen, als dass sie an Zoll­ein­spa­run­gen ge­win­nen. Aus dem Grund ver­zich­ten Ex­por­teu­re auf die Nut­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men.

Bis anhin ent­hielt jedes ein­zel­ne FHA der Schweiz/EFTA ein ei­ge­nes Ur­sprungs­pro­to­koll. Damit Waren im ge­sam­ten Eu­ro­pa-Mit­tel­meer­raum zoll­frei zir­ku­lie­ren kön­nen, müs­sen alle ent­spre­chen­den Pro­to­kol­le iden­tisch sein. All­fäl­li­ge Än­de­run­gen müs­sen dem­nach in jedem Ab­kom­men ein­zeln vor­ge­nom­men wer­den, was ent­spre­chend zeit­auf­wen­dig ist. In der neuen Ur­sprungs­kon­ven­ti­on wer­den die Ur­sprungs­pro­to­kol­le der EU und von 22 Nicht-EU-Staa­ten in­klu­si­ve der Schweiz zu­sam­men­ge­fasst. An­pas­sun­gen müs­sen dem­nach nur noch ein­mal vor­ge­nom­men wer­den. Eine Ver­ein­fa­chung, die eco­no­mie­su­is­se klar un­ter­stützt.

Nach dem In­kraft­tre­ten der Kon­ven­ti­on wer­den die ent­spre­chen­den Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz an­ge­passt, d.h. dass die be­ste­hen­den Ur­sprungs­pro­to­kol­le durch einen Ver­weis auf die Kon­ven­ti­on er­setzt wer­den. Da die Ur­sprungs­re­geln der Kon­ven­ti­on mit den be­ste­hen­den Ur­sprungs­pro­to­kol­len iden­tisch sind, kommt es da­durch zu kei­nen in­halt­li­chen Än­de­run­gen.

Par­al­lel dazu wird eine Re­vi­si­on der Ur­sprungs­kon­ven­ti­on sel­ber ver­folgt, um diese den heu­ti­gen Be­dürf­nis­sen der Ex­port­in­dus­trie an­zu­pas­sen. Aus Sicht der Wirt­schaft ste­hen dabei fol­gen­de Ele­men­te im Vor­der­grund:

Schaf­fung der Mög­lich­keit, ein­zel­ne Sen­dun­gen wäh­rend des Trans­ports auf­zu­tei­len

Er­hö­hung und Ver­ein­heit­li­chung der To­le­ranz­wer­te be­züg­lich ge­nü­gen­der Ver­ar­bei­tung

Die Er­stel­lung von Ur­sprungs­nach­wei­sen im Selbst­de­kla­ra­ti­ons­ver­fah­ren („Rech­nungs­er­klä­rung“)

Be­rück­sich­ti­gung mo­der­ner Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se, bei­spiels­wei­se im Be­reich der Hoch- oder Bio­tech­no­lo­gie

Dar­über hin­aus wer­den durch die Ur­sprungs­kon­ven­ti­on die Län­der des west­li­chen Bal­kans – Al­ba­ni­en, Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, Kroa­ti­en, Ma­ze­do­ni­en, Ko­so­vo, Mon­te­ne­gro, Ser­bi­en – in die Pan-Euro-Me­di­ter­ra­ne Ku­mu­la­ti­ons­zo­ne ein­ge­bun­den. Für die Schwei­zer Wirt­schaft ent­steht da­durch die Mög­lich­keit, Pro­duk­te in die­sen Län­dern zu ver­ar­bei­ten und zoll­frei in die EU zu ex­por­tie­ren oder um­ge­kehrt. Dies ist ins­be­son­de­re für die Schwei­zer Tex­til­in­dus­trie von gros­ser Be­deu­tung.