Konferenz

Staats­ver­trä­ge vors Volk: eco­no­mie­su­is­se be­grüsst Ab­leh­nung der In­itia­ti­ve im Na­tio­nal­rat

An sei­ner heu­ti­gen Sit­zung hat der Na­tio­nal­rat die Volks­in­itia­ti­ve „für die Stär­kung der Volks­rech­te in der Aus­sen­po­li­tik (Staats­ver­trä­ge vors Volk!)“ mit 117:55 Stim­men deut­lich ab­ge­lehnt und sich für den bun­des­rät­li­chen Ge­gen­vor­schlag aus­ge­spro­chen.

Die In­itia­ti­ve der AUNS will das ob­li­ga­to­ri­sche Re­fe­ren­dum aus­wei­ten. Alle völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge in so­ge­nannt „wich­ti­gen Be­rei­chen“ sol­len zwin­gend dem Volk und den Kan­to­nen zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den. Auch über Ver­trä­ge, die Aus­ga­ben nach sich zie­hen, soll au­to­ma­tisch ab­ge­stimmt wer­den. Der Bun­des­rat ist der An­sicht, dass die In­itia­ti­ve zu weit geht, hat ihr aber einen di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über­ge­stellt. Die­ser sieht das ob­li­ga­to­ri­sche Re­fe­ren­dum für jene Staats­ver­trä­ge vor, die eine Än­de­rung der Bun­des­ver­fas­sung er­for­dern oder einer sol­chen gleich­kom­men.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die deut­li­che Ab­leh­nung der In­itia­ti­ve durch den Na­tio­nal­rat. Die glo­bal aus­ge­rich­te­te Schwei­zer Wirt­schaft ist auf sta­bi­le und vor­her­seh­ba­re Rah­men­be­din­gun­gen an­ge­wie­sen. Diese wer­den durch ein dich­tes Netz von Staats­ver­trä­gen ge­währ­leis­tet. Bei um­strit­te­nen Vor­la­gen kann be­reits heute das Re­fe­ren­dum er­grif­fen wer­den. Die­ses Sys­tem hat sich be­währt und ge­währ­leis­tet, dass eine Ab­stim­mung vom Bür­ger auch tat­säch­lich ge­wünscht wird. Bei dem von der In­itia­ti­ve ge­for­der­ten Ab­stim­mungs­au­to­ma­tis­mus käme es zu zahl­rei­chen zu­sätz­li­chen Ab­stim­mun­gen über un­be­strit­te­ne Ab­kom­men. Die Folge wären nicht nur Ver­un­si­che­rung und Stimm­ab­sti­nenz, son­dern vor allem eine Ein­schrän­kung des aus­sen­po­li­ti­schen Spiel­raums der Schweiz und eine Ver­zö­ge­rung bei der Ge­neh­mi­gung und In­kraft­set­zung von Staats­ver­trä­gen.

Aus wirt­schafts­po­li­ti­scher Sicht be­ste­hen keine Vor­be­hal­te zum Ge­gen­ent­wurf, den der Na­tio­nal­rat heute mit 115:52 Stim­men gut­ge­heis­sen hat. Wie die Rats­de­bat­te ge­zeigt hat, bleibt je­doch auch hier un­klar, wel­che Staats­ver­trä­ge künf­tig Volk und Stän­den un­ter­brei­tet wer­den müs­sen. Es be­steht noch zu­sätz­li­cher Klä­rungs­be­darf.