«Ab­zo­cker-In­itia­ti­ve»: Wirt­schaft zu schmerz­haf­tem Kom­pro­miss be­reit

​Der Na­tio­nal­rat hat heute Mitt­woch den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur «Ab­zo­cker-In­itia­ti­ve» be­ra­ten. In we­sent­li­chen Punk­ten ist er der In­itia­ti­ve ent­ge­gen­ge­kom­men. Auch die Wirt­schaft ist zu Kom­pro­mis­sen be­reit, selbst wenn sie schmerz­haft sind. eco­no­mie­su­is­se ak­zep­tiert den vor­lie­gen­den Ent­wurf und be­grüsst, dass sich in der lang­wie­ri­gen De­bat­te nun eine Lö­sung ab­zeich­net.
​Viele For­de­run­gen der In­itia­ti­ve «gegen die Ab­zo­cke­rei» hat der Na­tio­nal­rat be­rück­sich­tigt und in den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag auf­ge­nom­men. Die nun be­schlos­se­ne Lö­sung be­züg­lich der Ab­stim­mung über die Ver­gü­tung der Ge­schäfts­lei­tung ist ein taug­li­cher Kom­pro­miss zwi­schen den An­lie­gen der In­itia­ti­ve und der Hand­lungs­frei­heit der Ak­tio­nä­re.

In ei­ni­gen Punk­ten geht der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag sogar wei­ter als die In­itia­ti­ve: So schreibt er zwin­gend ein Ver­gü­tungs­re­gle­ment vor und dass die Ge­ne­ral­ver­samm­lung zwin­gend über die Ver­gü­tun­gen von Ver­wal­tungs­rat, Ge­schäfts­lei­tung und Bei­rat ab­stim­men muss. Zudem soll das Organ- und De­pot­stimm­recht ver­bo­ten wer­den, und Pen­si­ons­kas­sen haben of­fen­zu­le­gen, wie sie an einer Ge­ne­ral­ver­samm­lung ge­stimmt haben. Diese Be­stim­mun­gen sind für die Wirt­schaft ein­schnei­dend, die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit bleibt je­doch weit­ge­hend ge­wahrt.

eco­no­mie­su­is­se setzt sich für ein at­trak­ti­ves Ak­ti­en­recht ein, das den Un­ter­neh­men ge­nü­gend Fle­xi­bi­li­tät bie­tet und den Ak­tio­nä­ren an­ge­mes­se­ne Mit­wir­kungs­mög­lich­kei­ten ein­räumt. Der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag nimmt diese An­lie­gen bes­ser wahr als die Volks­in­itia­ti­ve «gegen die Ab­zo­cke­rei» mit ihren 24 star­ren Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen.

Bes­se­re und wir­kungs­vol­le­re Al­ter­na­ti­ve
Aus ord­nungs- und steu­er­sys­te­ma­ti­schen Grün­den lehnt der Wirt­schafts­dach­ver­band die po­pu­lis­ti­sche Idee einer Bo­nus­steu­er ab. Zudem ist sie wohl ver­fas­sungs­wid­rig. Das Nicht­ein­tre­ten auf das «Kom­bi­na­ti­ons­mo­dell» mit Bo­nus­steu­er be­grüsst eco­no­mie­su­is­se. Falls einem wirt­schafts­ver­träg­li­chen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag nur zum Durch­bruch ver­hol­fen wer­den kann, indem der In­itia­ti­ve eine Bo­nus­steu­er als di­rek­ter Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über­ge­stellt wird, wäre die Wirt­schaft al­len­falls be­reit, diese bit­te­re Pille zu schlu­cken.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass mit den ak­tu­el­len Ent­schei­den nun das Ende der lang­wie­ri­gen par­la­men­ta­ri­schen Be­ra­tung zur Volks­in­itia­ti­ve «gegen die Ab­zo­cke­rei» und deren Ge­gen­vor­schlä­gen in Sicht ist. Der Na­tio­nal­rat ist dem Stän­de­rat weit­ge­hend ge­folgt. Die In­itia­ti­ve schränkt die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit zu stark ein und ist ab­zu­leh­nen. Da der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag in­halt­lich den ma­te­ri­el­len For­de­run­gen der In­itia­ti­ve weit­ge­hend ent­spricht, wäre aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se deren Rück­zug op­por­tun.

Die Lö­sung auf Ge­set­zes­ebe­ne greift schnel­ler, und sie ist in­halt­lich bes­ser. Soll­ten die In­iti­an­ten den­noch auf einer Volks­ab­stim­mung be­har­ren, ver­fü­gen die Stimm­be­rech­tig­ten mit dem in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag auf jeden Fall über eine bes­se­re und wir­kungs­vol­le­re Al­ter­na­ti­ve ohne gra­vie­ren­de Ne­ben­wir­kun­gen für den Wirt­schafts­stand­ort.