Steuern

Juso-In­itia­ti­ve: Rasch Klar­heit schaf­fen

Könn­te bei An­nah­me der neuen Juso-In­itia­ti­ve eine Weg­zug­steu­er ein­ge­führt wer­den? Gälte die ge­for­der­te Nach­lass­steu­er auch für Weg­ge­zo­ge­ne? Wären Ka­pi­tal­ver­kehrs­be­schrän­kun­gen für Be­trof­fe­ne denk­bar oder gar ein Pas­sent­zug? Auf diese Fra­gen könn­te der Bun­des­rat dem­nächst erste Ant­wor­ten geben. Klä­run­gen sind wich­tig: Die Ver­un­si­che­rung bei den von der In­itia­ti­ve Be­trof­fe­nen ist gross. Be­reits vor der Ab­stim­mung droht der Ver­lust der bes­ten Steu­er­zah­ler der Schweiz. Mit ein­schnei­den­den Aus­wir­kun­gen für uns alle.

Die neue Juso-Volks­in­itia­ti­ve ver­un­si­chert. Sie will Nach­läs­se und Schen­kun­gen über 50 Mil­lio­nen Fran­ken mit einer neuen Bun­des­steu­er von 50 Pro­zent be­le­gen. Die be­trof­fe­nen Nach­läs­se würde damit bis zur Hälf­te weg­be­steu­ert. Mit dem Geld soll der “kli­ma­freund­li­che Umbau” der Schwei­zer Wirt­schaft fi­nan­ziert wer­den.

Die Ver­un­si­che­rung bei den Be­trof­fe­nen rührt nicht pri­mär daher, dass mit einer An­nah­me der In­itia­ti­ve ge­rech­net wird. Doch die Aus­wir­kun­gen der In­itia­ti­ve wären so der­mas­sen ein­schnei­dend, dass sich die Be­trof­fe­nen nicht ein­mal auf ein mi­ni­ma­les Ri­si­ko ein­las­sen kön­nen. Zur Be­glei­chung der im­men­sen Steu­er­schul­den wären Zwangs­ver­käu­fe nötig, gros­se Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men müss­ten zer­schla­gen oder ins Aus­land ver­scher­belt wer­den. Die fa­mi­li­en­in­ter­ne Über­ga­be an die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on wäre nicht mehr mög­lich. Das in der Schweiz tra­di­tio­nell wich­ti­ge Mo­dell der über meh­re­re Ge­ne­ra­tio­nen auf­ge­bau­ten, gros­sen Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men würde aus­ra­diert. An­ge­sichts der­mas­sen gra­vie­ren­der Kon­se­quen­zen be­steht der Wunsch bei Be­trof­fe­nen, sich für alle Fälle ab­zu­si­chern – und hier liegt das Pro­blem.

Über­gangs­mass­nah­men sind völ­lig un­klar

Die In­itia­ti­ve ver­langt, dass im Fall ihrer An­nah­me so­fort Mass­nah­men gegen die Steu­er­ver­mei­dung er­grif­fen wer­den. Wel­che Mass­nah­men das sind, wird of­fen­ge­las­sen. Die Er­ar­bei­tung der Mass­nah­men liegt beim Bun­des­rat, der sie je­doch rück­wir­kend auf den Ab­stim­mungs­tag auf dar­auf fol­gen­de Nach­läs­se und Schen­kun­gen an­wen­den muss. Den Be­trof­fe­nen blie­be keine Zeit, sich auf die Mass­nah­men ein­zu­stel­len und ihnen not­falls aus­zu­wei­chen. Soll aber jedes Ri­si­ko aus­ge­schlos­sen wer­den, weil die Fol­gen ver­nich­tend wären, bleibt nur vor­zei­ti­ges Han­deln: d.h. der früh­zei­ti­ge Weg­zug aus der Schweiz.

Es droht der Ver­lust der bes­ten Steu­er­zah­ler der Schweiz

Der Scha­den, der der Schweiz in die­ser Lage droht, ist im­mens. Die Be­trof­fe­nen ge­hö­ren zu den bes­ten Steu­er­zah­lern un­se­res Lan­des. Ein ver­brei­te­ter Weg­zug hätte rasch sehr hohe Steu­er­aus­fäl­le und dar­über hin­aus volks­wirt­schaft­li­che Schä­den zur Folge. Mit einem spä­te­ren Nein zur In­itia­ti­ve an der Urne – die Volks­ab­stim­mung fin­det kaum vor 2026 statt – könn­te höchs­tens ein Teil des Scha­dens ge­min­dert wer­den. Ei­nig­keit be­steht des­halb weit­um, dass Um­set­zungs­fra­gen rasch ge­klärt wer­den müs­sen, um eine für alle un­gu­te Ent­wick­lung zu ver­hin­dern.

Eine Mög­lich­keit dazu wurde mit einem par­la­men­ta­ri­schen Vor­stoss ge­schaf­fen, der in der Som­mer­ses­si­on im Bun­des­par­la­ment ein­ge­reicht wurde. Die In­ter­pel­la­ti­on fragt beim Bun­des­rat nach den recht­li­chen Fol­gen der In­itia­ti­ve, bzw. wel­che Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung der Steu­er­ver­mei­dung aus rechts­staat­li­cher Sicht über­haupt in Frage kämen. Könn­te die Nach­lass­steu­er trotz Weg­zug durch­ge­setzt wer­den? Ist die Ein­füh­rung einer völ­lig neu­ar­ti­gen Weg­zug­steu­er denk­bar? Sind der vor­sorg­li­che Pas­sent­zug oder Ka­pi­tal­ver­kehrs­be­schrän­kun­gen vor­stell­ba­re Mass­nah­men?

Klar­heit schaf­fen, um vor­zei­ti­gen Scha­den ab­zu­wen­den

Der Bun­des­rat be­ant­wor­tet De­tail­fra­gen zu einer In­itia­ti­ve ge­wöhn­lich in sei­ner Bot­schaft an das Par­la­ment. Das wird er auch im vor­lie­gen­den Fall tun. Dass er die In­itia­ti­ve für schäd­lich er­ach­tet und sie ohne Ge­gen­vor­schlag ab­lehnt, hat er be­reits kom­mu­ni­ziert. Mit der Bot­schaft ist aber nicht vor dem Win­ter zu rech­nen. Der par­la­men­ta­ri­sche Vor­stoss bie­tet somit Ge­le­gen­heit, schon zeit­nah wich­ti­ge Um­set­zungs­fra­gen zu klä­ren.

Der Bun­des­rat soll­te die In­ter­pel­la­ti­on noch im Au­gust be­ant­wor­ten. Sind die Ant­wor­ten aus­rei­chend klar – ins­be­son­de­re, was die als be­son­ders schäd­lich er­ach­te­ten Weg­zug­steu­er an­be­langt – kann dies zur Be­ru­hi­gung der Lage bei­tra­gen. Eine Be­ru­hi­gung auf Sei­ten der Be­trof­fe­nen wäre nicht nur wünsch­bar. Sie scheint an­ge­sichts der in vie­len Fäl­len of­fen­bar schon fort­ge­schrit­te­nen Al­ter­na­tiv­pla­nun­gen drin­gend.