Ob mit oder ohne Schulnoten ist zweitrangig
Vor zwei Monaten hat economiesuisse die Diskussion um die Beurteilung an Schulen lanciert. Viel wurde seither diskutiert und geschrieben. Das ist erfreulich. Doch einige Kommentare suggerierten, die Wirtschaft stelle die Schulnoten grundsätzlich in Frage. Das ist keineswegs der Fall: economiesuisse hat sich weder für noch gegen die Abschaffung der Schulnoten ausgesprochen, sondern festgehalten, dass sich die Diskussion eigentlich um andere Aspekte drehen sollte.
Unser dossierpolitik «Fehlgeleitete Diskussion über Schulnoten» hat zu einer breiten Berichterstattung geführt und sorgt für intensive Diskussionen. Das ist erfreulich. Doch es traten auch Missverständnisse auf, auf die hier näher eingegangen wird.
Missverständnis 1: Schulnoten
Ironischerweise wird oftmals der Eindruck vermittelt, dass economiesuisse für die Abschaffung der Schulnoten sei. So suggerierte beispielsweise die NZZ in ihrem Artikel «Der Zeitgeist fegt die Schule weg», dass economiesuisse keine Noten an den Schulen wünscht. Dies ist jedoch exakt einer der Hauptkritikpunkte des dossierpolitik. economiesuisse betont explizit, dass es bei der Diskussion um Schulnoten nicht um die Abschaffung der Noten geht.
Es muss grundsätzlich darüber diskutiert werden, wie wir an unseren Schulen ein Beurteilungssystem, das die Förderung der Kinder optimal unterstützt und gleichzeitig auch eine faire Selektion in die nachfolgenden Schulstufen bzw. in die Berufswelt ermöglicht, ausgestalten können. Mit welchen Messwerten (Noten, Kreuzchen oder Ähnlichem) die Beurteilung erfolgt, ist für die Wirtschaft hingegen nicht relevant. Viel wichtiger ist für die Lehrbetriebe bei der Anstellung von zukünftigen Lernenden, dass sie die relevanten Informationen in verständlicher und aussagekräftiger Form erhalten.
Missverständnis 2: Standardisierte Tests
economiesuisse fordert keine nationalen standardisierten Testbatterien. Das eigentliche Kernanliegen ist, dass die Bewertungen an den Schulen fair, aussagekräftig und vergleichbar sind. Keine dieser drei Bedingungen ist heute erfüllt. Insbesondere die Vergleichbarkeit ist in unserem föderalen System eine Herausforderung, und wird es wohl auch immer bleiben.
Damit die Zeugnisse vergleichbar sind, braucht es nicht zwingend nur obligatorische, nationale Prüfungen. Die im dossierpolitik exemplarisch gezeigten Checks dienen der Illustration. Es ist heute bereits in einigen Kantonen gelebte Realität, den Kompetenzstand der Schülerinnen und Schülern zu vier Zeitpunkten während ihren 11 Jahren an der Volksschule vergleichbar zu erheben. Und die Rückmeldungen zu diesen Checks sind grösstenteils positiv.
Das Kernanliegen bleibt aber: Die Wirtschaft fordert, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Lehrpersonen vergleichbar beurteilt werden. Im Lehrplan 21 sind die Kompetenzen, die erreicht werden sollten, definiert. Im Rahmen der Arbeiten am Lehrplan 21 wurde aber darauf verzichtet, Zeugnisse und Beurteilungsmethoden zu harmonisieren. Diese Unterlassungssünde gilt es nun zu beheben, wobei die Wirtschaft bezüglich der konkreten Umsetzung diskussionsbereit ist.
Tatsächliche Aussage: Beurteilungssysteme müssen fair, aussagekräftig und vergleichbar sein.
economiesuisse ist der festen Überzeugung, dass Schülerinnen und Schüler beurteilt werden müssen, damit sie optimal gefördert werden können. Diese Beurteilung muss fair, aussagekräftig und vergleichbar sein. Nur dann können die Schülerinnen und Schüler während der Schulzeit optimal gefördert werden, und ist zudem eine auf die jeweiligen Fähigkeiten zugeschnittene Wahl der schulischen und beruflichen Karriere möglich. Ob mit oder ohne Noten ist zweitrangig und economiesuisse ist ergebnisoffen gegenüber guten Vorschlägen. Wichtig ist dabei, dass die Beurteilungen in den Zeugnissen nicht nur für ein HR-Spezialist verständlich sind, sondern auch für eine KMU-Inhaberin, die sich nicht tagtäglich mit Personalfragen beschäftigt.