Meilenstein für die Exportnation Schweiz: EFTA-Freihandelsabkommen mit Indien unterzeichnet
Die Verhandlungen über das EFTA-Freihandelsabkommen mit Indien konnten nach 16 Jahren erfolgreich abgeschlossen werden. Das Abkommen wird die Schweizer Exporte in das aufstrebende Land markant vereinfachen. Für die Schweizer Exportwirtschaft bietet sich dadurch die Gelegenheit vom Wirtschaftswachstum Indiens zu profitieren.
Am 10. März ist es Tatsache geworden: Mit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens (FHA) fand eine intensive Phase der Verhandlungen zwischen Indien und der EFTA ihren erfolgreichen Abschluss. Noch vor einem Jahr schien ein solcher Abschluss in weiter Ferne. In der gegenwärtigen Phase des zunehmenden Protektionismus senden Indien und EFTA ein starkes Signal zugunsten von Marktöffnung und Zusammenarbeit.
Spannung bis zum Schluss
Die Verhandlungen begannen sich im April 2023 zu intensivieren. Im Juli dann sicherte der indische Industrie- und Handelsminister der EFTA ein beschleunigtes Vorgehen zu. Bezeichnenderweise fand dieses Treffen in London statt. Indien verhandelte parallel auch mit anderen Partnern, wie der EU, Grossbritannien oder Kanada. Die dritte und letzte Phase begann dann im Dezember, als Indien und die EFTA bei den Industriezöllen und Direktinvestitionen eingehend zu verhandeln begannen. Bis zum Schluss wurde über Verbesserungen beim Schutz des Geistigen Eigentums gerungen.
Schlussendlich hat es sich für beide Seiten gelohnt: Die EFTA konnte nun vor der EU und Grossbritannien die Verhandlungen mit Indien erfolgreich abschliessen. Indien wiederum gewinnt mit der EFTA eine interessante strategische Partnerin für seine ehrgeizigen Wirtschaftsziele. Für beide Seiten ist das Abkommen ein Meilenstein. Der Schweizer Wirtschaftsdiplomatie ist hiermit ein Coup gelungen, der alles andere als selbstverständlich ist.
Indien: Markt mit grossem Wachstumspotenzial
Bei Indien wird in den kommenden Jahren ein Wirtschaftswachstum erwartet, das durchschnittlich zwischen sechs bis neun Prozent liegen dürfte. Diese hohen Wachstumszahlen haben drei strukturelle Gründe: Erstens ist Indien nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Erde, sondern auch sehr jung. Die Hälfte seiner Bevölkerung ist unter dreissig Jahre alt. Zweitens wird Indien in den kommenden Jahren massiv in die eigenen Infrastrukturen investieren. Drittens will sich das Land im globalen Wettbewerb als attraktiver Industriestandort positionieren. Davon wird die Schweizer Exportwirtschaft profitieren können.
Gerade für die Schweizer Exporteure in der Tech-Industrie, Textilien, Uhren, aber auch Medtech, Chemie und Pharma Branche konnten markante Zollreduktionen ausgehandelt werden. Mit dem FHA wird Indien die Zollansätze für 95.3% der Importe von Schweizer Industrieprodukten (ohne Gold) sofort oder mit Übergangsfristen aufheben bzw. teilliberalisieren. Zudem konnte der Schutz des Geistigen Eigentums, welcher ein zentrales Element für die innovationsbasierte Schweizer Exportwirtschaft darstellt, verbessert werden. In Zukunft sind weitere Verbesserungen anzustreben. Des Weiteren enthält das Abkommen ein umfassendes und rechtsverbindliches Kapitel zu Handel und nachhaltige Entwicklung.
EFTA als strategische Partnerin für Indien
Indien will zu einem der global führenden Industriestandorten aufsteigen. «Make in India» ist Ziel und Programm zugleich. Der Ausbau der Industrie ist auch notwendig, um der jungen Bevölkerung Perspektiven bieten zu können. Soll die noch immer grosse Armut in Land weiter reduziert werden, braucht das Land dringend Jobs. Angesichts der tiefen Nachfrage im Binnenmarkt will das Land in den kommenden Jahren auf Exporte setzen. Hierzu braucht es mehr ausländische Direktinvestitionen um rascher die Produktestandards in den grossen Märkten wie den USA und Europa erreichen zu können. Gerade die Schweiz, welche zu den weltweit 12 grössten Direktinvestorinnen gehört, ist hierbei eine interessante Partnerin. Aus diesem Grund wurden im Industriekapitel des Abkommens ambitiöse Ziele deklariert. Doch auch die bestehenden technologischen Fähigkeiten Indiens sind nicht zu unterschätzen: Dass Indien neue Technologien nicht nur absorbiert, sondern auch weiterentwickeln kann, bewies es mit der geglückten Landung der Mondsonde «Chandrayaan 3» am 23. August 2023.
Nächste Schritte
Es ist zu begrüssen, dass das Abkommen bis spätestens 2025 ratifiziert werden soll. Will die Schweiz ihren kompetitiven Vorteil nutzen, dann ist eine zügige Ratifizierung angebracht. Gerade in einer Phase der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Industrieprodukten wäre ein solcher Impuls sehr wertvoll.