Gut so: Trotz Zins­pau­se wird die Geld­po­li­tik straf­fer

Etwas über­ra­schend hat die SNB dar­auf ver­zich­tet, den Zins­satz von der­zeit 1,75 um wei­te­re 0,25 Pro­zent-Punk­te zu er­hö­hen. Dies zeigt zwei­er­lei: Ers­tens ist die Schweiz im Ver­gleich zum Aus­land in einer pri­vi­le­gier­ten Lage, denn die In­fla­ti­on ist ver­gleichs­wei­se tief. Die In­fla­ti­ons­ra­te liegt der­zeit mit 1,6 Pro­zent sogar in­ner­halb des Ziel­ban­des, wel­ches sich die SNB selbst ge­setzt hat. Zwei­tens aber be­deu­tet die Zins­pau­se kei­nes­wegs, dass die SNB die Geld­po­li­tik nicht wei­ter straf­fen wird. Nach wie vor ver­fügt sie über sehr gros­se De­vi­sen­be­stän­de. Diese gilt es wei­ter ab­zu­bau­en. Damit strafft die SNB die Geld­po­li­tik über eine Quan­ti­ta­ti­ve Straf­fung und vor­erst nicht via hö­he­re Zin­sen. Der Er­halt der Preis­sta­bi­li­tät ge­niesst bei un­se­rer Wäh­rungs­be­hör­de rich­ti­ger­wei­se obers­te Prio­ri­tät.

Es hätte gute Grün­de ge­ge­ben, die Zin­sen wei­ter an­zu­he­ben. Die In­fla­ti­on ist hart­nä­ckig. Zwar liegt sie in der Schweiz der­zeit in­ner­halb des Ziel­ban­des der SNB zwi­schen 0 und 2 Pro­zent. Den­noch ist ab­seh­bar, dass auf­grund an­ste­hen­der Lohn­er­hö­hun­gen, An­pas­sun­gen bei den Mie­ten und En­er­gie­preis­stei­ge­run­gen die Teue­rung in der Schweiz wie­der an­zie­hen wird. Gleich­zei­tig wird die sich ab­zeich­nen­de wirt­schaft­li­che Ab­schwä­chung dazu bei­tra­gen, dass der Druck auf stei­gen­de Prei­se nach­lässt.

Die geld­po­li­ti­sche Straf­fung muss aber nicht nur mit Zins­er­hö­hun­gen er­fol­gen. Die SNB ver­fügt immer noch über rie­si­ge Ver­mö­gen in aus­län­di­scher Wäh­rung. Ende Juli haben die Fremd­wäh­rungs­re­ser­ven in kon­ver­tier­ba­ren Wäh­run­gen rund 700 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen. Diese wer­den mitt­ler­wei­le etwas tie­fer sein, hat die SNB doch im Au­gust und Sep­tem­ber wohl mit deren Abbau be­gon­nen. Doch zum Ver­gleich: vor der Fi­nanz­markt­kri­se haben diese Re­ser­ven we­ni­ger als 50 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen. Die SNB hat De­vi­sen­an­la­gen an­ge­häuft, um einer zu star­ken Auf­wer­tung des Fran­kens ent­ge­gen­zu­wir­ken. Es war aber immer die Idee, sich bei Ge­le­gen­heit wie­der von die­sen Be­stän­den zu tren­nen.

Es ist rich­tig und ziel­füh­rend, wenn die SNB die De­vi­sen­be­stän­de nun re­du­zie­ren will. Es ist nicht die Auf­ga­be der SNB, hohe aus­län­di­sche Ver­mö­gens­wer­te zu hor­ten. Dies be­deu­tet, dass die geld­po­li­ti­sche Straf­fung wei­ter geht. Das ist gut so. Pro­fi­tie­ren wir in der Schweiz doch stark von sta­bi­len Prei­sen: Weil die Wirt­schaft eine bes­se­re Pla­nungs­si­cher­heit hat, wird mehr in der Schweiz in­ves­tiert, so dass hoch­ste­hen­de Ar­beits­plät­ze an­ge­bo­ten wer­den. Weil Geld sei­nen Wert be­hält, wer­den Spa­rer nicht schlei­chend ent­eig­net. Weil wir alle uns viel ein­fa­cher ein Bild dar­über ma­chen kön­nen, wel­che An­ge­bo­te güns­tig sind und weil nie­mand Dinge so­fort kau­fen muss, nur um künf­ti­ge Preis­stei­ge­run­gen zu um­ge­hen. Preis­sta­bi­li­tät schafft Si­cher­heit, bes­se­re Plan­bar­keit und ver­hin­dert, dass un­nö­ti­ge Leer­läu­fe ent­ste­hen. Preis­sta­bi­li­tät ist der wohl am meis­ten un­ter­schätz­te Er­mög­li­cher für Wohl­stand.