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Leitzinserhöhung der SNB: richtiger Entscheid

Erstmals seit 15 Jahren erhöht die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins. Dieser Entscheid kommt für viele überraschend. Angesichts steigender Inflationsraten ist dieser Schritt jedoch richtig. Die Teuerung ist in der Schweiz zwar im Vergleich zum Ausland nicht sonderlich hoch, dennoch übersteigt sie das Zielband der SNB. Preisstabilität ist für die Wirtschaft von grosser Bedeutung. Es ist erfreulich, dass die SNB ihren geldpolitischen Spielraum nutzt, um den Preisauftrieb in der Schweiz einzuschränken.

Die Nachricht dürfte viele überrascht haben: Die SNB kündigte heute morgen an, den Leitzins um einen halben Basispunkt auf -0.25 Prozent anzuheben. Dies ist die erste Leitzinserhöhung seit 15 Jahren.

Gestiegene Inflationserwartungen

In vielen Ländern erreichen die Inflationsraten derzeit Rekordhöhen. In den USA stiegen die Konsumentenpreise im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,1 Prozent. Auch im Euroraum beträgt die Zunahme über acht Prozent. Die steigenden Preise machen auch vor der Schweiz nicht halt: Seit gut einem Jahr klettern sie in die Höhe. Im Mai kostete der Warenkorb für den Landesindex der Konsumentenpreise 2,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das ist der höchste Anstieg seit 2008.

Eine Umfrage von economiesuisse zeigt zwar, dass die Preise nicht breitflächig steigen. Ein erheblicher Teil der Preiserhöhungen ist importiert. Besonders betroffen sind die Maschinenindustrie, der Grosshandel, die chemische Industrie und das Baugewerbe. Der Leitzinsentscheid soll nun aber verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift.

Frankenaufwertung im Auge behalten

Die Schweizer Währungshüter haben auch ihre Beurteilung des Wechselkurses angepasst. Der Schweizer Franken hat sich aufgrund der höheren Inflation im Ausland handelsgewichtet abgewertet. Die Entwicklung des Frankenkurses hat gemäss SNB in den letzten Wochen gar zum Inflationsanstieg beigetragen. Die Nationalbank erachtet den Schweizer Franken damit nicht länger als zu hoch bewertet.

Die Reaktion der Finanzmärkte liess nicht lange auf sich warten: Der Franken wertete sich heute morgen gegenüber dem Euro auf. Die SNB machte aber klar, dass sie bei Bedarf jederzeit am Devisenmarkt intervenieren wird.

Richtiger Entscheid

Sie folgt damit auf die US-Notenbank (FED). Diese hat die Leitzinsen gestern drastisch erhöht – um einen dreiviertel Prozentpunkt. Und die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf Juli ebenfalls einen Zinsschritt angekündigt. Während im Ausland die Inflationsraten bereits gefährlich hoch ausfallen und die Zinserhöhungen zu spät erfolgen, ist die Teuerung in der Schweiz mit derzeit 2,9 Prozent noch vergleichsweise tief. Dennoch übersteigt die Inflationsrate das Zielband der SNB und ist nicht mit dem Ziel der Preisstabilität vereinbar. Stabile Preise sind für die Schweiz von grosser Bedeutung. Es ist daher zielführend, dass die SNB ihren geldpolitischen Spielraum nutzt und den Preisauftrieb mit der Zinserhöhung dämpft. Dass der Franken sich in der Folge etwas aufwertet, ist für die Wirtschaft tragbar. Es muss aber verhindert werden, dass es wieder zu einer massiven Überbewertung des Frankens kommt.

Ebenfalls positiv zu Buche schlägt, dass damit ein Ende der ökonomisch problematischen Negativzinsen absehbar wird. Es ist höchste Zeit.