Mehrere Container und Flugzeug

Un­ge­nutz­tes Po­ten­zi­al bei Frei­han­dels­ab­kom­men

Ak­tu­el­le Stu­di­en des SECO zei­gen, dass Un­ter­neh­men in der Schweiz die Vor­tei­le von Frei­han­dels­ab­kom­men noch stär­ker nut­zen könn­ten. Al­ler­dings be­dingt dies viel Fach­wis­sen und in­ter­ne Res­sour­cen, die nicht über­all vor­han­den sind. Nun gilt es zu ana­ly­sie­ren, wie Hür­den bei der Nut­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men ab­ge­baut wer­den kön­nen.

Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SECO) ana­ly­siert seit 2019 die Nut­zung der Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) der Schweiz. Im Som­mer 2020 wurde eine um­fas­sen­de Da­ten­ana­ly­se zur Nut­zung von FHA pu­bli­ziert, die auf­zeig­te, dass Schwei­zer Im­por­teu­ren jähr­lich Zol­ler­spar­nis­se in Höhe von rund 400 Mil­lio­nen Fran­ken ent­ge­hen, weil sie die Ab­kom­men nur be­dingt nut­zen. Ba­sie­rend auf den Er­geb­nis­sen die­ser Ana­ly­se wer­den nun die Grün­de für eine un­voll­stän­di­ge Nut­zung von FHA eru­iert.

Im­port­sei­ti­ge Um­fra­ge zeigt In­for­ma­ti­ons­lü­cken auf

Um zu klä­ren, wel­ches die gröss­ten Hür­den bei der Nut­zung von FHA sind, setzt das SECO auf Fir­men­be­fra­gun­gen. In der ers­ten Jah­res­hälf­te 2021 wurde eine Um­fra­ge zur im­port­sei­ti­gen Nut­zung der Ab­kom­men durch­ge­führt. Dabei wur­den ge­zielt Un­ter­neh­men be­fragt, die in Sek­to­ren tätig sind, in denen be­son­ders viele nicht rea­li­sier­te Zoll­ein­spa­run­gen an­fal­len (ins­be­son­de­re Gross- und De­tail­han­del). An der Um­fra­ge haben ins­ge­samt 122 Schwei­zer Fir­men teil­ge­nom­men, dar­un­ter 88 KMU.

Die Aus­wer­tung zeigt, dass die Nicht­nut­zung von FHA viele un­ter­schied­li­che Grün­de hat. In ge­wis­sen Fäl­len er­fül­len die im­por­tier­ten Pro­duk­te die für eine zoll­be­güns­tig­te Ein­fuhr not­wen­di­gen Re­geln nicht, oder der be­nö­tig­te Ur­sprungs­nach­weis wird vom Lie­fe­ran­ten nicht er­bracht. In an­de­ren Fäl­len han­delt es sich um Dritt­land­wa­re. Letzt­lich wer­den ge­wis­se Im­por­te nicht di­rekt in die Schweiz, son­dern über die EU ein­ge­führt und be­reits dort ver­zollt. Die Ana­ly­se zeigt ins­be­son­de­re auf, dass der In­for­ma­ti­ons­stand über die Nut­zung von FHA in den meis­ten be­frag­ten Un­ter­neh­men als eher schlecht oder mit­tel­mäs­sig be­wer­tet wird. Daher ist es umso wich­ti­ger, das In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot der Be­hör­den, aber auch der Wirt­schaft über die Nut­zung von FHA zu ver­bes­sern.

Ex­port­sei­ti­ge Fir­men­um­fra­ge und wei­te­re Mass­nah­men

Heute hat das SECO zudem eine Fir­men­be­fra­gung zur Nut­zung von FHA beim Ex­port bei allen in­ter­es­sier­ten Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men lan­ciert. Ba­sie­rend auf den Er­kennt­nis­sen der Be­fra­gun­gen sol­len Mass­nah­men iden­ti­fi­ziert wer­den, wel­che die Nut­zung von FHA für Schwei­zer Fir­men ver­ein­fa­chen und somit ihre Kon­kur­renz­fä­hig­keit im Aus­land un­ter­stüt­zen. Als wich­ti­ge Er­gän­zung zur Nut­zung von FHA ist auch der jüngst vom Par­la­ment be­schlos­se­ne In­dus­trie­zoll­ab­bau zu nen­nen. Denn beim Im­port könn­ten die Schwei­zer Un­ter­neh­men ad­mi­nis­tra­tiv stark ent­las­tet wer­den. Gleich­wohl blei­ben aber auch nach In­kraft­tre­ten des In­dus­trie­zoll­ab­baus in ge­wis­sen Fäl­len Ur­sprungs­nach­wei­se not­wen­dig – etwa bei der Ur­sprungs­ku­mu­lie­rung im Rah­men der Pan-Eu­ro­pa-Mit­tel­meer-Prä­fe­renz­ur­sprungs­re­geln oder bei einem Teil der Re­ex­por­te.