Feh­len­de Al­ter­na­ti­ven der Geg­ner des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en

Seit Jah­ren for­dern links-grüne Krei­se mehr Nach­hal­tig­keit im in­ter­na­tio­na­len Han­del. Nun liegt mit dem Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ein Ver­trags­text auf dem Tisch, der genau die­ser For­de­rung Rech­nung trägt und einen kla­ren Fort­schritt mit sich bringt. Und was pas­siert? Da­ge­gen wurde trotz­dem das Re­fe­ren­dum er­grif­fen. Das ist zwar ein gutes Recht der Schwei­zer De­mo­kra­tie. Wer sich aber gegen jeg­li­che Nach­hal­tig­keits­be­mü­hun­gen stellt, soll­te zu­min­dest Al­ter­na­tiv­lö­sun­gen vor­schla­gen. Die sucht man auf­sei­ten der Re­fe­ren­dums­füh­rer je­doch ver­ge­bens. Das letz­te Wort über das In­kraft­tre­ten des Frei­han­dels­ab­kom­mens hat das Schwei­zer Stimm­volk am 7. März.

Die For­de­rung nach mehr Nach­hal­tig­keit im in­ter­na­tio­na­len Han­del ge­hört zu den zen­tra­len Ar­gu­men­ten der Geg­ner des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en. Das ist äus­serst pa­ra­dox. Denn eine Ab­leh­nung des Ab­kom­mens würde genau das Ge­gen­teil be­wir­ken. Es ist ein Nein zu stren­ge­ren Nach­hal­tig­keits­re­geln (u.a. im Be­reich Palm­öl) und kommt einem Ver­har­ren auf dem heu­ti­gen Sta­tus quo gleich. Das heisst kon­kret: kein Fort­schritt. Das kann man ma­chen. Kon­struk­tiv ist das aber nicht. Denn wer bei Geg­nern des Ab­kom­mens nach Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­gen sucht, wird ent­täuscht. Es zeigt sich daher klar und deut­lich, dass sich mit einer Ab­leh­nung des Ab­kom­mens vor Ort nichts ver­bes­sern würde – weder für die Wirt­schaft, noch für die Um­welt oder die Men­schen.

Mit einer An­nah­me des Ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en sagen wir Ja zu mehr Nach­hal­tig­keit.

Das vor­lie­gen­de Ab­kom­men hin­ge­gen bie­tet genau das, was den Geg­nern fehlt: Einen kon­kret aus­for­mu­lier­ten Weg, wie mit­tels Frei­han­dels ein Bei­trag zur Nach­hal­tig­keit ge­leis­tet wer­den kann. Gerne prä­sen­tie­re ich Ihnen die bei­den wich­tigs­ten Etap­pen die­ses Weges:

Ers­tens, im Falle einer An­nah­me würde nur nach­hal­tig pro­du­zier­tes und rück­ver­folg­ba­res Palm­öl von den aus­ge­han­del­ten Zoll­be­güns­ti­gun­gen pro­fi­tie­ren. Somit wird eine nach­hal­ti­ge Pro­duk­ti­on von Palm­öl in In­do­ne­si­en un­ter­stützt und gleich­zei­tig ein wich­ti­ges Zei­chen ge­gen­über an­de­ren Palm­ö­l­ex­por­teu­ren ge­setzt. Das ist als gros­ser Ver­hand­lungs­er­folg zu be­wer­ten, wenn man be­denkt, dass In­do­ne­si­en bis­her noch kei­nem an­de­ren Ver­trags­part­ner der­art weit­ge­hen­de Kon­zes­sio­nen im Be­reich Palm­öl zu­ge­stan­den hat. Wie alle Ver­trags­ka­pi­tel ist auch jenes zu Han­del und nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung für beide Ver­trags­län­der ver­bind­lich.

Erst­mals wer­den Palm­öl­im­por­te an stren­ge Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en ge­knüpft. Das ist ein Novum.

Zwei­tens liegt mit dem Frei­han­dels­ab­kom­men ein äus­serst fort­schritt­li­ches Ver­hand­lungs­er­geb­nis vor, das nicht nur wirt­schaft­li­che As­pek­te be­rück­sich­tigt. Der Ver­trag be­ach­tet näm­lich auch, dass nur mit einer rück­sichts­vol­len Ver­wen­dung na­tür­li­cher Res­sour­cen wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit auf lang­fris­ti­ge Sicht mög­lich ist. Damit wird nicht nur Nach­hal­tig­keit im öko­lo­gi­schen Sinne ge­för­dert, son­dern auch die öko­no­mi­sche und so­zia­le Di­men­si­on des Be­griffs mit­be­rück­sich­tigt. Für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft ist eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in allen drei Di­men­sio­nen zen­tral. Schwei­zer Fir­men schaf­fen mit ihrem En­ga­ge­ment neue Ar­beits- und Aus­bil­dungs­plät­ze vor Ort, er­hö­hen so den Wohl­stand, schaf­fen In­fra­struk­tur und vie­les mehr.

Nie­mand be­haup­tet, dass mit dem Ab­kom­men alles per­fekt ist und sämt­li­che Pro­ble­me die­ser Welt ge­löst wer­den. Aber es ist ein wich­ti­ger und in­ter­na­tio­nal ko­or­di­nier­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung.

Egal wie man es dreht und wen­det: Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ist fort­schritt­lich. Es bie­tet Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men – ins­be­son­de­re KMU – einen drin­gend not­wen­di­gen Licht­blick in der ak­tu­el­len Krise. Denn bitte be­den­ken Sie, dass ge­ra­de in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten Frei­han­dels­ab­kom­men für die Schwei­zer Wirt­schaft ein sehr wert­vol­les In­stru­ment sind, um den pri­vi­le­gier­ten Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten wie In­do­ne­si­en si­cher­zu­stel­len. Da­ne­ben leis­tet es aber auch einen wich­ti­gen Bei­trag zu mehr Nach­hal­tig­keit. Ich be­haup­te nicht, dass wir mit dem Ab­kom­men auf einen Schlag alle Pro­ble­me die­ser Welt lösen oder dass die in­ter­na­tio­nal gel­ten­den Nach­hal­tig­keits­la­bels – an denen sich der Ver­trags­text ori­en­tiert – per­fekt sind. Aber ich bin fest über­zeugt, dass wir alle mit einem JA am 7. März ge­win­nen und ge­mein­sam zu mehr Nach­hal­tig­keit bei­tra­gen. Für mich gibt es kei­nen plau­si­blen Grund, Nein zu sagen. Ein Ver­har­ren auf dem Sta­tus quo dient nie­man­dem.

Hin­weis: Heute Abend fin­det um 22.25 Uhr die SRF-Arena zum Thema statt – unter an­de­rem mit Mo­ni­ka Rühl, Di­rek­to­rin von eco­no­mie­su­is­se.