Mercosur Fahnen und zwei Hände, die einander gereicht werden

Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen EU und Mer­co­sur setzt Schweiz unter Zug­zwang

Die Eu­ro­päi­sche Union und der Mer­co­sur haben sich auf ein Frei­han­dels­ab­kom­men ge­ei­nigt. Die welt­weit gröss­te Frei­han­dels­zo­ne baut für eu­ro­päi­sche Fir­men hohe Han­dels­hür­den ab. Kann die Schweiz nicht nach­zie­hen, dro­hen den hie­si­gen Un­ter­neh­men sub­stan­zi­el­le Wett­be­werbs­nach­tei­le.

Nach­dem die EU und die Staa­ten des Mer­co­sur 20 Jahre lang zäh ver­han­delt haben, ging es am Schluss plötz­lich schnell: Hiess es noch vor we­ni­gen Wo­chen, ein Ab­schluss sei in weite Ferne ge­rückt, haben die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on sowie die Ver­tre­ter Bra­si­li­ens, Ar­gen­ti­ni­ens, Pa­ra­gu­ays und Uru­gu­ays die Ver­hand­lun­gen am 28. Juni 2019 er­folg­reich be­en­det. Das Ab­kom­men wird nach der Um­set­zung zur gröss­ten Frei­han­dels­zo­ne der Welt füh­ren mit 776 Mil­lio­nen Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten und einer Wirt­schafts­leis­tung von 18 Bil­lio­nen Euro. Zwar muss der Ver­trag in der EU noch von den 28 Mit­glieds­staa­ten und dem Eu­ro­pa­par­la­ment ge­neh­migt wer­den. Nichts­des­to­trotz setzt es die Schweiz aber unter Zug­zwang: Denn den hie­si­gen Fir­men dro­hen nun sub­stan­zi­el­le Wett­be­werbs­nach­tei­le in Süd­ame­ri­ka.

Hohe Zölle auf wich­ti­ge Ex­por­te

Auch die Schweiz ver­han­delt mit den an­de­ren EFTA-Staa­ten über ein Frei­han­dels­ab­kom­men mit dem Mer­co­sur. Da die­ser unter an­de­rem hohe Zölle auf wich­ti­ge Schwei­zer Ex­por­te er­hebt, zum Bei­spiel durch­schnitt­lich acht Pro­zent auf phar­ma­zeu­ti­sche Er­zeug­nis­se, würde deren Abbau die Kos­ten für die Fir­men stark sen­ken und auch in der Schweiz zu mehr In­ves­ti­tio­nen füh­ren. So­lan­ge der Markt­zu­gang je­doch nur für EU-Fir­men, nicht aber Schwei­zer Un­ter­neh­men er­leich­tert wird, ver­lie­ren Letz­te­re wich­ti­ge Markt­an­tei­le mit hohen Wachs­tums­po­ten­zia­len. Im Mer­co­sur be­tra­gen die Im­port­zöl­le auf be­stimm­ten Gü­tern bis zu 35 Pro­zent. Ein an­de­res er­folg­rei­ches Pro­dukt im Mer­co­sur ist zur­zeit Schwei­zer Scho­ko­la­de. Die­ses ist im Mer­co­sur mit 20 Pro­zent Zoll be­las­tet – an­ders als künf­tig die EU-Kon­kur­renz­pro­duk­te.

Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums wich­tig

Noch liegt der Wort­laut des EU-Mer­co­sur-Ab­kom­mens nicht vor. Es wird in­ter­es­sant sein zu er­fah­ren, auf wel­che Be­stim­mun­gen zum Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums sich die bei­den Ver­hand­lungs­part­ner ei­ni­gen konn­ten. Die Kom­mis­si­on hat er­klärt, dass das Ab­kom­men geo­gra­fi­sche Her­kunfts­be­zeich­nun­gen wie Par­ma­schin­ken oder Münch­ner Bier schützt sowie um­fas­sen­de Be­stim­mun­gen zum Schutz von Ge­schäfts­ge­heim­nis­sen vor­sieht. Sol­che Ar­ti­kel sind auch für die hoch­in­no­va­ti­ve Schwei­zer Wirt­schaft un­ab­ding­bar, damit sie die Vor­tei­le eines Frei­han­dels­ab­kom­mens nut­zen kön­nen.

Für eco­no­mie­su­is­se ist des­halb klar: Die Schweiz muss nach­zie­hen und so schnell wie mög­lich ein Ab­kom­men mit dem Mer­co­sur aus­han­deln, das auch in der Sub­stanz über­zeugt. Dazu zählt ein mög­lichst weit­ge­hen­der Abbau der Han­dels­hür­den und ein um­fas­sen­der Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums.