Astana

Wirt­schaft in Ka­sachs­tan: Di­ver­si­fi­zie­rung be­nö­tigt tief grei­fen­de Re­for­men

Die Wirt­schafts­mis­si­on von Bun­des­rat Schnei­der-Am­mann hat sich in Astana mit Ver­tre­tern der ka­sa­chi­schen Re­gie­rung ge­trof­fen. Das Land ist wirt­schaft­lich stark ab­hän­gig von Erd­öl­ein­nah­men. In den Ge­sprä­chen vor Ort wird klar, dass die Pe­tro­dol­lars ver­mehrt in Struk­tur­re­for­men in­ves­tiert wer­den sol­len.

Die Erd­öl­ein­nah­men ma­chen 69 Pro­zent der ka­sa­chi­schen Ex­port­ein­nah­men aus. Bis­her wur­den die Pe­tro­dol­lars neben dem Bau von In­fra­struk­tu­ren auch zur um­fang­rei­chen Sub­ven­tio­nie­rung des In­dus­trie- und Dienst­leis­tungs­sek­tors ver­wen­det. Dies führ­te zu einer sehr hohen Staats­quo­te und gleich­zei­tig stark ver­zerr­ten Märk­ten in der Bin­nen­wirt­schaft. Nun soll diese Ent­wick­lung mit tief grei­fen­den Struk­tur­re­for­men kor­ri­giert wer­den. 

Dabei ist die Pri­va­ti­sie­rung vie­ler Staats­un­ter­neh­men ein Haupt­ziel. Für die Um­set­zung in­ves­tiert Ka­sachs­tan in den Auf­bau eines ei­ge­nen Fi­nanz­mark­tes. Dabei spielt das vor zehn Tagen of­fi­zi­ell ge­grün­de­te Astana In­ter­na­tio­nal Fi­nan­ci­al Cen­ter eine zen­tra­le Rolle. Auf der Basis in­ter­na­tio­na­ler Re­gu­lie­rungs­stan­dards, einer ei­ge­nen Börse, un­ab­hän­gi­ger Schieds­ge­rich­te und der An­sie­de­lung in­ter­na­tio­na­ler Fi­nanz­in­sti­tu­te soll ein li­qui­der Ka­pi­tal­markt für In­ves­to­ren aus dem In- und Aus­land ent­wi­ckelt wer­den. Neben In­vest­ment­ban­ken soll auch die Ver­mö­gens­ver­wal­tung an­ge­zo­gen wer­den. Ein mo­der­ner Ka­pi­tal­markt wie­der­um er­leich­tert die Pri­va­ti­sie­rung grös­se­rer Staats­un­ter­neh­men.

1000 Pri­va­ti­sie­run­gen bis zum Jah­res­en­de

Die Zeit ist knapp, denn die ka­sa­chi­sche Re­gie­rung plant bis Ende 2018 nicht we­ni­ger als 1000 Staats­un­ter­neh­men zu pri­va­ti­sie­ren. Bis jetzt wur­den im Rah­men der lau­fen­den zwei­ten Pri­va­ti­sie­rungs­wel­le erst 400 Pri­va­ti­sie­run­gen unter Dach und Fach ge­bracht.

Es ist of­fen­sicht­lich, dass auch De­re­gu­lie­run­gen zur Stär­kung markt­wirt­schaft­li­cher Prin­zi­pi­en not­wen­dig sind. Dazu ge­hört auch die Wäh­rung, die nicht kon­ver­ti­bel ist. Eben­so braucht es In­ves­ti­tio­nen in die Aus­bil­dung auf allen Stu­fen. Ka­sachs­tan ist hier stark ge­for­dert, da das Land mit 18 Mil­lio­nen Ein­woh­nern jähr­lich 400'000 Ge­bur­ten ver­zeich­net.

OECD-Mit­glied­schaft an­ge­strebt

Die Re­for­men sind für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft sehr wich­tig, da die Stär­kung der Markt­wirt­schaft und die Ver­ein­fa­chung der Zoll­ver­fah­ren den Markt­zu­gang ins­be­son­de­re für Schwei­zer KMU stark ver­ein­fa­chen wer­den.

Bei den Ge­sprä­chen wird er­sicht­lich, dass der Re­form­be­darf nicht nur sehr gross ist, son­dern dies von den Mi­nis­tern auch offen an­ge­spro­chen wird. Die Ge­sprächs­part­ner sind zu­ver­sicht­lich, dass wei­te­re Re­for­men ge­lin­gen wer­den. Hier­zu ist das Land auch be­reit zu einer engen in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit. So ar­bei­tet Ka­sachs­tan in allen Be­rei­chen mit der OECD zu­sam­men und strebt die Mit­glied­schaft an. Be­reits jetzt liegt das Land auf Platz 30 des Welt­bank-Ran­kings be­züg­lich «ease of doing busi­ness».

 

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