# 09 / 2018
11.06.2018

Schweizer Handel: Eine wichtige Branche steht vor grossen Herausforderungen

6. Ausblick

Hausaufgaben für die Branche, aber auch für die Politik

Der Handel steht vor anspruchsvollen Aufgaben. Die wichtigste und dringendste ist es, die digitale Transformation zu meistern und das Geschäftsmodell erfolgreich anzupassen. Durch die Digitalisierung wird die gesamte Wertschöpfungskette verändert. Doch auch in Zukunft wird der Handel viele wichtige Funktionen haben, auch wenn deren Erfüllung in einer anderen Form geschehen sollte.

Die Digitalisierung erfordert eine Anpassung an das sich verändernde Umfeld, bietet aber auch neue Chancen. Der Wille, die Digitalisierung voranzutreiben, ist in der gesamten Branche vorhanden. Nun muss er konsequent umgesetzt werden. Für den Handel ist es unumgänglich, hierzu Ressourcen freizuschaufeln und schlagkräftige digitale Kapazitäten aufzubauen. Doch nicht nur der Handel muss seine Aufgaben machen, sondern auch die Politik. Denn die stetig zunehmende Regulierungsdichte ist auf lange Frist nicht haltbar. Um einen effizienten Handel mit konkurrenzfähigen Preisen zu ermöglichen, müssen die Regulierungsdichte abgebaut und Handelshemmnisse abgeschafft werden.

Wichtige Volksentscheide für den Schweizer Handel

Dem Ziel eines freieren Handels widersprechen verschiedene Volksinitiativen, die demnächst zur Abstimmung kommen. Sie sehen sogar noch weiter einengende Regulierungsvorschriften vor, die den Handel gravierend belasten würden. Zwei davon sind die Unternehmens-Verantwortungs-Initiative und die Fair-Food-Initiative.

Die Unternehmens-Verantwortungs-Initiative fordert die Einführung von weltweit beispiellosen, äusserst weitgehenden Haftungsbestimmungen für Auslandsaktivitäten von Schweizer Unternehmen (inkl. KMU), die international anerkannte Menschenrechte und internationale Umweltstandards verletzt haben. Dabei würden die Unternehmen in der Schweiz automatisch und ohne Verschulden auch für das Verhalten von Unternehmen haften, die sie in irgendeiner Weise (auch wirtschaftlich) kontrollieren. Gemäss der Initiative könnten sie sich von dieser Haftung nur befreien, wenn sie lückenlos nachweisen können, dass sie weitgehende Überwachungen und Kontrollen in ihrer Wertschöpfungskette vorgenommen haben.

Die Fair-Food-Initiative geht in eine ähnliche Richtung. Sie sieht vor, dass nur noch Lebensmittel in die Schweiz eingeführt werden dürfen, die hohen Standards bezüglich Qualität, Umweltschutz, Tierwohl und Arbeitsbedingungen genügen. Für jedes importierte Produkt wäre ein Nachweis zu erbringen, dass die hohen Schweizer Standards erfüllt werden. Hierzu müsste ein rigoroser Kontrollapparat aufgezogen werden. Die Initiative bricht internationale Handelsverträge und ist dadurch protektionistisch und handelshemmend. Steigende Lebensmittelpreise, weniger Auswahlmöglichkeiten und massiver Einkaufstourismus und Rechtsunsicherheit wären die unmittelbaren Folgen.

Aktuell sind auch die von den USA beschlossenen Strafzölle eine Bedrohung für den Handel. Sie können weltweit die Tendenzen zu protektionistischen Massnahmen erhöhen (wie die Reaktion Chinas zeigt) und in Europa wie auch in der Schweiz Gegenmassnahmen provozieren. Letztlich gefährden sie auch die Errungenschaften der Welthandelsorganisation WTO.

Trotz der vielen grossen Herausforderungen blickt die Branche optimistisch in die Zukunft: Nur knapp 20 Prozent der Befragten in der Erhebung von economiesuisse und Handel Schweiz sehen die Zukunftsaussichten der Handelsbranche negativ. Doppelt so viele sehen die Zukunft des Handels positiv. Die Händler sind hoffnungsvoll und auch bereit, ihren Part zu übernehmen, wie die vielen Initiativen im Bereich der Digitalisierung zeigen. Doch ist auch die Politik bereit, Verantwortung zu übernehmen und den Wirtschaftsstandort Schweiz in eine florierende Zukunft zu führen?