Ein leis­tungs­fä­hi­ges Schie­nen­netz für die Zu­kunft

Der Aus­bau­schritt 2035 ist für den Ver­kehrs­trä­ger Schie­ne weg­wei­send. Ein nach­hal­ti­ger Ein­satz der ver­füg­ba­ren Mit­tel ist un­ab­ding­bar, sol­len die drin­gends­ten Eng­päs­se be­sei­tigt und neue Ka­pa­zi­tä­ten ge­schaf­fen wer­den. Dabei ist die Wir­kungs­ef­fi­zi­enz der Ge­samt­in­ves­ti­ti­on höher zu ge­wich­ten als re­gio­na­le Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen.

Die Bahn ist so­wohl im Per­so­nen- als auch im Gü­ter­ver­kehr eine tra­gen­de Säule der Mo­bi­li­tät in der Schweiz. Fast fünf Mil­li­ar­den Per­so­nen­ki­lo­me­ter und über 2,5 Mil­li­ar­den Ton­nen­ki­lo­me­ter wer­den mitt­ler­wei­le pro Quar­tal auf der Schie­ne zu­rück­ge­legt – im Ver­hält­nis zum ge­sam­ten Ver­kehrs­auf­kom­men ist dies, ver­gli­chen mit Eu­ro­pa und auch welt­weit, ein Spit­zen­wert. Auch bei der In­fra­struk­tur ist die Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ganz vorne dabei. So be­ur­teilt bei­spiels­wei­se der Glo­bal Com­pe­ti­tiven­ess Re­port des World Eco­no­mic Forum unser Schie­nen­netz als das zweit­bes­te der Welt, nur knapp hin­ter jenem von Pri­mus Japan.

So weit, so gut, könn­te man mei­nen. Doch die stei­gen­de Nach­fra­ge bringt das An­ge­bot im Schie­nen­ver­kehr be­reits seit ge­rau­mer Zeit an seine Gren­zen. Un­ter­halt und Aus­bau der In­fra­struk­tur konn­ten in den letz­ten 30 Jah­ren nicht mit der ra­san­ten Nach­fra­ge­ent­wick­lung Schritt hal­ten. Wie sich die­ser Um­stand heute kon­kret zeigt, wis­sen alle, die täg­lich auf no­to­risch über­las­te­ten Stre­cken wie Bern-Zü­rich oder ent­lang dem Arc Léma­ni­que un­ter­wegs sind.

Bun­des­rat, Par­la­ment, die Kan­to­ne und auch die Stimm­bür­ge­rin­nen und Stimm­bür­ger haben den Hand­lungs­be­darf recht­zei­tig er­kannt. Mit der FABI-Vor­la­ge sowie dem Aus­bau­schritt 2025 haben sie in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit eine gute Basis ge­schaf­fen, auf der nun auf­ge­baut wer­den kann. Das fast 12 Mil­li­ar­den Fran­ken schwe­re Paket zum Aus­bau­schritt 2035 ist die lo­gi­sche nächs­te Etap­pe, die nun in An­griff ge­nom­men wird.

Nicht nur für die Be­völ­ke­rung und die Po­li­tik, son­dern auch aus Sicht der Wirt­schaft ist klar: Die Schweiz darf und soll sich ihr Schie­nen­netz etwas kos­ten las­sen. Eine leis­tungs­fä­hi­ge In­fra­struk­tur ist für un­se­ren Wirt­schafts­stand­ort wich­tig, sie muss eine wei­ter zu­neh­men­de Nach­fra­ge be­wäl­ti­gen und für ein gleich­mäs­si­ges Wachs­tum von Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr sor­gen kön­nen.

Der Aus­bau­schritt 2035 kann dies ge­währ­leis­ten, so­fern der Mit­tel­ein­satz kla­ren Ef­fi­zi­enz­kri­te­ri­en folgt. Jeder Fran­ken soll dort ein­ge­setzt wer­den, wo er für die Eng­pass­be­sei­ti­gung den gröss­ten Nut­zen er­zie­len kann. Der Bun­des­rat schlägt hier­für mit der Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge eine grund­sätz­lich sinn­vol­le Stoss­rich­tung ein. Je­doch ist dies nur die halbe Miete: Das Par­la­ment muss in sei­ner Be­hand­lung der Vor­la­ge im 2019 dar­auf ach­ten, dass die Wir­kungs­ef­fi­zi­enz nicht re­gio­na­len Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen zum Opfer fällt.

Gleich­zei­tig braucht es eine fi­nanz­po­li­tisch ver­ant­wor­tungs­vol­le Mit­tel­be­schaf­fung. Po­li­ti­sche Zu­ge­ständ­nis­se wie zum Bei­spiel aus­ufern­de Vor- und Dritt­fi­nan­zie­run­gen müs­sen ver­mie­den wer­den. Auch muss die Wirt­schaft­lich­keit des Ge­samt­sys­tems ver­bes­sert wer­den, so­dass die Be­triebs­kos­ten nicht aus­ufern. Hier­zu braucht es in­no­va­ti­ve, pro­duk­ti­vi­täts­stei­gern­de An­sät­ze, wie bei­spiels­wei­se die Aus­glie­de­rung von SBB Cargo, die Li­be­ra­li­sie­rung des Per­so­nen­ver­kehrs oder die in­sti­tu­tio­nel­le Tren­nung von In­fra­struk­tur­netz und -be­trei­ber.