Die Ge­sell­schaft ist Trei­be­rin des Wan­dels – die Di­gi­ta­li­sie­rung be­schleu­nigt ihn

Was vor Kur­zem un­denk­bar war, ist heute Rea­li­tät: Ein Frem­der über­nach­tet in der ei­ge­nen Woh­nung – ge­bucht über ein On­lin­e­por­tal und ohne, dass man selbst zu Hause wäre. An­statt ein Auto zu be­sit­zen, teilt man eines mit frem­den Per­so­nen. Die Nor­men der Ge­sell­schaft ver­än­dern sich ste­tig und mit ihr die Basis für er­folg­rei­che Ge­schäfts­mo­del­le. Tech­ni­sche In­no­va­tio­nen er­mög­li­chen ihre Um­set­zung. Aus­ser­dem in­ten­si­vie­ren sie den Struk­tur­wan­del und tra­gen so zum Wohl­stand bei.

Vor 30 Jah­ren sym­bo­li­sier­te ein Auto Sta­tus, Pfar­rer und Leh­rer waren teils noch feste Au­to­ri­tä­ten im Dorf und die Un­ter­neh­mer po­li­ti­sier­ten am Stamm­tisch. Sie alle boten den Men­schen Ori­en­tie­rung. Heute sind die An­zahl Likes auf Face­book, Tweets oder Kom­men­ta­re unter Ar­ti­keln von On­line­platt­for­men ein Sta­tus­sym­bol. Das meine ich wert­frei. Schliess­lich be­fan­den sich ge­sell­schaft­li­che Nor­men und Ge­wohn­hei­ten immer im Wan­del. So tief­grei­fend und schnell schien er al­ler­dings noch nie vor­an­zu­schrei­ten.

Ver­än­der­te Nor­men sind die Trei­ber von ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen. Die tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen – man nennt sie auch «Di­gi­ta­li­sie­rung» – wir­ken als Ka­ta­ly­sa­tor. Denn die Tech­nik schafft neue Mög­lich­kei­ten und trägt dazu bei, dass sich die Ent­wick­lun­gen über­haupt um­set­zen las­sen.

Vor­aus­set­zung dafür, dass Po­si­ti­ves ent­steht, ist der Struk­tur­wan­del.

Die­ser Ka­ta­ly­sa­tor macht na­tio­na­le Gren­zen zu einer Ne­ben­säch­lich­keit. Die Trans­ak­ti­ons­kos­ten sin­ken. Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen er­rei­chen die Men­schen ziel­ge­rich­te­ter als frü­her und sind somit schnel­ler eine kri­ti­sche Masse. Bei­spiels­wei­se wer­den Le­bens­mit­tel für All­er­gi­ker oder Möbel und Klei­der, die nicht mehr im Trend lie­gen, er­schwing­lich. Und eta­blier­te Un­ter­neh­men er­hal­ten neue Kon­kur­renz.

Na­tür­lich set­zen diese ra­san­ten Ent­wick­lun­gen auch ge­gen­läu­fi­ge Trends frei. Na­tio­nal­staa­ten ge­win­nen in der Be­völ­ke­rung an Be­deu­tung. Die «Land­lie­be» bei­spiels­wei­se ist das auf­la­gen­stärks­te Ma­ga­zin der Schweiz. Am Ende des Tages ist diese glo­ba­le, tech­ni­sche Ent­wick­lung aber po­si­tiv: Die Schweiz ist so wohl­ha­bend, wie es sich un­se­re Vor­fah­ren nicht zu träu­men wag­ten.

Vor­aus­set­zung dafür, dass Po­si­ti­ves ent­steht, ist der kon­ti­nu­ier­li­che Struk­tur­wan­del. Als of­fe­nes Land mit klei­nem Heim­markt haben wir gros­se Er­fah­rung mit Struk­tur­an­pas­sun­gen. Hätte die Schweiz in den 1970er-Jah­ren an der da­ma­li­gen Art der Ma­schi­nen­pro­duk­ti­on fest­ge­hal­ten, wäre die In­dus­trie ver­schwun­den. Heute aber trägt sie noch immer einen Vier­tel zur Wert­schöp­fung der Schweiz bei.

Die Er­fah­rung zeigt: Nur wer die ei­ge­nen Stär­ken hin­ter­fragt und lu­kra­ti­ve Ni­schen fin­det, ist in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hig. Der re­gu­la­to­ri­sche Um­gang mit den ra­san­ten Ent­wick­lun­gen muss sich dem­entspre­chend an einer lang­fris­ti­gen und volks­wirt­schaft­li­chen Per­spek­ti­ve ori­en­tie­ren. Struk­tu­ren dür­fen auf­ge­bro­chen wer­den. Ver­bo­te und der Ver­such, tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen aus un­se­rem Land zu ver­ban­nen, hel­fen nie­man­dem: Weder den unter Druck ge­ra­te­nen Bran­chen noch den ent­spre­chen­den Ge­schäfts­mo­del­len oder Ar­beits­plät­zen.

Zum Ziel kommt statt­des­sen, wer die wich­ti­gen Grund­wer­te er­grün­det, die ei­ge­nen Stär­ken re­flek­tiert und sich dar­auf kon­zen­triert. Durch sol­che li­be­ra­le An­sät­ze gehen die Schweiz und ihre Ein­woh­ner als Ge­win­ner aus der «Di­gi­ta­li­sie­rung» her­vor.

 

Die­ser Bei­trag ist Teil un­se­rer Ar­ti­kel­se­rie zur Di­gi­ta­li­sie­rung. Lesen Sie nächs­te Woche über das Pro­jekt «E-Ver­zol­lungs­pro­zes­se» der Eid­ge­nös­si­schen Zoll­ver­wal­tung (EZV). Be­reits er­schie­nen: