vernetztes gehirn

Daten als Trei­ber der di­gi­ta­len Wirt­schaft

Daten sind die Basis von In­no­va­ti­on und Wachs­tum. Das wirft die Frage auf, wie der recht­li­che Rah­men für den Um­gang der Daten aus­se­hen muss, damit die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung op­ti­mal ge­nutzt wer­den kön­nen. Ihre Nut­zung und Ver­ar­bei­tung darf nicht durch ein re­gu­la­to­ri­sches Kor­sett be­hin­dert wer­den.

Big Data, In­ter­net of Things (IoT) und In­dus­trie 4.0 sind in aller Munde. Mitt­ler­wei­le ist es eine Bin­sen­weis­heit, dass Daten die Grund­la­ge und die trei­ben­de Res­sour­ce der di­gi­ta­len Wirt­schaft sind. Ihre Nut­zung und Ver­ar­bei­tung birgt ein enor­mes Po­ten­zi­al für die Wirt­schaft und die Ge­sell­schaft. Oft wer­den sie als Roh­stoff oder als Gold der Zu­kunft be­zeich­net. Zu Recht, wobei die Zu­kunft – die Di­gi­ta­li­sie­rung – schon längst im Gange ist und alle Bran­chen er­fasst. Daten wer­den nicht mehr al­lein vom Men­schen, son­dern zu­neh­mend auch durch mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren­de Ge­gen­stän­de und Sys­te­me pro­du­ziert. Das welt­weit ge­ne­rier­te Da­ten­vo­lu­men wächst ex­po­nen­ti­ell, in einem Aus­mass, wel­ches das Vor­stel­lungs­ver­mö­gen sprengt. 

Eine un­er­schöpf­li­che Res­sour­ce

Di­gi­ta­le Daten wer­den wie Waren pro­du­ziert, ver­ar­bei­tet und ge­han­delt – kurz­um: sie sind zu einem zen­tra­len Wirt­schafts­gut ge­wor­den. An­ders als En­er­gie­trä­ger wird die Res­sour­ce Daten bei der Pro­duk­ti­on nicht ver­braucht. Der da­ten­ge­trie­be­nen Wirt­schaft liegt viel­mehr ein un­be­grenz­ter Kreis­lauf zu­grun­de: Aus Daten, also einer bi­nä­ren Zei­chen­men­ge, wer­den In­for­ma­tio­nen ge­won­nen. Diese füh­ren zum Auf­bau von Know-how, das sei­ner­seits in Ent­schei­dun­gen und Hand­lun­gen mün­det. Hier­bei ent­ste­hen neue Daten, die – kom­bi­niert mit an­dern Da­ten­sät­zen –  wie­der­um die Grund­la­ge für neue In­for­ma­tio­nen bil­den. So ent­ste­hen In­no­va­ti­on, Wachs­tum und Le­bens­qua­li­tät.

Ver­stär­kend wirkt eine wei­te­re Spe­zia­li­tät di­gi­ta­ler Daten: Sie las­sen sich leicht und zu tie­fen Grenz­kos­ten ver­viel­fäl­ti­gen. So kön­nen sie – im Un­ter­schied zu phy­si­schen Gü­tern – von be­lie­big vie­len Per­so­nen gleich­zei­tig ge­nutzt wer­den. An­ge­sichts der her­aus­ra­gen­den Be­deu­tung von Daten für hoch­wer­ti­ge Pro­duk­te und für die Op­ti­mie­rung von Ge­schäfts­mo­del­len stellt sich die Frage, wie das re­gu­la­to­ri­sche Um­feld be­schaf­fen sein muss, damit sich das Po­ten­zi­al der di­gi­ta­len Wirt­schaft ent­fal­ten kann. 

Eine da­ten­be­zo­ge­ne Re­gu­lie­rung muss sich an fol­gen­den Pa­ra­me­tern ori­en­tie­ren:

  • Un­ge­hin­der­ten Da­ten­ver­kehr för­dern: Der Zu­gang zu und der Aus­tausch von Daten ist für die Un­ter­neh­men es­sen­zi­ell. Un­nö­ti­ge Be­schrän­kun­gen sol­len be­sei­tigt und damit In­no­va­tio­nen ge­för­dert wer­den. Der not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­ons­schutz muss dabei si­cher­ge­stellt sein. 
  • In­no­va­ti­ons­wett­be­werb si­chern: Neue Re­ge­lun­gen dür­fen der Ent­wick­lung und Nut­zung von di­gi­ta­len Pro­duk­ten, zu­kunfts­fä­hi­gen Ge­schäfts­mo­del­len und ef­fi­zi­enz­stei­gern­den in­dus­tri­el­len An­wen­dun­gen nicht im Wege ste­hen. Der Re­gu­la­tor soll auf die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung schau­en, nicht pri­mär auf Ri­si­ken. Ins­be­son­de­re ein über­schies­sen­der Da­ten­schutz kann wirt­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen brem­sen.
  • «Smart» re­gu­lie­ren: Das tech­no­lo­gi­sche Um­feld ent­wi­ckelt sich ra­sant. Je dy­na­mi­scher die Markt­ent­wick­lung ist, desto mehr steigt die Ge­fahr, dass eine In­ter­ven­ti­on zu Ver­zer­run­gen führt. Der Ge­setz­ge­ber soll des­halb nur in den Wett­be­werb ein­grei­fen, so­fern es zwin­gend not­wen­dig ist. Vor­schnel­le Re­gu­lie­rung ist zu ver­mei­den. Im Zwei­fels­fall ist auf die frag­li­che Re­gu­lie­rung zu ver­zich­ten. Ge­ziel­te, dif­fe­ren­zier­te Lö­sun­gen sind pau­scha­len Re­ge­lun­gen vor­zu­zie­hen. Ver­bo­te sol­len nur das letz­te Mit­tel sein.
  • Der Pri­vat­au­to­no­mie Raum las­sen: Bei der Be­wäl­ti­gung der ju­ris­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung neh­men die Un­ter­neh­men schon heute ihre Ver­ant­wor­tung wahr. Ver­trä­ge und Stan­dards er­mög­li­chen an­ge­mes­se­ne Lö­sun­gen im Rah­men pri­vat­au­to­no­mer Ge­stal­tung. Auch Selbst­re­gu­lie­rung und Be­hör­den­emp­feh­lun­gen kön­nen prak­ti­ka­ble In­stru­men­te sein. Ge­setz­ge­be­ri­sche Mass­nah­men sol­len nur sub­si­di­är er­wo­gen wer­den. 
  • Kein ei­gen­tums­recht­li­cher Re­gu­lie­rungs­an­satz ge­bo­ten: Das Schwei­zer Recht kennt ver­schie­de­ne Schutz­be­stim­mun­gen, die sich auch auf die recht­li­che Zu­ord­nung von Daten be­zie­hen. Ein ein­heit­li­ches Re­gime zur Zu­ord­nung vor allem nicht-per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, die von Ma­schi­nen und Ge­gen­stän­den pro­du­ziert wer­den, gibt es hin­ge­gen nicht. Dies stellt aber ge­gen­wär­tig kein Hin­der­nis dar, das vom Ge­setz­ge­ber aus dem Weg ge­räumt wer­den müss­te. Die Nut­zung von und der Um­gang mit Daten las­sen sich hin­rei­chend ver­trag­lich re­geln.
  • Für in­ter­na­tio­na­le Ab­stim­mung sor­gen: In einer glo­ba­li­sier­ten Wirt­schaft ver­lau­fen die Da­ten­strö­me über Län­der- und Kon­ti­nent­gren­zen hin­weg. Bei all­fäl­li­gen An­pas­sun­gen im «Da­ten­recht» ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Schwei­zer Rechts­rah­men mit den Re­gu­lie­run­gen der wich­ti­gen Han­dels­part­ner kom­pa­ti­bel ist. Schwei­zer Al­lein­gän­ge füh­ren zu Auf­wand und Rechts­un­si­cher­hei­ten bei den Un­ter­neh­men.