EU und Schweizer Fahne gehen in einander über

Aus­tausch der Schwei­zer Wirt­schaft mit EU-Steu­er­de­le­ga­ti­on

Ver­tre­ter der Schwei­zer Wirt­schaft haben sich heute in Bern mit einer De­le­ga­ti­on des Son­der­aus­schus­ses «TAXE» des EU-Par­la­ments ge­trof­fen. Ge­gen­stand des Tref­fens, das auf Ein­la­dung der EU-De­le­ga­ti­on statt­fand, war ein Aus­tausch zu Fra­gen der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung, na­ment­lich zum Thema Steu­er­ru­lings. Die Wirt­schafts­ver­tre­ter hat­ten dabei die Ge­le­gen­heit, das Schwei­zer Steu­er­sys­tem ge­gen­über der De­le­ga­ti­on ob­jek­tiv dar­zu­stel­len.

 

Mar­kus Neu­haus (Mit­glied des Vor­stands von eco­no­mie­su­is­se, Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent PwC und Lei­ter Fach­grup­pe Steu­ern EX­PERTsu­is­se) legte Grund­la­gen und Pra­xis des Ru­ling-Ver­fah­rens in der Schweiz dar. Ru­lings, steu­er­li­che Vor­ab­be­schei­de, wer­den in der Schweiz im Rah­men des gel­ten­den Steu­er­rechts ver­ge­ben, um den Un­ter­neh­men Pla­nungs­si­cher­heit zu ge­wäh­ren und den Be­hör­den die Steu­er­ver­an­la­gung zu ver­ein­fa­chen. Ge­mäss einem Kon­kor­dat der Kan­to­ne aus dem Jahr 1948
sind Steu­er­ab­kom­men («tax deals»), die un­ge­recht­fer­tig­te Steu­er­vor­tei­le ver­mit­teln, ver­bo­ten. Vor­ab­be­schei­de, die auf un­voll­stän­di­gen In­for­ma­tio­nen be­ru­hen, sind für die Steu­er­be­hör­den nicht bin­dend. Ein «Code of Con­duct» zwi­schen Steu­er­be­hör­den, Steu­er­pflich­ti­gen und der Be­ra­tung si­chert ein fai­res und pro­fes­sio­nel­les Ver­fah­ren.

Frank Marty (Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung, eco­no­mie­su­is­se) ver­wies auf die Ver­ein­ba­rung
der Schweiz mit der EU von 2014, in der sich die Schweiz ver­pflich­tet, kri­ti­sier­te Steu­er­re­gime auf­zu­he­ben – EU-Staa­ten ver­zich­ten im Ge­gen­zug auf Mass­nah­men gegen Schwei­zer Fir­men. Für die not­wen­di­gen An­pas­sun­gen des Schwei­zer Un­ter­neh­mens­steu­er­rechts sind für die Schweiz ver­schie­de­ne Prin­zi­pi­en wich­tig: die Ein­hal­tung der Bun­des­ver­fas­sung (na­ment­lich was die Ein­hal­tung der po­li­ti­schen Pro­zes­se und das Ver­bot rück­wir­ken­der Be­steue­rung be­trifft), die Schwei­zer Sou­ve­rä­ni­tät in Steu­er­fra­gen, der Grund­satz «gleich lan­ger Spies­se» im in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werb und der Ver­zicht auf eine in­ter­na­tio­na­le Har­mo­ni­sie­rung der Steu­er­sät­ze.


Ein fai­rer Steu­er­wett­be­werb über die Steu­er­sät­ze muss auch in Zu­kunft mög­lich sein. Die Schwei­zer Wirt­schaft un­ter­stützt Be­mü­hun­gen, im Rah­men der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III die Schwei­zer Un­ter­neh­mens­be­steue­rung wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und nach den je­weils gel­ten­den in­ter­na­tio­na­len Stan­dards aus­zu­rich­ten. Es soll ein «level play­ing field» herr­schen. Die Schweiz soll also wei­ter­hin die glei­chen Mög­lich­kei­ten haben wie an­de­re Län­der.

 

Mar­tin Zogg (Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung, Swiss­Hol­dings) legte dar, dass die Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich eine sehr hohe Dich­te in­ter­na­tio­nal tä­ti­ger Un­ter­neh­men mit we­sent­li­chen Kon­zern­funk­tio­nen hat. Die in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men der Re­al­wirt­schaft tra­gen zu einem Drit­tel des Schwei­zer Brut­to­so­zi­al­pro­dukts bei und schaf­fen jeden vier­ten Job. Die Schweiz hat als in­ter­na­tio­na­ler Un­ter­neh­mens­stand­ort eine lange Tra­di­ti­on.

Urs Ka­pal­le (Lei­ter Fi­nanz­po­li­tik und Steu­ern, Swiss­Ban­king) hob her­vor, dass das kürz­lich ver­ein­bar­te Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU ein wich­ti­ger Schritt in Rich­tung au­to­ma­ti­scher In­for­ma­ti­ons­aus­tausch dar­stellt. Es sei nun wich­tig, dass die EU das Ab­kom­men recht­zei­tig un­ter­zeich­ne, damit es zeit­ge­recht dem Schwei­zer Par­la­ment un­ter­brei­tet wer­den kann. Zudem würde die Schwei­ze­ri­sche Ban­kier­ver­ei­ni­gung es be­grüs­sen, wenn die EU als Gan­zes den au­to­ma­ti­schen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit wei­te­ren Län­dern ab­schlies­sen würde. Die EU soll­te dies nicht den ein­zel­nen EU-Mit­glied­staa­ten über­las­sen.