Rück­schritt bei Bahn­ta­rif­er­hö­hun­gen

Der Ver­band öf­fent­li­cher Ver­kehr (VöV) und der Preis­über­wa­cher haben sich heute be­züg­lich der Ta­ri­fe im öf­fent­li­chen Ver­kehr ge­ei­nigt. An­statt der vor­ge­se­he­nen 5,6 Pro­zent stei­gen die Bahn­prei­se nur um durch­schnitt­lich 5,2 Pro­zent. eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass bei der stär­ke­ren Be­tei­li­gung der Nut­zer an den ÖV-Kos­ten zu­rück­ge­krebst wird.
Die Leis­tun­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs in der Schweiz sind aus­ge­zeich­net. Das ÖV-An­ge­bot wird in der Schweiz ent­spre­chend in­ten­siv ge­nutzt. Die­ses An­ge­bot hat aber auch sei­nen Preis. Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den al­lei­ne be­zah­len pro Jahr über 8 Mil­li­ar­den Fran­ken. Weil die Nut­zer des ÖV-An­ge­bots je­doch nach wie vor zu wenig be­zah­len, hat der Bun­des­rat 2011 des­halb rich­ti­ger­wei­se be­schlos­sen, die Nut­zer des Schie­nen­net­zes stär­ker an des­sen Kos­ten zu be­tei­li­gen. Mit der Er­hö­hung der Tras­sen­prei­se um 200 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr wurde ein Schritt zu mehr Kos­ten­wahr­heit getan. Denn die Ver­kehrs­un­ter­neh­men wer­den diese Mehr­kos­ten weit­ge­hend an die Nut­zer wei­ter­ge­ben.

Die heute kom­mu­ni­zier­te Ei­ni­gung zwi­schen dem VöV und dem Preis­über­wa­cher, die eine Re­duk­ti­on der ur­sprüng­lich vom VöV kom­mu­ni­zier­ten Ta­rif­er­hö­hun­gen ent­hält, setzt ein fal­sches Si­gnal an die ÖV-Nut­zer. Es wird Zeit, dass die Bahn­rei­sen­den sich stär­ker be­wusst wer­den, dass sie die teu­ren In­fra­struk­tu­ren viel zu güns­tig in An­spruch neh­men. Ins­be­son­de­re die Be­sit­zer von Halb­tax- und Ge­ne­ral­abon­ne­ment sind nicht kos­ten­de­ckend auf dem Schwei­zer Schie­nen­netz un­ter­wegs. 

Wenn man be­denkt, dass die Ei­gen­wirt­schaft­lich­keit der Bahn le­dig­lich bei knapp 50 Pro­zent liegt, ist die durch die Ei­ni­gung er­ziel­te «Ent­las­tung» der Bahn­be­nut­zer in der Höhe von 35 Mil­lio­nen Fran­ken ein Schritt in die fal­sche Rich­tung. Von einer «Ent­las­tung» kann so oder so keine Rede sein, denn am Ende kom­men die Steu­er­zah­len­den für die feh­len­den Ein­nah­men auf. Durch die Fi­xie­rung der Prei­se auf min­des­tens zwei Jahre wird den Ver­kehrs­un­ter­neh­men zudem ver­un­mög­licht, ihre Preis­plä­ne fle­xi­bel der Nach­fra­ge an­zu­pas­sen.

Hin­ge­gen be­grüsst eco­no­mie­su­is­se die Pläne für ein Al­ter­na­tiv-Ge­ne­ral­abon­ne­ment, um die Ne­ben­ver­kehrs­zei­ten bes­ser aus­zu­las­ten. Damit wer­den Ka­pa­zi­täts­eng­päs­se ent­schärft, indem An­ge­bot und Nach­fra­ge bes­ser auf­ein­an­der ab­ge­stimmt wer­den. Ein stär­ker am Markt ori­en­tier­tes Preis­sys­tem hilft zudem, die Prei­se ent­lang der Zah­lungs­be­reit­schaft der ÖV-Be­nut­zer aus­zu­ge­stal­ten. Al­ler­dings muss sich der Preis für ein sol­ches Al­ter­na­tiv-GA an den wah­ren Kos­ten ori­en­tie­ren. Die Ei­gen­wirt­schaft­lich­keit der Bahn darf damit kei­nes­falls noch ge­rin­ger aus­fal­len als heute. Im Klar­text: Der Preis des nor­ma­len GA muss er­höht wer­den und mit dem Al­ter­na­tiv-GA darf nicht ein wei­te­res, hoch­sub­ven­tio­nier­tes An­ge­bot für Bahn­kun­den ent­ste­hen.