Teure Ein­spei­se­ver­gü­tung KEV: wenig Nut­zen für die Strom­ver­sor­gung

Der Na­tio­nal­rat hat zum Ab­schluss der aus­ser­or­dent­li­chen Ses­si­on zur En­er­gie­po­li­tik viel Geld für die Strom­er­zeu­gung aus So­lar­ener­gie in Aus­sicht ge­stellt. Mit der Mo­ti­on Bä­um­le 11.3456 soll der bis­her gel­ten­de „De­ckel“ des Zu­schlags auf den Strom­preis von 0,9 Rap­pen pro Ki­lo­watt­stun­de auf­ge­ho­ben wer­den. Statt jähr­lich rund 500 Mil­lio­nen Fran­ken soll der Bund nun bis zu meh­re­ren Mil­li­ar­den Fran­ken an Sub­ven­tio­nen aus­ge­ben kön­nen.
Die Sub­ven­tio­nie­rung der Ein­spei­sung von Strom aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en mit­tels der Kos­ten­de­cken­den Ein­spei­se­ver­gü­tung (KEV) er­wies sich bis­her als har­zig. Viel we­ni­ger Pro­jek­te als an­ge­nom­men konn­ten rea­li­siert wer­den. Klein­was­ser­kraft­wer­ken und Wind­tur­bi­nen er­wächst lo­ka­ler Wi­der­stand. Die Geo­ther­mie ist noch immer im For­schungs­sta­di­um. Bio­mas­se und Holz haben nur ein be­schränk­tes Po­ten­zi­al zur Strom­er­zeu­gung. Ein­zig bei der Fo­to­vol­ta­ik be­steht eine län­ge­re War­te­lis­te für die Zu­tei­lung von Sub­ven­tio­nen. Al­ler­dings ist die Fo­to­vol­ta­ik so­wohl die teu­ers­te als auch die un­zu­ver­läs­sigs­te Strom­er­zeu­gungs­art.

Über­dies ist die Schweiz mit rund 800 bis 1000 Son­nen­stun­den pro Jahr kein güns­ti­ger Stand­ort etwa im Ver­gleich zu Süd­spa­ni­en mit 2000 oder Nord­afri­ka mit 2400 Stun­den. Hinzu kommt, dass die heu­ti­ge Was­ser­kraft­nut­zung der Schweiz zu einem er­heb­li­chen Pro­duk­ti­ons­über­schuss in den Som­mer­mo­na­ten führt. Strom aus Fo­to­vol­ta­ik würde diese Über­schüs­se noch ver­grös­sern. Die heu­ti­gen knapp 100 Spei­cher­se­en in den Alpen sind in der Lage, Strom für rund 30 Tage zu la­gern. Eine Ver­la­ge­rung des aus Son­nen­en­er­gie her­ge­stell­ten Stroms in das Win­ter­halb­jahr („Strom­bat­te­rie“) ist daher aus tech­ni­schen Grün­den na­he­zu aus­ge­schlos­sen. Des­halb trägt die Nut­zung der Son­nen­en­er­gie prak­tisch nichts zur Ver­sor­gung der Schweiz im kri­ti­schen Win­ter­halb­jahr bei. Die mit der Mo­ti­on be­schlos­se­ne „Ent­de­cke­lung“ der KEV er­weist sich somit bei nä­he­rer Be­trach­tung als in­ef­fi­zi­en­te und wenig sinn­vol­le en­er­gie­po­li­ti­sche Mass­nah­me.

Deutsch­land ist kein Vor­bild
Die un­ge­brems­te För­de­rung der So­lar­strom­er­zeu­gung in Deutsch­land wird hier­zu­lan­de oft als Mus­ter­bei­spiel einer in­dus­trie­po­li­ti­schen Tech­no­lo­gie­för­de­rung an­ge­führt. Ob­wohl der bis Ende des Jah­res 2010 er­folg­te Aus­bau der Fo­to­vol­ta­ik die deut­schen Strom­ver­brau­cher ins­ge­samt be­reits mehr als 81 Mil­li­ar­den Euro ge­kos­tet hat, be­trägt der An­teil am Strom­mix nur knapp zwei Pro­zent.

Der An­teil der in Deutsch­land her­ge­stell­ten und dort in­stal­lier­ten So­lar­mo­du­le ist den­noch am Sin­ken. Ge­mäss im März 2011 pu­bli­zier­ten Be­rech­nun­gen der Hoch­schu­le für Tech­nik und Wirt­schaft Ber­lin wer­den in Deutsch­land ak­tu­ell mehr Fo­to­vol­ta­ik­pro­duk­te im­por­tiert als ex­por­tiert. So zeigt die Aus­sen­han­dels­sta­tis­tik von Deutsch­land, dass im ver­gan­ge­nen Jahr So­lar­mo­du­le im Wert von 11,6 Mil­li­ar­den Euro im­por­tiert wur­den, wo­hin­ge­gen der Wert der ex­por­tier­ten So­lar­mo­du­le mit 5,4 Mil­li­ar­den Euro bei we­ni­ger als der Hälf­te lag. Hält die­ser Trend wei­ter an, wer­den die deut­schen Her­stel­ler über kurz oder lang von den qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­den, aber we­sent­lich kos­ten­güns­ti­ge­ren asia­ti­schen Im­por­ten vom Markt ver­drängt. Die mil­li­ar­den­schwe­re Fi­nan­zie­rung der So­lar­ener­gie wird je­doch noch über Jahr­zehn­te die deut­sche Wirt­schaft be­las­ten.