IV-Re­vi­si­on: Spar­wil­le des Bun­des­rats lässt nach

Der Bun­des­rat krebst bei der Ent­schul­dung der IV-Re­vi­si­on zu­rück: Von den ur­sprüng­lich für das zwei­te Mass­nah­men­pa­ket der 6. IV-Re­vi­si­on vor­ge­se­he­nen Ein­spa­run­gen von 800 Mil­lio­nen Fran­ken will er nun nicht ein­mal mehr die Hälf­te um­set­zen. Auch bei der Aus­deh­nung der Schul­den­brem­se auf die IV ist der Bun­des­rat nicht kon­se­quent genug. Damit ist es frag­lich, ob die Po­li­tik das dem Stimm­volk ge­mach­te Ver­spre­chen zur zeit­li­chen Be­fris­tung der Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung ein­hält. Für die Wirt­schaft wäre eine Wei­ter­füh­rung der Zu­satz­fi­nan­zie­rung nicht ak­zep­ta­bel.
Bei der Volks­ab­stim­mung über die IV-Zu­satz­fi­nan­zie­rung ver­sprach der Bun­des­rat, dass die Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er auf 8,0 Pro­zent bis 2018 be­fris­tet sei. Bis dann wür­den die nö­ti­gen Mass­nah­men zur aus­ga­ben­sei­ti­gen Ent­schul­dung der IV um­ge­setzt. Unter die­ser Be­din­gung stimm­te auch die Wirt­schaft der be­fris­te­ten Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung zu. Mit der heute durch den Bun­des­rat ver­öf­fent­lich­ten Bot­schaft ist es frag­lich, ob die­ses Ver­spre­chen ein­ge­hal­ten wer­den kann.

In der Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge schlug der Bun­des­rat noch Ein­spa­run­gen von 800 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr vor. Die­ser Be­trag ist nun ge­mäss Bot­schaft auf 325 Mil­lio­nen Fran­ken ge­schmol­zen. So will der Bun­des­rat al­lei­ne beim vor­ge­schla­ge­nen stu­fen­lo­sen Ren­ten­sys­tem rund 210 Mil­lio­nen Fran­ken we­ni­ger ein­spa­ren als vor­ge­se­hen. Die Ein­spa­run­gen bei den El­tern­ren­ten sol­len rund 60 Mil­lio­nen Fran­ken tie­fer aus­fal­len. Dabei ver­weist der Bun­des­rat auf die ak­tu­ells­ten Be­völ­ke­rungs­sze­na­ri­en und die er­war­te­te Re­duk­ti­on der An­zahl Kin­der.

Der Bun­des­rat macht zwar gel­tend, dass eine Ent­schul­dung der IV bei der AHV bis 2025 auch mit der heute vor­ge­stell­ten Vor­la­ge mög­lich sei. Die zur Be­grün­dung her­bei­ge­zo­ge­nen bes­se­ren Pro­gno­sen müs­sen aber mit Vor­sicht ge­nos­sen wer­den, zumal IV-Pro­gno­sen auch in der Ver­gan­gen­heit sich auch schon als zu op­ti­mis­tisch her­aus­ge­stellt haben. Das Par­la­ment muss des­halb den Weg zu­rück zu einer kon­se­quen­ten IV-Re­vi­si­on fin­den. An den ur­sprüng­lich vor­ge­schla­ge­nen Ein­spa­run­gen ist fest­zu­hal­ten. Eine Fort­set­zung der Zu­satz­fi­nan­zie­rung durch die Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung nach 2017 darf nicht zur De­bat­te ste­hen.

Auch der vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne In­ter­ven­ti­ons­me­cha­nis­mus (Schul­den­brem­se) ent­täuscht. Bei den So­fort­mass­nah­men, die bei Un­ter­schrei­ten von ge­wis­sen Schwel­len­wer­ten aus­ge­löst wer­den, sieht die Bot­schaft neben aus­ga­ben­sei­ti­gen Mass­nah­men auch au­to­ma­ti­sche Bei­trags­satz­er­hö­hun­gen vor. Dies ist klar ab­zu­leh­nen. eco­no­mie­su­is­se, der Schwei­ze­ri­sche Ar­beit­ge­ber­ver­band und der Schwei­ze­ri­sche Ge­wer­be­ver­band haben im Ver­nehm­las­sungs­ver­fah­ren einen aus­ge­ar­bei­te­ten Vor­schlag für einen In­ter­ven­ti­ons­me­cha­nis­mus mit So­fort­mass­nah­men vor­ge­schla­gen, die sich an den vor­han­de­nen Mit­teln ori­en­tie­ren, aber ein Über­steu­ern ver­hin­dern. Nach Aus­lö­sen die­ser So­fort­mass­nah­men muss der Ge­setz­ge­ber in­nert kur­zer Frist eine Vor­la­ge zur nach­hal­ti­gen Wie­der­her­stel­lung des fi­nan­zi­el­len Gleich­ge­wichts aus­ar­bei­ten. Erst in jener Vor­la­ge sol­len dann auch Bei­trags­er­hö­hun­gen mög­lich sein, nicht aber schon vor­her mit der au­to­ma­tisch grei­fen­den So­fort­mass­nah­me.

Für die Wirt­schaft kommt eine Wei­ter­füh­rung der IV-Zu­satz­fi­nan­zie­rung über die Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung nicht in­fra­ge. Die Po­li­tik muss sich an ihre Ver­spre­chun­gen hal­ten. Wei­ter ist der Ge­dan­ke der be­währ­ten Schul­den­brem­se auf die IV aus­zu­deh­nen. Dazu ist ein In­ter­ven­ti­ons­me­cha­nis­mus mit So­fort­mass­nah­men nötig, die sich an den vor­han­de­nen Mit­teln ori­en­tie­ren.