US Zölle

​​US-Zölle auf Schwei­zer Im­por­te: Schäd­lich und un­be­grün­det​

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • ​​Die USA er­he­ben ab dem 5. April Ba­sis­z­öl­le in der Höhe von 10 Pro­zent für alle Im­por­te und ab dem 9. April län­der­spe­zi­fi­sche Zölle von bis zu 49 Pro­zent gegen ein­zel­ne Han­dels­part­ner („re­cipro­cal ta­riffs“).
  • Schwei­zer Ex­por­te in die USA sind davon di­rekt be­trof­fen mit einem über­mäs­sig hohen Zoll­satz von 31 Pro­zent. ​
  • Für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft be­deu­tet die heu­ti­ge han­dels­po­li­ti­sche Es­ka­la­ti­on eine ernst­haf­te Be­las­tung.
  • Der Bun­des­rat und die Schwei­zer Wirt­schafts­di­plo­ma­tie sind ge­for­dert, die Si­tua­ti­on mit der US-Re­gie­rung rasch zu klä­ren. Die Schweiz hat beste wirt­schaft­li­che Ar­gu­men­te auf ihrer Seite.

Die USA haben heute einen Ba­sis­zoll­satz von 10 Pro­zent auf alle Ein­fuh­ren in die USA ab dem 5. April ein­ge­führt. Zu­sätz­lich wer­den Im­port­zöl­le von bis zu 49 Pro­zent für aus­ge­wähl­te Län­der ab dem 9. April in Kraft ge­setzt. US-Prä­si­dent Trump be­grün­det diese «Ge­gen­zöl­le» («re­cipro­cal ta­riffs») mit an­geb­lich un­fai­ren Han­dels­prak­ti­ken wich­ti­ger Part­ner, dar­un­ter Zölle auf US-Pro­duk­te, Wäh­rungs­ma­ni­pu­la­ti­on und hohe Mehr­wert­steu­ern.  

Von den neuen Zöl­len aus­ge­nom­men sind unter an­de­rem Ex­por­te von Stahl und Alu­mi­ni­um (be­reits mit 25 Pro­zent be­legt). Phar­ma­pro­duk­te sind ge­mäss der am 2. April un­ter­zeich­ne­ten Exe­cu­ti­ve Order nicht be­trof­fen. Ex­por­te von Autos und Au­to­mo­bil­tei­le wer­den ab dem 3. April se­pa­rat mit 25 Pro­zent ver­zollt.

Mit der Ein­füh­rung die­ser Zölle löst die US-Re­gie­rung eine neue Es­ka­la­ti­ons­stu­fe aus.

Über­mäs­sig hohe Zölle für Schwei­zer Ex­por­te 

Die neuen län­der­spe­zi­fi­schen Zölle tref­fen auch Schwei­zer Ex­por­te in die USA di­rekt. Sie wer­den mit einem über­mäs­sig hohen Satz von 31 Pro­zent be­legt. Die­ser tritt am 9. April in Kraft. Für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft be­deu­te­tet die­ser neue Zoll eine ernst­haf­te Be­las­tung. Der län­der­spe­zi­fi­sche Zoll auf Schwei­zer Ex­por­te fällt weit­aus höher aus als jener auf EU-Ex­por­te (20 Pro­zent).

Die USA sind mit rund CHF 53 Mrd. (ohne Gold) noch vor Deutsch­land der wich­tigs­te Ex­port­markt der Schweiz. Wäh­rend bis­her vor allem die Schwei­zer Tech-In­dus­trie unter den US-Zöl­len auf Stahl und Alu­mi­ni­um litt, sind von den US-Ge­gen­zöl­len nun die US-Ex­por­te vie­ler Schwei­zer Sek­to­ren di­rekt be­trof­fen.

Die neuen US-Zölle ver­teu­ern die Schwei­zer Ex­por­te, schwä­chen die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Un­ter­neh­men und be­las­ten das In­ves­ti­ti­ons­kli­ma. Dies ge­schieht in einer Phase, in der die Ex­port­aus­sich­ten in an­de­ren Ab­satz­märk­ten be­reits ein­ge­trübt sind.

Wirt­schafts­di­plo­ma­tie muss rasch Lö­sun­gen fin­den

Die heu­ti­ge han­dels­po­li­ti­sche Es­ka­la­ti­on der USA mar­kiert den vor­läu­fi­gen Hö­he­punkt eines welt­weit zu­neh­men­den Pro­tek­tio­nis­mus seit der Fi­nanz­kri­se vor 17 Jah­ren. Heute sind unter den 20 füh­ren­den Volks­wirt­schaf­ten ins­ge­samt 4'650 Im­port­re­strik­tio­nen in Kraft – fast zehn Mal so viele wie noch Ende 2008. Da diese pro­tek­tio­nis­ti­schen Mass­nah­men die Welt­wirt­schaft zu­se­hends be­las­ten, ist deren Abbau im In­ter­es­se aller Län­der.

Eine wei­te­re Es­ka­la­ti­on des Han­dels­kon­flikts muss ver­hin­dert wer­den. Der Bun­des­rat und die Schwei­zer Wirt­schafts­di­plo­ma­tie sind ge­for­dert, am Ver­hand­lungs­tisch mit der US-Re­gie­rung rasch Lö­sun­gen zu fin­den.

Klare Ar­gu­men­te gegen US-Zölle auf Schwei­zer Pro­duk­te

Aus wirt­schaft­li­cher Sicht gibt es keine nach­voll­zieh­ba­ren Grün­de für US-Zölle gegen die Schweiz – im Ge­gen­teil.

So ver­folgt die Schweiz seit Jah­ren eine of­fe­ne Han­dels­po­li­tik und hat per 1. Ja­nu­ar 2024 ihre In­dus­trie­z­öl­le ein­sei­tig ab­ge­schafft. Die Im­port­zöl­le der Schweiz lie­gen ins­ge­samt schon heute deut­lich unter jenen der USA. Wer­den neben den Gü­tern auch Dienst­leis­tun­gen be­rück­sich­tigt, re­sul­tiert zwi­schen der Schweiz und den USA ein an­nä­hernd aus­ge­gli­che­ner Han­del. 

Zudem ist die Schweiz eine erst­klas­si­ge wirt­schaft­li­che Part­ne­rin der USA: Sie ist der sechst­wich­tigs­te aus­län­di­sche In­ves­tor in den USA und führt diese Rang­lis­te bei For­schung und Ent­wick­lung sogar an. Schwei­zer Fir­men sind für rund 400'000 Ar­beits­plät­ze in den USA ver­ant­wort­lich mit einem Durch­schnitts­lohn von rund USD 130'000. An­ders als viele Län­der er­hebt die Schweiz schliess­lich nur eine sehr nied­ri­ge Mehr­wert­steu­er und hat kei­nen CO2-Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus (CBAM) ge­gen­über Dritt­staa­ten ein­ge­führt.