​​Un­fai­re Han­dels­prak­ti­ken? USA-Schweiz 3:1​

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • ​​Die Schweiz ist einer der bes­ten Wirt­schafts­part­ner, den die USA über­haupt haben. ​
  • Han­dels­krie­ge und hohe Zölle sind schlecht für die Ex­port­na­ti­on Schweiz, aber auch für die USA. ​
  • In der Han­dels­be­zie­hung steht es 3 zu 1 zu Guns­ten der USA, es ge­win­nen aber trotz­dem beide Län­der.​

​​Vor rund zwei Mo­na­ten haben wir un­se­ren Ti­cker zu den an­ge­kün­dig­ten, ein­ge­führ­ten, wie­der aus­ge­setz­ten und schliess­lich doch um­ge­setz­ten Zol­ler­hö­hun­gen auf­ge­schal­tet. Die­ser tickt seit­her mit ra­san­tem Speed. ​

Die Welt hält den Atem an und fragt sich ge­gen­wär­tig, was Trump wohl als Nächs­tes tun wird. So auch die Schweiz: Die USA wer­den ab­klä­ren, ob wir wegen einer un­fai­ren Han­dels­po­li­tik einen Han­dels­bi­lanz­über­schuss ge­gen­über den USA auf­wei­sen. Doch ist dies über­haupt ge­recht­fer­tigt? ​

​Han­dels­be­zie­hung: 3 zu 1 zu Guns­ten der USA ​

​Nein – und zwar gleich drei Mal nicht: ​

  • ​Ers­tens haben wir sämt­li­che Im­port­zöl­le auf In­dus­trie­gü­ter per 1. Ja­nu­ar 2024 ab­ge­schafft. Wir ver­fol­gen auch keine In­dus­trie­po­li­tik mit Sub­ven­tio­nen oder an­de­ren teu­ren Tricks.
  • Zwei­tens ist die Struk­tur un­se­rer Wirt­schafts­be­zie­hun­gen sehr gut für die USA: Wir lie­fern den USA bei­spiels­wei­se hoch­wer­ti­ge Ma­schi­nen, wel­che sie für ihre Re­in­dus­tria­li­sie­rung drin­gend brau­chen, um wett­be­werbs­fä­hi­ger zu wer­den. Bei den In­dus­trie­gü­tern hat die Schweiz einen Ex­port­über­schuss, beim Dienst­leis­tungs­han­del wie­der­um die USA.
  • Drit­tens fliesst bei den Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen so viel Schwei­zer Ka­pi­tal in die USA, dass unser Land die welt­weit sechst­gröss­te Di­rekt­in­ves­to­rin in den USA ist. Un­se­re Un­ter­neh­men schaf­fen 500'000 Ar­beits­plät­ze vor Ort, und was für wel­che: Der Durch­schnitts­lohn be­trägt 130'000 US-Dol­lar! ​

​Die USA punk­ten also drei Mal bei den Wirt­schafts­be­zie­hun­gen mit der Schweiz. Die Schweiz macht hin­ge­gen einen Punkt bei den In­dus­trie­gü­tern: In der Tat ex­por­tie­ren wir mehr In­dus­trie­gü­ter in die USA als um­ge­kehrt. Da­hin­ter ste­hen aber harte Ar­beit und In­no­va­ti­on – und eben keine un­fai­ren Han­dels­mass­nah­men. Somit steht es bei den Han­dels­be­zie­hun­gen 3:1 für die USA. ​

​Es gibt zudem einen wei­te­ren stra­te­gi­schen Be­reich, wo die USA mas­siv von der Schweiz pro­fi­tiert: Un­se­re Un­ter­neh­men sind die Num­mer 1 der gröss­ten aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­to­ren in For­schung und Ent­wick­lung in den USA. Soll­te ei­gent­lich einen Zu­satz­punkt geben! ​

​Somit schaf­fen un­se­re Un­ter­neh­men in den USA Jobs, gute Löhne, brin­gen In­no­va­ti­on ins Land, stär­ken die in­dus­tri­el­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit mit Top­ma­schi­nen. Eben­so sind sie un­ver­zicht­bar bei der Be­hand­lung schwe­rer Krank­hei­ten. ​​

Fazit: Die Schweiz ist einer der bes­ten Wirt­schafts­part­ner, den die USA über­haupt haben. ​

​Han­dels­krie­ge sind schlecht für die Ex­port­na­ti­on Schweiz ​

​Trotz­dem hal­ten auch wir in der Schweiz den Atem an. Han­dels­krie­ge sind schlecht für uns, schlecht für alle Volks­wirt­schaf­ten. Die Un­si­cher­heit ist gross. Wir sind eine Ex­port­na­ti­on. Hohe Zölle hät­ten auch für uns ne­ga­ti­ve Fol­gen. Die Ame­ri­ka­ner wür­den diese zwar auch selbst zah­len, doch die hohen Zu­satz­kos­ten wür­den die Nach­fra­ge nach un­se­ren Ma­schi­nen, Uhren oder Me­di­ka­men­ten sin­ken las­sen. ​

​Auch die Fi­nanz­märk­te hal­ten den Atem an: Ak­ti­en- und Kryp­to­märk­te sind ein­ge­bro­chen. Die In­ves­to­ren sind ver­un­si­chert. Die Ner­vo­si­tät ist nicht un­be­grün­det. Hohe Zölle hei­zen die In­fla­ti­on an und sind Mas­sen­ver­nich­tung rea­ler Kauf­kraft. Sie wer­den am Schluss immer von den Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten be­zahlt. Stei­gen­de In­fla­ti­on wird die US-Zen­tral­bank mit hö­he­ren Zin­sen be­kämp­fen müs­sen. Das wird die zins­sen­si­ble US-Wirt­schaft erst recht brem­sen – eine Re­zes­si­on wäre dann das Haupt­sze­na­rio. ​

​Hal­ten wir daher fest, dass die dis­rup­ti­ve Han­dels­po­li­tik letzt­lich vor allem auch die US-Wirt­schaft selbst tref­fen wird. Das wis­sen auch die Ent­schei­dungs­trä­ger in Wa­shing­ton D.C.. Dar­aus fol­gen zwei Ak­ti­ons­fel­der für die in­ter­na­tio­na­le Han­dels­po­li­tik: Mass­nah­men gegen US-Zölle soll­ten un­be­dingt so aus­ge­rich­tet sein, dass sie auf kei­nen Fall Dritt­staa­ten tref­fen. Und falls die «flui­de» Han­dels­po­li­tik pri­mär die US-Po­si­ti­on bei Ver­hand­lun­gen stär­ken soll, dann sol­len diese Ver­hand­lun­gen mög­lichst zügig auf­ge­nom­men wer­den. Es gibt kei­nen Grund damit bis zum Aus­bruch einer glo­ba­len Re­zes­si­on zu war­ten.​