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Über­flüs­si­ge und schäd­li­che Dis­kus­si­on um neue Erb­schafts­steu­ern

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Die Ab­leh­nung einer neuen Bun­des­erb­schafts­steu­er für die AHV in der Kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats ist po­si­tiv.
  • Jeg­li­che wei­te­re Erb­schafts­steu­er-Dis­kus­sio­nen sind über­flüs­sig und schäd­lich, weil sie zur Mehr­fach­be­steue­rung des glei­chen Ka­pi­tals füh­ren und kan­to­na­le Kom­pe­ten­zen be­schnei­den.
  • Erb­schafts­steu­ern ge­fähr­den Fa­mi­li­en­be­trie­be – egal, wie hoch die Steu­er­be­las­tun­gen sind. 

Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men, die oft seit Ge­ne­ra­tio­nen nach­hal­tig in Fa­mi­li­en­hand ge­führt wer­den, sind ein wich­ti­ger Be­stand­teil der er­folg­rei­chen Schwei­zer Wirt­schaft. Doch genau bei die­sen Un­ter­neh­men füh­ren Nach­lass- oder Erb­schafts­steu­ern zu er­heb­li­chen Pro­ble­men. Im Fall einer Erb­schaft ste­hen die Nach­kom­men vor dem Pro­blem, die Steu­er­for­de­rung nicht aus flüs­si­gen Mit­teln be­glei­chen zu kön­nen, da der Nach­lass gröss­ten­teils aus ge­bun­de­nem Be­triebs­ka­pi­tal be­steht. Um die Steu­er zu be­zah­len, wären sie ge­zwun­gen, Fir­men­an­tei­le zu ver­kau­fen – häu­fig an aus­län­di­sche In­ves­to­ren, die eher schnel­le Ge­win­ne als den lang­fris­ti­gen Fort­be­stand des Un­ter­neh­mens im Blick haben. Die fa­mi­li­en­in­ter­ne Wei­ter­füh­rung des Be­triebs wird da­durch er­heb­lich ge­fähr­det.

Wirt­schaft­li­che Dop­pel­be­las­tung mit der Ver­mö­gens­steu­er

Be­für­wor­ter von Erb­schafts­steu­ern er­hof­fen sich zu­sätz­li­che Ein­nah­men ohne Ne­ben­wir­kun­gen. Sie ver­ges­sen dabei, dass in der Schweiz in fast allen Kan­to­nen Erb­schaf­ten schon be­steu­ert wer­den. Soll der Bund die­sel­ben Werte ein zwei­tes Mal be­steu­ern? Klar nein. Zwar sind in den Kan­to­nen di­rek­te Nach­kom­men von der Be­steue­rung in der Regel aus­ge­nom­men. Dies aber mit gutem Grund. Eine Aus­wei­tung der Be­steue­rung hätte Schä­den für Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zur Folge. Sie kommt des­halb – im bes­ten volks­wirt­schaft­li­chen Ei­gen­in­ter­es­se der Schweiz – nicht in Frage. Im Aus­land stel­len sich üb­ri­gens genau die­sel­ben Pro­ble­me. Deutsch­land, das grund­sätz­lich eine um­fas­sen­de Erb­schafts­steu­er kennt, nimmt so viele Teile der Wirt­schaft von der Be­steue­rung aus, dass be­reits das Ver­fas­sungs­ge­richt ein­ge­schrit­ten ist. Eine (prak­ti­ka­ble) Lö­sung zeich­net sich nicht ab.

Neben den Erb­schafts­steu­ern er­he­ben alle Kan­to­ne eine Ver­mö­gens­steu­er. Die Ver­mö­gens­steu­er ist mit rund 9 Mil­li­ar­den jähr­lich wich­ti­ge Ein­kom­mens­quel­le für die Kan­to­ne und Ge­mein­den. Die Er­he­bung einer Ver­mö­gens­steu­er be­deu­tet: Jeder Ver­mö­gens­fran­ken, auf den es eine Erb­schafts­steu­er ab­se­hen kann, wurde vor­her steu­er­lich be­reits be­las­tet, und das nicht ein­ma­lig, son­dern wie­der­keh­rend Jahr für Jahr. Über eine ganze Ge­ne­ra­ti­on ge­se­hen er­ge­ben sich da­durch hohe Steu­er­las­ten. Die Ver­mö­gens­steu­er ist des­halb ein Er­satz für eine um­fas­sen­de Erb­schafts­steu­er. Einen Erb­schafts­steu­er-Be­darf, weil eine Steu­er­lü­cke be­stün­de, gibt es nicht.

Ein­griff in kan­to­na­le Steu­er­kom­pe­ten­zen

Ver­mö­gens- und Erb­schaft­steu­ern sind auf­ein­an­der ab­ge­stimmt, so dass sie im Ver­hält­nis, auch fis­ka­lisch, gut funk­tio­nie­ren. Eine Bun­des­erb­schafts­steu­er hat in die­sem Ver­hält­nis kei­nen Platz. Jeder Fran­ken, den der Bund mit einer ei­ge­nen Erb­schafts­steu­er weg­be­steu­ern würde, re­du­zier­te das kan­to­na­le Er­trags­po­ten­zi­al und ginge des­halb auf kan­to­na­le Kos­ten. Kan­to­ne ver­lö­ren Kom­pe­ten­zen und Au­to­no­mie. Das haben die kan­to­na­len Fi­nanz­di­rek­to­rin­nen und Fi­nanz­di­rek­to­ren be­reits im Zu­sam­men­hang mit der Juso-In­itia­ti­ve in einer Me­di­en­mit­tei­lung vom 27. Sep­tem­ber 2024 mit dem Titel «Keine Bun­des­erb­schafts­steu­er!» klar ge­macht.

Erb­schafts­steu­er­dis­kus­si­on muss rasch ein Ende haben

Die Juso-In­itia­ti­ve für eine Bun­des-Erb­schafts­steu­er hat be­kannt­lich zu er­heb­li­cher Ver­un­si­che­rung ge­führt. Klar­stel­lun­gen des Bun­des­rats zu Fra­gen der Um­set­zung haben die Lage bei den Be­trof­fe­nen etwas be­ru­higt. Der Scha­den für die Schweiz ist aber da – und sei es nur, weil ver­mö­gen­de Per­so­nen auf der Suche nach einem neuen Heim die Schweiz ak­tu­ell mei­den. Die sta­bi­len Rah­men­be­din­gun­gen, für die die Schweiz zur Recht be­kannt ist, in Frage zu stel­len, kön­nen wir uns nicht leis­ten. Rich­ti­ger­wei­se wurde darum die Dis­kus­si­on um eine Bun­des­erb­schafts­steu­er für die AHV in der Wirt­schafts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats un­ter­bun­den. Dis­kus­sio­nen über an­de­re Ideen für Erb­schafts­steu­ern füh­ren zu neuer Un­si­cher­heit und ver­län­gern und ver­schär­fen Pro­ble­me. Das ist ab­zu­leh­nen, ge­ra­de in einer Zeit, in der wir auf gute Steu­er­zah­ler zur Fi­nan­zie­rung un­se­res Staa­tes an­ge­wie­sen sind.