Sustainable Finance

Sustainable Fi­nan­ce: Die Leit­li­ni­en der Wirt­schaft

Das Thema Sustainable Fi­nan­ce ge­winnt immer stär­ker an Be­deu­tung. Als glo­bal füh­ren­der Wirt­schafts- und Fi­nanz­platz ver­fügt die Schweiz über einen gros­sen Hebel, durch nach­hal­ti­ges Fi­nan­zie­ren zur glo­ba­len Nach­hal­tig­keits­tran­si­ti­on bei­zu­tra­gen. Gleich­zei­tig kann sie davon auch stark pro­fi­tie­ren. Damit Sustainable Fi­nan­ce ein Er­folg für den Wirt­schafts- und Kli­ma­stand­ort Schweiz wird, hat eco­no­mie­su­is­se in Zu­sam­men­ar­beit mit Ver­tre­tern der Real- und Fi­nanz­wirt­schaft sechs über­grei­fen­de Leit­li­ni­en er­ar­bei­tet.

Der Markt nach­hal­ti­ger An­la­gen wächst wei­ter­hin ra­sant: Mitt­ler­wei­le dürf­te das Vo­lu­men die Marke von 2000 Mil­li­ar­den Fran­ken über­schrit­ten haben. Für die Schweiz als in­ter­na­tio­na­ler Fi­nanz- und Werk­platz bie­tet Sustainable Fi­nan­ce eine gros­se Chan­ce, sich zu einem füh­ren­den Stand­ort in die­sem Be­reich zu ent­wi­ckeln. Wie eine Stu­die von McK­in­sey in Zu­sam­men­ar­beit mit eco­no­mie­su­is­se und WWF auf­zeigt, hat die Schwei­zer Wirt­schaft in­di­rekt Ein­fluss auf Gi­ga­ton­nen an Emis­sio­nen (CO₂-Äqui­va­len­te) und damit einen Hebel, nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten durch Fi­nanz­flüs­se zu stär­ken. Die Schweiz ver­fügt zudem über ein sehr ak­ti­ves Öko­sys­tem von Ver­bän­den, die sich lau­fend für eine Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen ein­set­zen und damit zur Stär­kung des Schwei­zer Fi­nanz­plat­zes ent­schei­dend bei­tra­gen.

Her­aus­for­de­run­gen müs­sen adres­siert wer­den

Ob­wohl sich Sustainable Fi­nan­ce in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ste­tig wei­ter­ent­wi­ckelt hat, ist der Be­reich immer noch ge­prägt von zahl­rei­chen, wenig ko­or­di­nier­ten und teils di­ver­gie­ren­den In­itia­ti­ven und Re­gu­lie­run­gen (z.B. das In­ter­na­tio­nal Sustaina­bi­li­ty Stan­dards Board, die EU-Ta­xo­no­mie, oder ver­schie­de­ne Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten). Für die Schweiz be­deu­ten die Ent­wick­lun­gen ei­ner­seits eine Chan­ce, ihre Rolle als in­no­va­ti­ven und fort­schritt­li­chen Wirt­schafts­stand­ort aus­zu­bau­en. An­de­rer­seits muss sie als Klein­staat die in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen auf eine prag­ma­ti­sche und ver­hält­nis­mäs­si­ge Weise be­rück­sich­ti­gen und eine An­bin­dung an das in­ter­na­tio­na­le Um­feld si­cher­stel­len. Denn eine Frag­men­tie­rung von Ge­setz­ge­bun­gen be­deu­tet einen hohen Kos­ten­auf­wand ins­be­son­de­re für KMU und gros­se Un­si­cher­hei­ten für die ge­sam­te Schwei­zer Wirt­schaft. Grund­sätz­lich kann Sustainable Fi­nan­ce zu Bü­ro­kra­tie und Trans­ak­ti­ons­kos­ten füh­ren, ins­be­son­de­re wenn Vor­ga­ben nicht ab­ge­stimmt sind oder vor­schnell ge­trof­fen wer­den.

Sechs Grund­sät­ze, damit der Er­folg si­cher­ge­stellt wird

Um die Chan­cen von Sustainable Fi­nan­ce op­ti­mal zu nut­zen und gleich­zei­tig die Her­aus­for­de­run­gen zu adres­sie­ren, hat die Ge­samt­wirt­schaft sechs Leit­li­ni­en er­ar­bei­tet:

  1. Nach­hal­tig­keit ganz­heit­lich öko­lo­gisch, öko­no­misch und so­zi­al den­ken. Die Schwei­zer Wirt­schaft ver­steht unter Nach­hal­tig­keit und nach­hal­ti­gen Fi­nan­zie­run­gen alle Ebe­nen der Nach­hal­tig­keit und er­ach­tet die drei Kom­po­nen­ten als sich ge­gen­sei­tig be­din­gend.
  2. Einen markt­wirt­schaft­li­chen, evi­denz­ba­sier­ten An­satz, kein Ver­bots­den­ken. Die Nach­hal­tig­keits­be­mü­hun­gen aller Un­ter­neh­mun­gen müs­sen be­rück­sich­tigt wer­den und In­ves­to­ren müs­sen wei­ter­hin ihren Er­mes­sungs­spiel­raum nut­zen kön­nen, um zu be­stim­men, wel­che Tech­no­lo­gi­en sie als be­son­ders zu­kunfts­fä­hig an­se­hen.
  3. Trans­pa­renz und Ver­gleich­bar­keit ef­fi­zi­ent und schlank stär­ken und dabei Trans­ak­ti­ons­kos­ten mi­ni­mie­ren. Die Schaf­fung von Trans­pa­renz er­mög­licht es, Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en zu be­ur­tei­len und damit die ei­ge­nen Ak­ti­vi­tä­ten hin­sicht­lich ihrer Wir­kung und Ri­si­ken in Bezug auf die Nach­hal­tig­keit zu ken­nen.
  4. Rah­men­be­din­gun­gen für An­la­gen und In­vest­ments ver­bes­sern. Steu­er­li­che und bü­ro­kra­ti­sche Hür­den müs­sen ab­ge­baut wer­den. Um­ge­kehrt sol­len diese aber auch nicht in eine Bes­ser­stel­lung mün­den – gleich lange Spies­se sind ge­bo­ten.
  5. In­ter­na­tio­nal am­bi­tio­niert und ab­ge­stimmt, gleich­zei­tig aber selbst­be­wusst und ei­gen­stän­dig vor­ge­hen. Für einen funk­tio­nie­ren­den Markt sind gut ver­füg­ba­re und vor allem ver­gleich­ba­re In­for­ma­tio­nen eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung. Auf einen «Swiss Fi­nish» ist zu ver­zich­ten.
  6. Zu­sam­men­ar­beit Real- und Fi­nanz­wirt­schaft stär­ken. Sustainable Fi­nan­ce er­gibt sich aus der Nach­fra­ge nach einer nach­hal­ti­gen Re­al­wirt­schaft. Um­ge­kehrt kann Sustainable Fi­nan­ce aber auch An­rei­ze set­zen.

 


Pra­xis­bei­spiel Re­al­wirt­schaft

Dass Sustainable Fi­nan­ce so­wohl Chan­ce als auch Her­aus­for­de­rung sein kann, zeigt das Bei­spiel der Ze­ment­in­dus­trie. Ze­ment und damit Beton ist das wich­tigs­te Bau­mit­tel un­se­rer Zeit. Ob­schon die Her­stel­lung mit hohen CO₂-Emis­sio­nen ver­bun­den ist, sind die er­reich­ten Treib­haus­gas­re­duk­tio­nen und die Mög­lich­kei­ten wei­te­rer CO₂-Ein­spa­run­gen enorm: Seit 1990 konn­ten die ge­sam­ten CO₂-Emis­sio­nen der Schweiz um rund 35 Pro­zent ge­senkt wer­den. Dies unter an­de­rem durch die Re­duk­ti­on des An­teils von Ze­ment­klin­kers oder der Ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung von Pro­zes­sen, wie die In­dus­trie in ihrer Road­map 2050 «kli­ma­neu­tra­ler Ze­ment als Ziel» dar­legt. Um die­ses Po­ten­zi­al wei­ter aus­zu­schöp­fen, ist die Bran­che auf ge­ziel­te In­ves­ti­tio­nen an­ge­wie­sen. Bei zu weit­ge­hen­den Re­gu­lie­rungs­vor­ha­ben und zu eng de­fi­nier­ten Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en droht der Bran­che al­ler­dings Ge­fahr, vom Fi­nan­zie­rungs­fluss ab­ge­schnit­ten zu wer­den und den Zu­gang zu Ka­pi­tal zu ver­lie­ren. Gleich­zei­tig kön­nen Auf­la­gen bei der Be­richt­er­stat­tung zu hohem ad­mi­nis­tra­ti­vem Auf­wand füh­ren und auch für Zu­lie­fe­rer und Kun­den zur Her­aus­for­de­rung wer­den, wel­che den Werk­stand­ort Schweiz ge­fähr­den könn­te. Das Kern­ziel von Sustainable Fi­nan­ce muss daher eine mög­lichst brei­te Trans­for­ma­ti­on zu­sam­men mit Real- und Fi­nanz­wirt­schaft sein, wel­che auch sol­che Un­ter­neh­men mit­ein­be­zieht, da sonst die Kli­ma­zie­le nicht er­reicht wer­den kön­nen.


 

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