Brem­sen wir uns nicht selbst aus

Lö­sun­gen bei der di­gi­ta­len Iden­ti­tät sind ein wich­ti­ger Trei­ber der Di­gi­ta­li­sie­rung im Land. Sie wer­den daher von allen Sei­ten ge­for­dert, nicht nur von der Wirt­schaft, son­dern ge­ra­de auch von der öf­fent­li­chen Hand, dar­un­ter Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den. Und ob­wohl nach Jah­ren der in­ten­si­ven Dis­kus­si­on das Par­la­ment eine grund­so­li­de Lö­sung als ge­setz­li­che Basis ver­ab­schie­det hat, droht am 7. März ein Nein zum E-ID-Ge­setz.

Die De­bat­te um die elek­tro­ni­sche Iden­ti­tät ist eine Lei­dens­ge­schich­te. Sie steht sym­bo­lisch für zahl­rei­che Di­gi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te in der Schweiz. Lei­der geht bei der ak­tu­el­len Dis­kus­si­on der Nut­zen der Di­gi­ta­li­sie­rung ver­ges­sen und wir ver­spie­len leicht­fer­tig wich­ti­ge Chan­cen für un­se­re wirt­schaft­li­che Zu­kunft.

In der Co­ro­na-Pan­de­mie hat sich ge­zeigt, wie wich­tig die Di­gi­ta­li­sie­rung ist. Über­all dort, wo sie nicht vor­an­ge­trie­ben wor­den war, harzt es. Wäh­rend wir uns also in Vi­deo­kon­fe­ren­zen quer über den Glo­bus aus­tau­schen und kon­takt­los unser Brot be­zah­len, wer­den gleich­zei­tig Daten zwi­schen den Be­hör­den her­um­ge­faxt, kom­men un­voll­stän­dig an, Con­tact-Tra­c­ing er­folgt mit Excel-Ta­bel­len, di­gi­ta­le Impf­zer­ti­fi­ka­te kön­nen nicht er­stellt wer­den und vom elek­tro­ni­schen Pa­ti­en­ten­dos­sier mag man schon gar nicht mehr spre­chen. Selbst grund­le­gen­de di­gi­ta­le Lö­sun­gen wie ein di­gi­ta­ler Füh­rer­schein oder nur schon eine di­gi­ta­le Au­to­bahn­vi­gnet­te sucht man in der Schweiz ver­ge­bens. Es ist daher höchs­te Zeit, dass wir end­lich mehr über die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung spre­chen und an die Zu­kunft den­ken. 

Sta­tus Quo ist un­si­che­rer und hilft nie­man­dem

Die Not­wen­dig­keit einer staat­lich ge­prüf­ten Schwei­zer E-ID ist un­be­strit­ten. Die Schweiz ris­kiert in­ter­na­tio­nal in die­ser wich­ti­gen Frage völ­lig den An­schluss zu ver­lie­ren. An­de­re Län­der haben seit vie­len Jah­ren eine Lö­sung. Mit dem E-ID-Ge­setz ist es in der Schweiz nach über 15 Jah­ren end­lich ge­lun­gen, ein fun­dier­tes und breit ab­ge­stütz­tes Grund­la­gen­ge­setz zu ver­ab­schie­den. Im par­la­men­ta­ri­schen Pro­zess wur­den die ge­äus­ser­ten Be­den­ken zum Da­ten­schutz und zur Si­cher­heit auf­ge­nom­men. Auch des­halb wird es von Ge­mein­den, Kan­to­nen, Bund, Par­la­ment und der Wirt­schaft un­ter­stützt. Selbst der Eid­ge­nös­si­sche Da­ten­schutz­be­auf­trag­te EDÖB gibt sei­nen Segen.  

Trotz­dem scheu­en die Geg­ner keine Mühe, um Un­si­cher­heit und Ängs­te zu streu­en: Weder Schwei­zer Un­ter­neh­men noch den Po­li­ti­ke­rin­nen und Po­li­ti­kern könne in die­ser Sache ver­traut wer­den. Allen wird un­ter­stellt, uns zu über­wa­chen und un­se­re Daten an den Meist­bie­ten­den ver­kau­fen zu wol­len. 

Dabei wird aus­ge­blen­det: Der Da­ten­schutz ist im E-ID-Ge­setz viel stren­ger als bis­her, die Daten müs­sen in der Schweiz blei­ben. Es ist ver­bo­ten, Nut­zer­pro­fi­le zu er­stel­len oder Daten zu ver­kau­fen. Es gibt stren­ge Kon­trol­len und nicht zu­letzt ist die E-ID ge­mäss Ge­setz frei­wil­lig.

Wer keine E-ID will, muss keine haben

Ge­ra­de die­ser Punkt ist ent­schei­dend: Wer keine E-ID will oder sie für un­nö­tig hält, muss keine E-ID haben. Des­halb muss man aber nicht allen an­de­ren mit einem Nein die Chan­ce auf eine E-ID ver­weh­ren. Ein Nein hilft nie­man­dem, bringt keine bes­se­re Lö­sung und wirft die Schweiz statt­des­sen um wei­te­re wert­vol­le Jahre zu­rück. Nut­zen wir die Chan­ce und sagen am 7. März JA zur E-ID!