Palmöl wird in Lastwagen über Plantage transportiert

Vier Grün­de, die gegen ein Palm­öl-Ba­shing spre­chen

In knapp einem Monat be­fin­det die Schwei­zer Stimm­be­völ­ke­rung über das Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en. Die­ses ist nicht zu­letzt auf­grund sei­nes fort­schritt­li­chen Nach­hal­tig­keits­ka­pi­tels ein Mei­len­stein für beide Ver­trags­par­tei­en. Die Geg­ner des Ab­kom­mens küm­mert dies wenig – sie ver­su­chen statt­des­sen, die Ab­stim­mung zu einer Grund­satz­dis­kus­si­on über Palm­öl ver­kom­men zu las­sen. Vier Grün­de, wes­halb die­ses Palm­öl-Ba­shing zu kurz greift.

Am 7. März stim­men die Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer dar­über ab, ob das fer­tig aus­ge­han­del­te Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en in Kraft tritt oder nicht. Die­ses soll die zahl­rei­chen Han­dels­hür­den, die heute beim Im­port und Ex­port zwi­schen In­do­ne­si­en und der Schweiz be­ste­hen, ab­bau­en. In der öf­fent­li­chen De­bat­te schei­nen diese Vor­tei­le un­be­strit­ten zu sein. Ob­wohl der Ver­trags­text völ­ker­recht­lich ver­bind­li­che und stren­ge Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en ent­hält, gibt vor allem das Thema Palm­öl­im­port zu reden. Palm­öl müsse boy­kot­tiert und vom Ver­trags­text aus­ge­klam­mert wer­den, lau­ten bei­spiels­wei­se ei­ni­ge der For­de­run­gen. Nach­fol­gend vier Grün­de, wieso die Kri­tik an Palm­öl oft alles an­de­re als kon­struk­tiv ist:

1. Ein Boy­kott von Palm­öl ist weder öko­lo­gisch sinn­voll noch ziel­füh­rend

Mit ihrem Slo­gan «Stopp Palm­öl» for­dern die Geg­ner des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en nichts we­ni­ger als einen Palm­öl-Boy­kott. Sie sug­ge­rie­ren damit, dass bei einer Ab­leh­nung des Ab­kom­mens kein Palm­öl mehr aus In­do­ne­si­en in die Schweiz ge­langt. Das ist aber falsch. Ers­tens stimmt die Schweiz nicht über ein Im­port­ver­bot ab. Zwei­tens pro­fi­tiert In­do­ne­si­en als Ent­wick­lungs­land im Rah­men des All­ge­mei­nen Prä­fe­renz­sys­tems (APS) be­reits heute von Zoll­kon­zes­sio­nen beim Palm­öl­im­port in die Schweiz – daran würde sich bei einem Nein am 7. März nichts än­dern. Eine An­nah­me des Ab­kom­mens würde je­doch dafür sor­gen, dass künf­tig nur nach­hal­tig pro­du­zier­tes und rück­ver­folg­ba­res Palm­öl ver­güns­tigt im­por­tiert wer­den darf. Das ist ein zen­tra­ler Ver­hand­lungs­er­folg. Durch eine stär­ke­re Nach­fra­ge nach nach­hal­ti­gem Palm­öl bie­tet die Schweiz in­do­ne­si­schen Pro­du­zen­ten einen An­reiz, die Her­stel­lungs­pro­zes­se ent­spre­chend an­zu­pas­sen.

Üb­ri­gens: Ge­mäss WWF braucht es beim Palm­öl vier- bis neun­mal we­ni­ger Land als bei an­de­ren Öl­saa­ten. Be­trach­tet man den Was­ser­ver­brauch pro Ki­lo­gramm pro­du­zier­tes Öl, so ist die­ser auf­grund des ge­rin­ge­ren Flä­chen­be­darfs bei Palm­öl nied­ri­ger als bei allen an­de­ren Öl­sor­ten. Zudem ist beim Palm­öl auch der Be­darf an Pes­ti­zi­den und Her­bi­zi­den tie­fer. Öl­pal­men lie­fern kon­stan­te und dau­er­haf­te Er­trä­ge wäh­rend bis zu 30 Jah­ren und sind we­ni­ger krank­heits­an­fäl­lig als an­de­re Öl­pflan­zen. Daher warnt auch der WWF vor einem Palm­öl-Boy­kott. 

2. Es gibt meh­re­re La­bels für nach­hal­tig pro­du­zier­tes Palm­öl – der RSPO gilt als be­son­ders streng

So etwas wie «nach­hal­ti­ges» Palm­öl gebe es nicht, lau­tet einer der Haupt­vor­wür­fe der Geg­ner. Auch die­ses Ar­gu­ment ist bei nä­he­rem Be­trach­ten zu kurz­sich­tig. Es ver­kennt die Tat­sa­che, dass in den letz­ten Jah­ren gros­se An­stren­gun­gen un­ter­nom­men wor­den sind, um die in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Nach­hal­tig­keits­stan­dards für Palm­öl zu stär­ken und kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln.

Diese Be­stre­bun­gen wer­den denn auch im vor­lie­gen­den Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ex­pli­zit un­ter­stützt. Bei den Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en für Palm­öl ori­en­tiert sich die Schweiz unter an­de­rem am Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO). Es ist ein in­ter­na­tio­nal gel­ten­des Label unter vie­len an­de­ren. Aber der RSPO ist heute das am wei­tes­ten ver­brei­te­te und gleich­zei­tig auch strengs­te Label im Palm­öl­sek­tor: Nur Palm­öl­im­por­teu­re, die ein gül­ti­ges RSPO-Lie­fer­ket­ten­zer­ti­fi­kat vor­le­gen kön­nen, pro­fi­tie­ren künf­tig von den Zoll­kon­zes­sio­nen. Un­ab­hän­gi­ge Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­len kon­trol­lie­ren min­des­tens jähr­lich vor Ort, ob die Pro­du­zen­ten die vor­ge­ge­be­nen Kri­te­ri­en auch wirk­lich ein­hal­ten. 

3. Der Palm­öl­im­port ist keine Be­dro­hung für die Schwei­zer Öl­saa­ten­pro­duk­ti­on

Ein wei­te­res Ar­gu­ment, wel­ches die Geg­ner des Ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en gerne be­to­nen, be­trifft die Land­wirt­schaft. Der Im­port bil­li­gen Palm­öls ge­fähr­de ihrer Mei­nung nach ein­hei­mi­sche Pflan­zen­öle und gehe auf Kos­ten nach­hal­ti­ger lo­ka­ler Pro­duk­ti­on. Auch die­ser Ein­wand hält den Fak­ten nicht stand. Die Zoll­kon­zes­sio­nen mit In­do­ne­si­en wur­den in Ab­spra­che mit der Schwei­zer Land­wirt­schaft aus­ge­han­delt und sind weit­ge­hend ver­gleich­bar mit jenen, die die Schweiz in der Ver­gan­gen­heit an­de­ren Han­dels­part­nern ge­währt hat. Aus die­sem Grund hat auch der Schwei­zer Bau­ern­ver­band die klare JA-Pa­ro­le ge­fasst und setzt sich öf­fent­lich für das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ein – zu­sam­men mit an­de­ren Ak­teu­ren aus der Er­näh­rungs- und Land­wirt­schafts­bran­che.

Aus­ser­dem ist Palm­öl be­reits heute güns­ti­ger als Raps­öl, wes­halb keine Ver­drän­gung der in­län­di­schen Öl­saa­ten zu er­war­ten ist. Ge­mäss Bun­des­rat wer­den die Palm­öl­im­por­te in die Schweiz auch ins­ge­samt nicht zu­neh­men – so haben sich die Ge­samt­im­por­te in die Schweiz seit 2013 um 37 Pro­zent re­du­ziert. Soll­te der Schwei­zer Öl­saa­ten­markt wider Er­war­ten den­noch unter Druck ge­ra­ten, würde eine ent­spre­chen­de Schutz­klau­sel im Ab­kom­men der Schweiz er­lau­ben, kor­ri­gie­rend ein­zu­grei­fen.

4. Die Schweiz im­por­tier­te 2019 we­ni­ger als zwei Con­tai­ner Palm­öl aus In­do­ne­si­en

Die ob­ge­nann­ten Punk­te zei­gen es deut­lich auf: Die Geg­ner ver­su­chen, die Ab­stim­mung über das Frei­han­dels­ab­kom­men für eine Grund­satz­dis­kus­si­on über Palm­öl zu miss­brau­chen. Diese ein­sei­ti­ge Po­le­mi­sie­rung ist ir­re­füh­rend: 2019 waren ge­ra­de ein­mal 0,0001 Pro­zent (35 Ton­nen oder 1,5 Con­tai­ner) der in­do­ne­si­schen Palm­ö­l­ex­por­te für die Schweiz be­stimmt. Davon ent­stamm­ten bei­na­he 100 Pro­zent aus nach­hal­ti­gem Anbau.

Mehr über die Vor­tei­le des Ab­kom­mens lesen Sie im dos­sier­po­li­tik zum Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz mit In­do­ne­si­en. Wei­te­re in­ter­es­san­te Fak­ten zum Palm­öl fin­den Sie aus­ser­dem in fol­gen­dem Fak­ten­blatt.

Alles, was Sie sonst noch über das Ex­port­gut Palm­öl wis­sen soll­ten