Lastwagen mit Container in Containerhafen

Deut­li­ches Ja des Stän­de­rats zum In­dus­trie­zoll­ab­bau

Der Stän­de­rat hat sich heute als Er­strat im De­tail mit dem In­dus­trie­zoll­ab­bau be­fasst. Mit dem Ja zum bun­des­rät­li­chen Ent­wurf hat die Klei­ne Kam­mer aus Sicht der Wirt­schaft die rich­ti­ge Wahl ge­trof­fen.

Der Stän­de­rat be­stä­tig­te heute mit 28 zu 14 Stim­men und einer Ent­hal­tung den Ent­scheid der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on und damit auch den bun­des­rät­li­chen Vor­schlag zur In­dus­trie­zoll­auf­he­bung. Damit setz­te die Klei­ne Kam­mer ein kla­res Zei­chen für die Schwei­zer Wirt­schaft. Im­port­zöl­le auf In­dus­trie­pro­duk­te haben in der Schweiz als Schutz­mass­nah­me schon lange aus­ge­dient. Im Ge­gen­teil, viele Fir­men brau­chen heute kom­pli­zier­te ad­mi­nis­tra­ti­ve Ver­fah­ren, um den Zollan­satz re­du­zie­ren zu kön­nen. Es geht folg­lich bei die­sem Ge­schäft darum, be­ste­hen­de Im­port­pro­zes­se zu ver­schlan­ken und zu ver­güns­ti­gen. Die ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung ist un­mit­tel­bar mit dem Abbau der In­dus­trie­z­öl­le ver­knüpft, denn erst die­ser bie­tet die Basis für eine um­fas­sen­de Pro­zess­ver­ein­fa­chung sei­tens Be­hör­den und In­dus­trie.

Rech­nung geht auf

Wich­tig bei der Be­ur­tei­lung der Vor­la­ge sind nicht nur die un­mit­tel­ba­ren fi­nan­zi­el­len Fol­gen für die Bun­des­kas­se. Eben­so pro­fi­tiert die Ver­wal­tung di­rekt dank ad­mi­nis­tra­ti­ver und fi­nan­zi­el­ler Ein­spa­run­gen. Zudem führt der In­dus­trie­zoll­ab­bau in dy­na­mi­scher Be­trach­tung volks­wirt­schaft­lich zu einer po­si­ti­ven Bi­lanz. Die Brut­to-Ein­nah­men­aus­fäl­le des Bun­des wer­den somit durch Wohl­fahrts­ge­win­ne von jähr­lich 860 Mil­lio­nen Fran­ken mehr als auf­ge­wo­gen. Unter Ein­be­zie­hung der zu er­war­ten­den hö­he­ren Steu­er­ein­nah­men und den ad­mi­nis­tra­ti­ven Ent­las­tun­gen auf Ver­wal­tungs­sei­te fal­len die Ein­nah­men­aus­fäl­le netto ge­se­hen ge­rin­ger aus (2016 rund 310 Mil­lio­nen Fran­ken; vgl. Eco­plan-Stu­die). Aus­ser­dem wur­den etwa drei Vier­tel der Zoll­ab­ga­ben auf In­dus­trie­gü­ter ei­gent­lich im Rah­men von Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) im Prin­zip be­reits ab­ge­schafft – kön­nen aber aus di­ver­sen Grün­den nicht voll­um­fäng­lich ge­nutzt wer­den.

Agrar­pro­duk­te nicht be­trof­fen

Der Abbau der Im­port­zöl­le auf In­dus­trie­gü­ter hat keine ver­steck­ten Fol­ge­ef­fek­te auf Agrar­zöl­le oder die Schwei­zer Agrar­po­li­tik. Die Ge­set­zes­vor­la­ge be­schränkt sich aus­drück­lich auf In­dus­trie­gü­ter der Zoll­ta­rif­ka­pi­tel 25 bis 97. Mo­der­ne FHA sind meist um­fas­sen­de Ab­kom­men, die mehr als nur den Zoll­ab­bau be­inhal­ten. In den Ver­hand­lun­gen spie­len daher an­de­re The­men wie zum Bei­spiel geis­ti­ges Ei­gen­tum, Dienst­leis­tun­gen, öf­fent­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen, nicht­ta­ri­fä­re Han­dels­hemm­nis­se, Zu­sam­men­ar­beit der Be­hör­den usw. eine wich­ti­ge­re Rolle. Den Be­dürf­nis­sen des Schwei­zer Agrar­stand­orts wird auch nach der Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le bei FHA-Ver­hand­lun­gen aus­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Zudem pro­fi­tie­ren ge­wis­se auf­stre­ben­de Märk­te und Ent­wick­lungs­län­der, wie In­do­ne­si­en oder Bra­si­li­en, zum Teil be­reits von einem re­du­zier­ten Zollan­satz im In­dus­trie­be­reich (ASP-Sta­tus).

Ent­las­tung für Ge­wer­be, KMU und Kon­su­men­ten

Die Vor­tei­le der In­dus­trie­zoll­auf­he­bung spü­ren Un­ter­neh­men wie Kon­su­mie­ren­de glei­cher­mas­sen. Die In­dus­trie­zoll­auf­he­bung ist ein wirk­sa­mes Mit­tel im Kampf gegen die Hoch­preis­in­sel Schweiz. Durch den In­dus­trie­zoll­ab­bau sinkt der ad­mi­nis­tra­ti­ve und fi­nan­zi­el­le Auf­wand beim Im­port. An­ge­sichts des hohen Kon­kur­renz­drucks im De­tail­han­del ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Un­ter­neh­men ent­spre­chen­de Kos­ten­ein­spa­run­gen wei­ter­ge­ben. Die ge­stei­ger­te Wirt­schafts­leis­tung auf­grund des In­dus­trie­zoll­ab­baus führt aus­ser­dem zu hö­he­ren Ein­kom­men. Das Ge­wer­be und die Un­ter­neh­men hin­ge­gen spa­ren durch die Zoll­ab­schaf­fung auf den Vor- und Zwi­schen­ma­te­ria­li­en sowie durch den ge­rin­ge­ren ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand. Und be­son­ders die von den wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie stark be­trof­fe­ne Ex­port­wirt­schaft wird durch diese ad­mi­nis­tra­ti­ven und fi­nan­zi­el­len Ent­las­tun­gen im ent­schei­den­den Mo­ment ge­stärkt.

Nächs­tes Jahr steht mit der Be­ra­tung im Na­tio­nal­rat die nächs­te Be­wäh­rungs­pro­be für das Ge­schäft an. Die heu­ti­ge Ent­schei­dung der Klei­nen Kam­mer bie­tet eine gute Grund­la­ge für diese De­bat­te. Letzt­lich ist be­reits in der vom Bund in Auf­trag ge­ge­be­nen Eco­plan-Stu­die klar er­sicht­lich, dass ein voll­stän­di­ger In­dus­trie­zoll­ab­bau in einem Schritt zum gröss­ten po­si­ti­ven Nut­zen für die Volks­wirt­schaft führt.