Beladen eines Frachtflugzeugs

Die Schwei­zer Wirt­schaft braucht die Luft­fracht

Die Schweiz ist eine glo­bal ver­netz­te Volks­wirt­schaft und eine Ex­port­na­ti­on. Die Luft­fahrt ge­währ­leis­tet die dafür not­wen­di­ge in­ter­na­tio­na­le An­bin­dung und ver­fügt im Fracht­be­reich über Ei­gen­schaf­ten, die kein an­de­rer Ver­kehrs­trä­ger in glei­cher Weise bie­ten kann. Dies schlägt sich in einem wert­mäs­si­gen Ex­port­an­teil von 50 Pro­zent (157 Mil­li­ar­den Fran­ken) nie­der, wie eine um­fas­sen­de neue Stu­die im Auf­trag der IG Air Cargo zeigt.

Die Luft­fracht stemmt einen be­deu­ten­den Teil des Schwei­zer Aus­sen­han­dels – zu die­sem Er­geb­nis kommt die heute ver­öf­fent­lich­te «Luft­fracht­lo­gis­tik-Stu­die Schweiz 2020», die vom In­sti­tut für Sup­p­ly Chain Ma­nage­ment der Uni­ver­si­tät St. Gal­len er­stellt wurde. 50 Pro­zent der wert­mäs­si­gen Ex­por­te (157 Mil­li­ar­den Fran­ken) ver­lies­sen die Schweiz 2019 per Luft­fracht, im in­ter­kon­ti­nen­ta­len Ver­kehr waren es gar 82 Pro­zent. Be­son­ders er­wäh­nens­wert sind dabei der hohe durch­schnitt­li­che Wa­ren­wert von 1413 Fran­ken pro Ki­lo­gramm sowie die dy­na­mi­sche Ent­wick­lung in den letz­ten zehn Jah­ren (Ex­por­te +43 Pro­zent und Im­por­te +57 Pro­zent). Der Fracht­an­teil ge­mes­sen in Ton­nen bleibt mit rund einem Pro­zent im Im­port und Ex­port sehr ge­ring.

Luft­fracht deckt Kun­den­be­dürf­nis­se wert­schöp­fungs­in­ten­si­ver Bran­chen ab

Che­misch-phar­ma­zeu­ti­sche Pro­duk­te bil­den mit 47 Pro­zent Wert­an­teil die wich­tigs­te Wa­ren­grup­pe in der Luft­fracht. Wei­te­re be­deu­ten­de Ka­te­go­ri­en sind Ma­schi­nen, me­di­zi­ni­sche Pro­duk­te sowie Uhren. Da die lo­gis­ti­schen Pro­zess­ket­ten sehr kom­plex und je nach Ware un­ter­schied­lich sind, über­neh­men meist spe­zia­li­sier­te Luft­frachtspe­di­teu­re die Or­ga­ni­sa­ti­on und Ab­wick­lung. So kann ge­währ­leis­tet wer­den, dass die spe­zi­fi­schen Stär­ken der Luft­fracht voll zum Tra­gen kom­men: Kurze Trans­port­zei­ten, hohe Si­cher­heits­stan­dards, zu­ver­läs­si­ge Trans­port­ket­ten und eine hohe Fle­xi­bi­li­tät. Diese Ei­gen­schaf­ten kann kein an­de­rer Ver­kehrs­trä­ger auf die glei­che Weise ge­währ­leis­ten, be­son­ders auf län­ge­ren Dis­tan­zen.

Hoher Fracht­an­teil auf Pas­sa­gier­flü­gen – Schweiz pro­fi­tiert von der guten in­ter­na­tio­na­len An­bin­dung

In der Schweiz wer­den rund 70 Pro­zent der Fracht als «belly cargo» auf Pas­sa­gier­flü­gen ab­ge­wi­ckelt. Dies ist im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ein hoher An­teil und un­ter­streicht die Wich­tig­keit einer guten in­ter­na­tio­na­len An­bin­dung im Pas­sa­gier­ver­kehr. Auch die In­fra­struk­tur und das Dienst­leis­tungs­ni­veau an den Schwei­zer Lan­des­flug­hä­fen sind ein Qua­li­täts­fak­tor. Durch die gute land­sei­ti­ge Ver­bin­dung mit dem Schwei­zer Markt über re­gel­mäs­si­ge «Road Fee­der Ser­vices» bie­ten Gross­flug­hä­fen im eu­ro­päi­schen Um­land eine at­trak­ti­ve Al­ter­na­ti­ve und stel­len eine di­rek­te Kon­kur­renz für den Luft­fracht­stand­ort Schweiz dar.

Wei­ter­ent­wick­lung der Rah­men­be­din­gun­gen nötig

Die neue Stu­die stellt eine zu­neh­men­de Dis­kre­panz zwi­schen der volks­wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung der Luft­fracht und den Ent­wick­lungs­per­spek­ti­ven fest. Zwar si­chern das Luft­ver­kehrs­ab­kom­men mit der EU und eine Viel­zahl wei­te­rer in­ter­na­tio­na­ler Ver­trä­ge die grund­sätz­li­che An­bin­dung der Schweiz ab. Die hie­si­gen Rah­men­be­din­gun­gen sta­gnie­ren je­doch oder ver­schlech­tern sich zu­se­hends, sei es im Be­reich der Ka­pa­zi­tät, der Be­triebs­zei­ten oder der Pro­duk­ti­ons­kos­ten. Es braucht des­halb grös­se­re po­li­ti­sche An­stren­gun­gen für eine ge­samt­heit­li­che Be­trach­tung der Luft­fahrt, die neben öko­lo­gi­schen und ge­sell­schaft­li­chen auch die wirt­schaft­li­chen An­for­de­run­gen an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.